Scharfe Sachen für die Diva
Matratze in der Mitte des
Raumes. Ich wußte nicht, was ich mehr bewundern sollte: die Kondition oder die
Ausdauer der Damen. Als ich von ihnen wieder wegschaute, sah ich, daß Karen
Morgan durch eine weitere Blondine ausgetauscht worden war. Ich leerte mein
Glas und begann mich allmählich zu langweilen. Vielleicht zwei Minuten später hörte
ich, daß die Kabinentür hinter mir geöffnet wurde und drehte mich um.
Der Mann, der auf der Schwelle
stand, war jung und schmächtig. Er trug eine dicke Hornbrille und machte einen
sehr beflissenen Eindruck.
»Hallo«, sagte er zögernd. »Ich
bin Grant Denver .«
»Mein Name ist Rick Holman«,
erwiderte ich, um ihm an Höflichkeit nicht nachzustehen.
»Karen ist jetzt bereit«,
erklärte er.
»Sehr schön.«
Ich folgte ihm in die Bar
zurück. Sie war noch immer leer, und der Barkeeper wirkte noch gelangweilter.
Wir gingen einen seitlich der Bar durch einen Vorhang abgeteilten Flur entlang.
Fast an dessen Ende blieb der junge Mann stehen und klopfte an eine Tür.
»Sie können direkt hineingehen,
Mr. Holman«, sagte er gleichzeitig. Dann öffnete er mir die Tür und bedachte mich
mit einem nervösen Lächeln.
Ich machte einen Schritt
vorwärts, und alles geschah so verdammt schnell, daß ich nicht zu sagen
vermocht hätte, was mich traf. Jedenfalls bekam ich einen Schlag über den
Schädel, der mich in die Knie sinken ließ. Bevor ich überhaupt dazu kam, einen
klaren Gedanken zu fassen, folgte der zweite Schlag, und ich flog der Länge lang vornüber. Ein Stiefel trat mir in die Rippen
und wälzte mich auf den Rücken, so daß ich genau in die Deckenbeleuchtung
starrte, um die ein schwarzer Nebel waberte. Dann sah ich plötzlich gar nichts
mehr, als sich ein großer Absatz auf mein Gesicht senkte und schmerzhaft auf
meinen Nasenrücken drückte.
»Wer ist Ihr Klient, Holman ?« fragte eine tiefe Stimme.
»Morris Darrach«, murmelte ich.
Der Absatz wurde ein paar
Zentimeter gelüftet, um sich dann mit verstärkter Wucht auf meinen Nasenrücken
zu pressen. Ich konnte nur hoffen, daß mein Nasenbein nicht gesplittert war.
»So kannst du Mr. Holman nicht
behandeln«, sagte die nervöse junge Stimme in schockiertem Ton. »Das ist nicht
höflich. Setz ihn auf einen Stuhl .«
Der Absatz wurde von meinem
Nasenrücken entfernt. Grobe Hände zerrten mich hoch und warfen mich in einen
überdimensionalen Sessel. Ich prallte einmal zurück und sackte dann in die
weiche Polsterung. Das Deckenlicht waberte immer noch recht merkwürdig, und ich
konnte meinen Blick nicht richtig konzentrieren. Die groben Hände überzeugten
sich von der Tatsache, daß ich keine Waffe bei mir trug. Im Moment hatte ich
genug damit zu tun, meinen Kopf zu tragen, ohne ihn von den Schultern fallen zu
lassen.
Langsam löste sich der schwarze
Nebel auf, und es gelang mir, meine Umgebung wahrzunehmen. Die groben Hände
gehörten einem Kerl, der eine Statur hatte wie ein Schwergewichtsboxer. Die
Muskeln hingen förmlich wie Pakete an ihm. Sein Gesicht erinnerte an eine
primitive Steinplastik, und die Augen waren Schlitze mit einer eisblauen
Färbung. Der nervöse junge Mann stand neben ihm und ließ mit abwesender Miene
ein Stück Gummischlauch in seine linke Handfläche klatschen. Ich vermutete, daß
der Schlauch mit einer harten Masse gefüllt war und dazu gedient hatte, mir
über den Schädel zu schlagen. Der junge Mann musterte mich mit besorgtem
Lächeln, als habe er aufrichtig Mitleid mit mir.
»Mr. Friar läßt Ihnen eine
Empfehlung ausrichten«, sagte er. »Mehr als den Namen Ihres Klienten will er
nicht wissen. Seine Anweisungen waren unmißverständlich. Fügt ihm keinen
bleibenden Schaden zu, hat er gesagt, und bringt ihn nicht etwa um .« Der Schwergewichtsboxer grunzte verächtlich, worauf der
junge Mann betreten dreinblickte. »Nein, nein Herbie«, meinte er dann. »Das ist
wirklich wahr. Ich bin sicher, Mr. Holman weiß diesen speziellen Punkt zu
schätzen. Mr. Friar hat sich da wirklich ganz entschieden ausgedrückt! Nicht
mehr Schmerzen als nötig, hat er gesagt. Denk daran, Herbie .«
»Ich habe ihm ja nicht einmal
die Nase gebrochen«, knurrte Herbie. »Soll ich ihn vielleicht mit
Glacéhandschuhen anfassen ?«
»Ganz richtig.« Der junge Mann
strahlte ihn an. »Halt dich brav zurück, Herbie. Ganz brav.« Er wandte sein
strahlendes Lächeln mir zu. »Sie sehen, wie die Sache läuft, Mr. Holman.
Verraten Sie uns einfach den Namen Ihres Klienten, und alles ist überstanden.
Oh, und
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