Scharfe Sachen für die Diva
.«
»Vielleicht ist es jetzt an der
Zeit, mir die Zukunft voraussagen zu lassen«, überlegte ich laut.
»Ich glaube eher, es wäre Zeit
für Sie, auf Tauchstation zu gehen«, versetzte Agatha nüchtern. »Neil Friar
fackelt nicht lange .«
»Sagen Sie mir noch das eine«,
bat ich. »Hat Darrach ein direktes Interesse an Craig Martin ?«
»Er ist Martins Agent«,
erwiderte sie. »Der Vertrag wurde vor einem guten Jahr abgeschlossen und läuft
auf fünf Jahre. Und zwar zu sehr günstigen Bedingungen für Martin. Morris hat
ihm Rollen verschafft, an die Craig Martin allein nie herangekommen wäre .«
»Also ist er Darrach
verpflichtet«, konstatierte ich. »Das paßt ins Bild! Und Teresa Klune steht ebenfalls in seiner Schuld .«
»Er bumst sie«, stellte Agatha
gleichmütig fest. »Außerdem schanzt er ihr, so viel ich weiß, eine Menge
Klienten zu .«
»Friar würde niemals darüber
reden, was an Bord der Yacht passiert ist, weil er Darrach sonst nicht weiter
schröpfen könnte«, resümierte ich. »Sowohl Craig Martin als auch Teresa Klune sind bestochen, damit sie den Mund halten. Und Don
Blake hat sich offenbar aus Angst abgesetzt .«
»Was hat sich denn nun
eigentlich an Bord dieser Yacht abgespielt, daß alle so empfindlich reagieren ?« fragte Agatha in gelangweiltem Ton.
»Jemand hat Samantha Dane Säure
ins Gesicht geschüttet und sie damit blind gemacht«, erwiderte ich ruhig.
»O mein Gott!« Agathas Gesicht
fiel zusammen. »Wie entsetzlich!«
»Ich möchte in Erfahrung
bringen, wer es getan hat und warum«, ergänzte ich. »Aber vermutlich wird es
mir niemand sagen .«
Ich verließ Darrachs Büro und ging zu meinem Wagen. Dann setzte ich mich hinter das Lenkrad und
starrte minutenlang in Gedanken versunken durch die Windschutzscheibe. Je mehr
ich darüber nachdachte, desto weniger gefiel mir das Ganze. Bisher hatte ich
mich immer nur bemüht, möglichst nett und zivil vorzugehen. Dabei bestand gar
kein Anlaß dazu. Es wurde jetzt also Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Ich
stieg wieder aus und kehrte in das Bürogebäude zurück.
Agatha schien etwas überrascht,
mich so schnell wiederzusehen. Sie war noch immer sehr blaß, und in ihren Augen
standen Tränen.
»Sie haben mir den ganzen Tag
verdorben, Rick Holman. Wissen Sie das ?« beklagte sie
sich mit gedämpfter Stimme. »Sie besaß alles. Einfach alles! Ich bin in jedem ihrer
Filme gewesen und habe dagesessen und sie beneidet. Gott! Was hätte ich gegeben
für ein Gesicht wie das ihre. Jetzt ist es ruiniert und sie für immer blind!
Ich denke, ich weine aus Mitleid mit ihr. Aber vielleicht weine ich auch um
mich selbst. Ich sollte dankbar sein für diese Kraterlandschaft von Gesicht.
Wenigstens kann ich sehen !«
»Wenn Sie einen Augenblick
aufhören würden, sentimental zu sein, könnten Sie mir vielleicht helfen«, sagte
ich kühl.
»Und zwar?«
»Sagen Sie mir, wo ich Morris
finden kann .«
»Reicht es nicht, daß ich
Ihretwegen wahrscheinlich bereits meinen Job verloren habe? Jetzt soll ich auch
noch die letzte Brücke hinter mir abbrechen !«
»Es ist wichtig, Agatha .«
»Vielleicht ist er nach Hause
gefahren, aber das bezweifle ich. Eher dürfte er bei Teresa Klune sein, um sich trösten zu lassen. Neuerdings hockt er immer öfter bei ihr .«
»Okay, vielen Dank«, sagte ich.
»Eine Frage noch«, hielt sie
mich zurück. »Glauben Sie, Morris hat etwas damit zu tun, daß ihr die Säure ins
Gesicht gekippt worden ist ?«
»Nein«, erwiderte ich. »Er will
nur unter allen Umständen vermeiden, daß etwas davon bekannt wird .«
Das Haus am Ende der Canyonstraße bot auch einen grandiosen Blick auf Los
Angeles bei Tag, falls jemand an einem grandiosen Blick auf Los Angeles
interessiert ist und sich der Smog lange genug hebt. Ich fuhr die kurze
Einfahrt hinauf und parkte meinen Wagen neben dem schwarzen Lincoln vor dem
Haus. Dann ging ich zur Tür und läutete.
Teresa Klune öffnete die Haustür, nachdem ich zum drittenmal auf die
Klingel gedrückt hatte. Sie trug einen schwarzen Seidenmorgenrock, der ihr bis
zu den Oberschenkeln reichte und eng um die Taille gegürtet war. Ihr Gesicht
wirkte leicht verschwollen, und ihre dunklen Augen mit den schweren Lidern
hatten einen etwas abwesenden, entrückten Ausdruck. Coitus interruptus schien mir die Diagnose dafür zu lauten.
»Was ist das bloß mit dir ?« fragte sie hilflos. »Vielleicht hat unser Karma daran
schuld? Ich weiß nicht, was ich dir in einem früheren Leben angetan
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