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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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daran, es auf eigene Faust herauszufinden. Der Gedanke, daß ihr Herz in der Brust eines anderen Menschen weiterschlug, ließ mich nicht mehr los.
    Ich besorgte mir die Zeitungen fast aller großen Städte, die Ausgaben von ihrem Todestag und die der Wochen danach. Ich suchte nach Artikeln oder Meldungen über Herztransplantationen. Manchmal können Empfänger, wenn sie aufmerksam die Medien verfolgen, ihre Spender herausfinden. Ich dachte mir, das müßte doch auch im umgekehrten Fall funktionieren.
    Ich las alles über das Thema, was ich in die Finger kriegen konnte. Ich lernte, welche Kriterien darüber bestimmten, ob ein Organ paßt oder nicht. Ich schrieb diese Kriterien auf und entwarf das Protokoll eines möglichen Empfängers, so als würde ich eine Figur für mein Buch skizzieren.

    Deine Operation fand ein großes Echo in den Medien. Ich nutzte meine Kontakte und Tricks von früher und erfuhr vom Krankenhauspersonal in Kalifornien die Uhrzeit deiner Transplantation. Es war knapp, aber möglich. Die Blutgruppen stimmten überein. Auch von der Größe her wart ihr vergleichbar. Je mehr ich nachforschte, desto überzeugter war ich, daß du ihr Herz hast.
    Ich trug mich sogar mit dem Gedanken, nach Los Angeles zu ziehen und dich dort zu treffen, doch dann wurde bekannt, daß du nach San Antonio kommst. Ich bin sofort von Houston hierher gezogen.« Er hielt inne. »Den Rest kennst du.«
    Â»Du bist ein hinterhältiger, verlogener Mistkerl...«
    Â»Zuerst, ja. Als ich dich dort an der Tür stehen sah, traf es mich wie ein Schlag.« Er ballte die Faust. »Ich wußte sofort, daß ich richtig lag mit meiner Vermutung. Und je öfter ich mit dir zusammen war, desto sicherer war ich mir. Du bist ihr in vielen Dingen sehr ähnlich...«
    Â»Ich will nichts davon hören.«
    Â»Dein Mienenspiel erinnert mich an sie. Deine Vorlieben und Abneigungen sind wie die ihren. Ihr habt sogar dieselbe Art Humor, denselben Optimismus.«
    Â»Hör auf!« Sie hielt sich die Ohren zu.
    Â»Ich mußte mit dir schlafen, Cat. Ich mußte es tun.«
    Â»Du hast mich benutzt wie ein Medium.«
    Â»Ja«, sagte er; seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich mußte herausfinden, ob ich sie erreichen kann. Sie fühlen. Sie nur ein einziges Mal noch berühren.«
    Â»O Gott!« schrie Cat, als sie es ihn zugeben hörte.
    Â»Und ich fühlte auch eine kosmische Verbindung. Aber war es Amanda? Oder warst du es? Was zwischen uns geschah, war so gut, daß ich anfing, mich wegen meines Betrugs schuldig zu fühlen.«
    Â»Ich war doch bestimmt nicht die erste und einzige Frau,
mit der du in diesen vier Jahren im Bett gewesen bist, oder?«
    Â»Nein. Aber du warst die erste, bei der es mir etwas bedeutet hat; deren Nachnamen ich beim Aufwachen gewußt habe. Deshalb habe ich ja auch Schluß gemacht. Ich traute meinen eigenen Motiven nicht mehr. Ich war dabei, mich in dich zu verlieben, und das hatte nichts mit Amanda zu tun.
    Ich wollte nicht mehr wissen, ob du ihr Herz hast. Ich habe mir fast die Zunge abgebissen an dem Morgen, als du sagtest, du hättest bei der Organbank nach deinem Spender angefragt. Kaum warst du weg, rief ich bei der Agentur an und zog meine Anfrage zurück. Wenn du tatsächlich ihr Herz hast, wollte ich es nicht mehr wissen. Alles, was ich zu diesem Zeitpunkt wußte oder wissen mußte, war, daß ich dich liebe.«
    Â»Und du erwartest, daß ich dir das glaube? Für das hier...« Sie ließ den Ordner fallen, und der Inhalt flatterte über den Fußboden. »Du hast eine Menge Mühe auf dich genommen für nichts. Soweit wir beide wissen, habe ich ihr Herz nicht!«
    Â»Ich bin mir zu neunundneunzig Prozent sicher. Bei den anderen habe ich kein solches Gefühl des Wiedererkennens gespürt.«
    Â»Es ist doch nur ein —« Sie brach mitten im Satz ab, als ihr in vollem Umfang bewußt wurde, was er da gerade gesagt hatte. »Den anderen? Du meinst die anderen Herzempfänger? Du hast sie kennengelernt?«
    Ihre Tränen waren plötzlich versiegt, und sie erkannte die Wahrheit mit kristallener Klarheit. »Oh, mein Gott. Du warst es!«
    Â»Cat —«
    Sie stürzte auf ihn zu und schlug ihm beide Fäuste an die Brust. Damit hatte er nicht gerechnet; er verlor das Gleichgewicht und fiel gegen die Regale; einige Bücher fielen herunter.
Cat

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