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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sich Viktoria zu ihr um. »Wenn es Ihnen keine Umstände bereitet.«
    »Dann setzen Sie sich.« Bedächtig ging die Frau zu einem riesigen Samowar und stellte ein Glas samt Unterteller unter den messingfarbenen Kran.
    Einen Augenblick später hielt Viktoria ein Glas Schwarztee in der Hand, der ein feines Aroma verströmte und genau die richtige Temperatur besaß. Sie nippte an dem Tee und fragte sich, wie sie anfangen sollte.
    »Hören Sie«, begann sie leise. »Dass Ihr Enkel tot ist, tut mir aufrichtig leid.« Sie war versucht, noch weiterzugehen und über den Mann zu sprechen, der soeben das Haus verlassen hatte. Doch die Alte kam ihr zuvor.
    »Denken Sie nicht weiter darüber nach. Leute wie Sie können ja nichts dafür, dass unser Land im Chaos versinkt und die Menschen das Menschsein vergessen.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen können«, setzte Viktoria erneut an. »Es gibt da jemandem, dem ich mein Leben verdanke, und obwohl er schon älter ist als der Junge auf dem Bild, sieht er Ihrem Enkel recht ähnlich. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich ihn treffen und ihm danken könnte. Vielleicht ist er mit Ihnen verwandt, und Sie wissen, wo ich ihn finden kann? Ich verspreche Ihnen, weder Lebenov noch Bashtiri werden etwas davon erfahren.«
    |178| Plötzlich glitt der Vorhang beiseite, und ein Mann trat herein. Zuerst hatte Viktoria gehofft, es sei der Fremde von eben, doch obwohl der Mann eine ähnliche Kleidung trug, war er viel kleiner und älter. Sein störrisches, silbriges Haar bändigte er mit einer bunten Mütze, sein Gang war gebeugt.
    »Das ist mein Mann«, sagte die alte Frau leise. »Makar Charitonowitsch Schirov. Er ist unser Stammesführer. Und ich bin Vera Leonardowa Schirova.«
    Der Alte kam näher und sah Viktoria prüfend ins Gesicht, ganz so, als ob er bis zu ihrer Seele vordringen wollte. Auch er hatte Ähnlichkeit mit ihrem Retter. Er hatte die gleichen schräg stehenden Augen und eine ganz leicht nach unten gebogene Nase.
    »Viktoria Vanderberg.« Ihre Stimme zitterte ein wenig. »Ich bin hier, um herauszufinden, wem ich mein Leben verdanke.« Sie wollte aufstehen, um ihm die Hand zu reichen, doch er bedeutete ihr mit einer Geste, sitzen zu bleiben.
    »Wenn Sie uns etwas Gutes tun wollen, vergessen Sie diesen Mann!« Die Miene des Alten blieb völlig neutral. »Er weilt nicht mehr unter uns, sondern ist vielmehr ein guter Geist, der manchmal an den Ort seiner Herkunft zurückkehrt, um Menschen wie Ihnen aus Not und Elend zu helfen.«
    »Ein Geist?«, wiederholte Viktoria ungläubig. »Ich glaube nicht an Geister.« Sie stellte die Untertasse auf einem Beistelltischchen ab. »An Ihrer Stelle würde ich lieber an Geister glauben«, erwiderte der Mann und ließ sich neben ihr auf dem Sofa nieder. Wie selbstverständlich nahm er Viktorias Hand in seine, die sich kühl und trocken anfühlten.
    »Ich habe gehört, dass Sie draußen am Chekosee arbeiten, Kindchen«, sagte er. »Es ist verfluchtes Land. Das sollten Sie wissen. Man kann dort seine Seele verlieren. Das Unglück, von dem mir meine Frau erzählt hat, sollte Ihnen eine Warnung sein. Kehren Sie in ihre Heimat zurück und vergessen Sie, was Sie hier zu suchen gedachten.« Ganz sacht legte er seine wettergegerbte Hand auf Viktorias Schulter und sah ihr beschwörend in die Augen. »Glauben Sie mir, niemand, der dort geforscht hat, hat je sein Glück gefunden, geschweige denn, das wahre Geheimnis von Tunguska entdeckt.«
    »Es gibt dort kein Geheimnis«, erwiderte Viktoria. Beinahe beleidigt, |179| schob sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und rückte ein Stück von dem Mann ab. Wie um sich eine Komplizin zu sichern, wandte sie sich seiner Frau zu, die den Ausführungen des Alten gleichfalls gebannt gefolgt war. »Wir hoffen den Beweis erbringen zu können, dass es ein Meteor war, der vor genau einhundert Jahren an der Stelle eingeschlagen ist, wo sich heute der Chekosee befindet. Damit werden wir allen Spekulationen ein Ende setzen.«
    »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf?« Die Alte sah sie durchdringend an. »Glauben Sie nicht nur an das, was Sie sehen, und halten Sie sich von solchen Leuten wie Bashtiri und Lebenov fern.« Ihre Miene verdüsterte sich, als sie aufstand und Viktorias fragendes Gesicht betrachtete. »Erzählen Sie Ihnen nicht, dass ich das gesagt habe. Es könnte zu unserer aller Nachteil sein.« Dann ging sie zur Kommode und nahm das Bild ihres Enkels in die Hand. Ihr Blick war warm und wehmütig, doch als

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