Scharade
heiÃ.«
»Das hoffe ich auch«, meinte Sherry. »Aber noch mal: Bist du sicher, daà es dir nichts ausmacht, nachher für mich einzuspringen?«
»Hab mich doch freiwillig gemeldet.«
Sherry hatte feststellen müssen, daà sich ihr vereinbartes Erstgespräch mit einem an einer Adoption interessierten Paar mit einem anderen wichtigen Termin überschnitt. Daraufhin hatte Cat darauf bestanden, dieses Gespräch für sie zu übernehmen.
»Nochmals danke. Ich rufe heute nachmittag an, um zu hören,wie es gelaufen ist.«
Nachdem sich Sherry verabschiedet hatte, schenkte Jeff ihnen Kaffee nach. »Was liegt heute an?«
»Hol doch bitte mal Melia herein. Und in Zukunft, Jeff, behalte deine Meinung über sie und jeden anderen hier bei WWSA für dich. Okay?«
»Tut mir leid«, sagte er zerknirscht. »Ich weiÃ, daà ich das nicht vor Ms. Parks hätte sagen dürfen, aber es ist mir so rausgerutscht. AuÃerdem stimmt es ja auch. Bei Nachrichten, die bei Melia hinterlassen werden, kann man nie sicher sein, ob sie auch ankommen.«
»Das ist mein Problem, nicht deines.«
»Aber â«
»Mein Problem. Und ich kümmere mich drum. Einverstanden?«
»Einverstanden.«
Er ging hinaus und kehrte Minuten später mit Melia zurück. Die beiden unterschieden sich in einer Weise, die weit über das Geschlecht hinausging. Jeff war blond und blauäugig; seine Kleidung stets tadellos und geschmackvoll.
Melia hatte groÃe Augen, die ihre spanische Herkunft verrieten und die sie geschickt mit Eyeliner betonte. Ihre Lippen waren voll und sinnlich. Sie hatte eine Vorliebe für leuchtende Farben, die ihre dunkle Haut und das schwarze Haar betonten.
»Guten Morgen, Melia.«
»Hi.«
An diesem Morgen trug sie ein enges Strickkleid in der Farbe von Klatschmohn. Sie nahm Platz und schlug ihre langen, wohlgeformten Beine übereinander. Ihr Lächeln war selbstgefällig, arrogant, affektiert und wirkte auf Cat so aufreizend wie eine eingerissene Nagelhaut. Sie wurde zu einer Quelle der Unzufriedenheit im Büro. Nur leider galt unausgewogene Chemie nicht als Grund für eine Entlassung, sonst hätte Cat sie schon vor Monaten gefeuert.
AuÃerdem hatte sie das Gefühl, eine solche Entscheidung nicht allein treffen zu können. Bill Webster hatte ihr Team vor ihrem Antritt bei WWSA persönlich ausgesucht. Die »Kandidaten« waren ihr dann zur Zustimmung vorgestellt worden.
Jeff Doyle hatte sich eigentlich um eine Stelle in der Nachrichtenredaktion beworben, hatte dann aber sofort zugegriffen, als ihm Cats Kids angeboten wurde, weil er sich davon eine gröÃere kreative Herausforderung versprach.
Melia King war aus der Nachrichtenredaktion rekrutiert worden. Auch sie hatte mehr Abwechslung, eine neue Herausforderung und mehr Lohn haben wollen. Cats Kids bot ihr diese Gelegenheit.
Cat hatte Bills Vorschläge nicht ablehnen wollen, auch wenn sie Melias Antipathie schon beim ersten Händedruck gespürt hatte. Weil sie keine andere Erklärung für die Feindseligkeit der jungen Frau fand, nahm sie an, daà Melia nur nervös war, ihre neue Chefin kennenzulernen, und daà sie schon bald lockerer werden würde. Doch nach nunmehr sechs Monaten Zusammenarbeit herrschte noch immer ein frostiges Verhältnis zwischen ihnen.
Melia kam nie zu spät. Sie hatte sich noch keine groÃen Patzer erlaubt, was ihre Aufgaben betraf. Und wenn ihr einmal ein kleinerer Fehler unterlief, dann hatte sie stets eine Erklärung dafür parat. Zwar waren das dann wenig plausible Ausreden, dennoch kam sie damit durch.
Mit anderen Worten, dachte Cat im stillen: Sie paÃt auf ihren Arsch auf.
»Welche Termine habe ich heute?« fragte sie.
Mit einem kurzen Schwung klappte Melia den Deckel ihres Spiralblocks auf. »Ein Gespräch mit einem Ehepaar Walters für Ms. Parks.«
»Richtig. Wann?« Cat schaute auf die Uhr auf ihrem Schreibtisch.
»Um elf. Sie hat die Akte auf meinem Schreibtisch gelassen.«
»Ich hole sie mir, wenn ich nachher weggehe.«
»Die wohnen ein Stück drauÃen, Richtung Kerrvill. Wissen Sie, wo das liegt?«
»Nein.«
Melia verdrehte die Augen, als wäre Cats Unkenntnis der texanischen Geographie der Gipfel der Dummheit. »Dann werde ich Ihnen erklären, wie Sie dorthin kommen.«
»Das wäre sehr nett«, sagte Cat knapp. »Was liegt
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