Scharfe Sachen für die Diva
verächtlich. »Etwa Ihretwegen?
Sie mieser, kleiner Schnüffler!«
»Ziehen Sie sich etwas an«,
befahl ich.
»Na gut«, sagte sie. »Aber es
ist Ihre Beerdigung! Wenn ich Neil davon erzähle, wird er...«
»Ich weiß«, fiel ich ihr
gereizt ins Wort.
Mit Unterwäsche hielt sie sich
nicht lange auf. Ich beobachtete fasziniert, wie sie den Reißverschluß ihrer
Jeans hochzog. Dann streifte sie eine Hemdbluse über, schloß die unteren drei
Knöpfe und schlüpfte schließlich in ein Paar Leinensandalen. Wir verließen
zusammen die Garderobe.
»Was ist mit Ihrem Drink ?« fragte der Barkeeper, als wir an ihm vorbeikamen.
»Bringen Sie ihn Damien«, sagte
ich.
6
Sie saß in einem meiner Sessel,
das Glas mit ihrem Drink zwischen beiden Händen, und musterte mich
gleichgültig.
»Sie wollen etwas über Morris
Darrach erfahren, hat Damien mir gesagt. Was gibt es über Morris schon zu
erzählen? Er ist ein Schweinehund !«
»Das will ich Ihnen gern
glauben«, versetzte ich. »Ein richtiger Schweinehund, besonders während dieser
langen Seereise, als er dauernd mit Samantha Dane ins Bett stieg, statt mit
Ihnen.«
»Neil hatte recht«, meinte sie
ruhig. »Er sagte gleich, daß es darum gehen würde .«
»Was stieß Samantha Dane zu,
daß sie die Yacht in Nassau verlassen mußte ?«
»Wer will das wissen ?«
»Mein Klient.«
»Wer ist das ?«
»Don Blake«, antwortete ich.
»Sie sind ein Lügner. Don Blake
weiß längst, was ihr passiert ist .«
»Okay, dann weiß er es eben«,
sagte ich. »Er weiß aber nicht warum .«
»Das weiß ich auch nicht«,
behauptete sie.
»Erzählen Sie mir, was Sie
wissen. Was passiert ist .«
Sie sah mich an und lächelte
träge. Es war nicht gerade ein sympathisches Lächeln.
»Wenn ich es Ihnen erzählen
würde, könnte es Ihnen doch nicht weiterhelfen. Aber Sie würden tot sein«,
erklärte sie. »Ist es das, was Sie wollen, Holman ?«
»Na klar .«
Sie nahm einen Schluck aus
ihrem Glas und richtete den Blick dann wieder auf mich. »Es gab einen Streit«,
begann sie. »Alle waren stinkbesoffen und in ausgesprochen gereizter Stimmung.
Sie fingen an, sich gegenseitig zu beleidigen, und die Situation spitzte sich
immer mehr zu. Ich machte auch mit, beschimpfte Morris, was er für ein
Schweinehund sei, und er brüllte zurück, mit mir sei er fertig, wenn wir in die
Staaten zurückkämen, würde er mich wieder in die Gosse schicken, wo ich
hingehörte. Craig Martin versuchte, ihn zu beruhigen, aber Morris warf ihm an
den Kopf, er sei doch bloß ein stupider Rammler und solle gefälligst den Mund
halten. Dann bemühte sich Teresa Klune , die Gemüter
zu besänftigen und bekam zur Abwechslung einmal ihrerseits ihr Schicksal
vorausgesagt! Neil Friar nannte sie eine billige Schwindlerin und dazu eine
widerliche Nymphomanin! Don Blake meinte schließlich, alle sollten noch einen
Schluck trinken und die ganze Geschichte vergessen. Daraufhin schlug ihn Neil
Friar zu Boden. Samantha saß die ganze Zeit nur wie üblich fast bis zur Besinnungslosigkeit
betrunken dabei und hatte ihr gewohntes albernes Grinsen im Gesicht .«
»Das war alles ?« frage ich angewidert.
»Ich wollte Ihnen bloß erst
einmal die Atmosphäre schildern«, erklärte sie. »Jeder stritt sich mit jedem,
und Neil hatte gerade Don Blake niedergeschlagen. Da trat plötzlich Samantha in
Aktion und schrie über alle hinweg, sie sollten endlich still sein. Wenn sie
nicht mit der Streiterei aufhörten, müßten sie dazu gezwungen werden, denn sie
könne den verdammten Lärm nicht länger aushalten. Niemand schenkte ihr besondere Beachtung. Nur Neil sagte etwa sinngemäß:
>Warum gibt denn keiner der dämlichen Kuh noch etwas zu trinken ?< Samantha sah ihm ins Gesicht und konterte: >Warum
hören Sie nicht auf, Morris zu erpressen? Können Sie sich ihr Geld nicht anders
verdienen ?< Einen Augenblick lang dachte ich, er
würde sie umbringen. Morris sah aus, als habe er einen Schlag in die Magengrube
bekommen. Er fuhr Samantha an, sie solle um Himmels willen den Mund halten. Sie
wisse ja gar nicht, was sie überhaupt rede. Sie musterte ihn nur lächelnd und
sagte, er solle seine Energie lieber für sie aufsparen und zum Beispiel
aufhören, Craig Martin zu bumsen. Morris schlug ihr mit dem Handrücken ins
Gesicht, aber ich bezweifle, ob sie es gespürt hat. Jedenfalls hörte sie die
ganze Zeit nicht zu lächeln auf. Teresa wandte sich an Morris, er solle
Samantha in Ruhe lassen und bekam für ihre Einmischung auch gleich
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