Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
Geschichte glitt ihr langsam aber sicher aus der Hand. Es sah ihr gar nicht ähnlich, so unvorsichtig mit ihren Gefühlen umzugehen. Aufgrund ihrer Kindheit war sie gewissermaßen ein gebranntes Kind, was Beziehungen betraf. Sie hatte mehrere Stiefgeschwister in Pflegefamilien zurücklassen müssen, mit denen sie eine tiefe Beziehung verband. Beziehungen waren unweigerlich zerbrochen, und das hatte wiederum unweigerlich zu einem gebrochenen Herzen geführt.
    Und trotzdem war sie dabei, sich Hals über Kopf in Alex Pierce zu verlieben.
    Was er wohl für sie empfinden mochte?

    Er würde gern mit ihr ins Bett gehen. Soviel wußte sie. Er hatte eine gesunde Libido. Man mußte sich ja nur die Sexszenen in seinen Büchern durchlesen, um das zu wissen. Und Cat hatte sie gelesen. Mehrmals.
    Selbstverständlich konnte sie die Haltung seiner männlichen Figuren gegenüber Frauen nicht gutheißen. Diese Kerle als sexistisch zu bezeichnen, wäre geschmeichelt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, behandelten sie Frauen wie Gebrauchsgegenstände.
    Allerdings schien Alex den Chauvinismus seiner Figuren nicht zu teilen. Allem Anschein nach hielt er große Stücke auf Cat und ihre Arbeit. Er machte ihr häufig Komplimente.
    Er konnte lachen und Späße machen, war aber vom Wesen her eher ernst, mitunter sogar bitterernst. Er hatte wenig Geduld für Trivialitäten. Er redete auch nicht gern über seine Zeit bei der Polizei, und wenn er es tat – was selten genug der Fall war –, dann klang große Bitterkeit in seiner Stimme. Es hatte einige unschöne Begleitumstände um sein Ausscheiden gegeben, das, wie sie vermutete, nicht ganz freiwillig gewesen war.
    Sie hatte ihn sich als Liebhaber vorgestellt, würde ihn aber auch als guten Freund willkommen heißen. Dean war noch immer ihr Freund, doch Dean war weit weg. Sie brauchte jemanden in der Nähe, dem sie sich anvertrauen konnte.
    Wieder wurde ihr Blick vom Nachttischchen angezogen, in dem dieser mysteriöse Zeitungsausschnitt lag – zusammen mit dem, den sie heute bei der Post gefunden hatte. In einem Umschlag, ähnlich dem ersten. Und wie schon der erste anonyme Brief, enthielt auch dieser einen Zeitungsausschnitt, diesmal mit der Kopfzeile einer Zeitschrift aus Boca Raton, Florida.
    Eine zweiundsechzigjährige Frau war tot aufgefunden worden. Als Todesursache wurde ein Sturz von einer Trittleiter angegeben. Sie hatte zu Hause die an einem Deckenhaken
angebrachten Blumen gießen wollen. Dabei mußte sie das Gleichgewicht verloren haben und war durch die Glastür auf die Terrasse gestürzt. Glassplitter hatten ihre Lunge durchbohrt.
    Wie der Junge aus Memphis hatte auch sie eine Herztransplantation gehabt.
    Cat wußte nicht, was sie von diesen sonderbaren Briefen halten sollte. Was würde Alex, als ehemaliger Polizist, daraus lesen? Würde er sie für alarmierend halten oder als üblen Streich eines kranken Hirns abtun?
    Sie war schon fast der Meinung gewesen, daß es sich beim ersten Brief genau darum handelte, als der zweite eintraf. Es war ein eigenartiger Zufall, daß zwei Patienten einer Herzverpflanzung Opfer eines bizarren Unfalls geworden waren. Und noch eigenartiger war es, daß sich jemand die Mühe machte, sie auf diese Weise davon in Kenntnis zu setzen.
    Â»Blödsinn.« Sie steckte die Ausschnitte wieder in die Umschläge und schob die Schublade mit aller Wucht zu. Wahrscheinlich wollte jemand sie damit nur verwirren und ärgern.
    Aber das würde sie nicht zulassen. Wenn sie auch nur einen Moment länger darüber nachdachte, würde sie irgendeinen armen Irren ihre Gedanken beeinflussen lassen. Solche Briefe brachte ihr Beruf nun mal mit sich. Man nahm es gelassen hin. Solange die anonymen Botschaften nicht in konkrete Drohungen ausarteten, gab es keinen Grund, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Aber es gab weit Wichtigeres, worüber sie nachdenken mußte – zum Beispiel, was sie bei der Party der Websters anziehen sollte.
    Â 
    Â»Wow.«
    Cat traf fünf Minuten vor der verabredeten Zeit bei Alex’ Wohnung ein. Er trug eine schwarze Hose und ein taubengraues Hemd, das er jedoch noch nicht in die Hose gesteckt
hatte. Die offenen Ärmel schlabberten um seine Handgelenke, und erst zwei Knöpfe waren zugeknöpft. Er war barfuß.
    Sein Kompliment war eher ein sanftes Hauchen. Ihre Knie wurden weich. »Vielen

Weitere Kostenlose Bücher