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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Myriaden von Insekten fielen über den Getreuen her, sobald er den Sumpfboden betrat. Mücken und Bremsen in verschiedenen Größen umschwirrten ihn summend, pfeifend und brausend, dazu kamen noch Hornissen und blutsaugende Schmetterlinge. Schon hingen sie zu Hunderten an seiner Kutte und versuchten, Stachelrüssel und Hinterleibstacheln in ihn zu bohren. Auch Schmeißfliegen gesellten sich dazu, die unbedingt ihre Eier in frisch gezapften Wunden ablegen wollten.
    Das Getier war ein Feind, dem schwer beizukommen war. Wild schlug der Getreue um sich, fluchte mörderisch, aber mit Geschrei waren die Biester kaum zu verjagen. Es blieb ihm nichts anderes, als Kapuze und Umhang fester um sich zu wickeln und darauf zu achten, dass kein Stückchen Haut frei lag. So stofflich war sein Körper inzwischen, dass er die lästigen Plagegeister nur allzu deutlich spürte. Überall juckte und brannte es schon, und er wusste keine Abhilfe.
    Silbernes Gelächter erklang über ihm, und er sah die Hesperiden ein Stück weit in der Luft. Drei der lieblichen Nymphen saßen auf Pegasus, die anderen vier hatten sich auf einem riesigen Schmetterling niedergelassen. Sie hatten sich besonders herausgeputzt mit duftenden Blütenkränzen, labten sich an Naschwerk und Wein und amüsierten sich königlich über sein Missgeschick. Eine zarte Brise wehte durch ihre pastellfar-benen, durchsichtigen und ziemlich kurzen Schleier, öffnete hie und da den Blick auf ein Stück schimmernder Haut oder presste den hauchdünnen Stoff eng an ihre anmutigen weiblichen Rundungen, die dadurch gänzlich unbedeckt schienen.
    Für einen Moment überlegte er, eine kurze Pause einzulegen und sich zu ihnen zu gesellen, um ihnen schöne Gesänge zu entlocken. Das mochte ihn stärken.
    »Oh ihr bezaubernden, hell singenden Töchter!«, rief der Getreue zu ihnen hinauf. »Gibt es für euch nichts anderes zu tun? Den Menschen kühles Nass zu spenden oder wohltuenden Baumschatten, ein Lied für Gutes verheißende Träume?«
    Daraufhin lachten sie nur noch mehr.
    »Hört es an, das Tuch! Wehklagend weht es!«
    »Ist dort, wo es hingehört, das finstere Schwarz!«
    »Nun findet Arethusa dich bestimmt nicht mehr anziehend!«
    »Das soll dir eine Lehre sein, Hestia!«
    Der Getreue zerquetschte zwei Mücken, drei Bremsen und eine Fliege an seiner Wange. Kopfschüttelnd wandte er sich ab und ging weiter.
    »Oh, haben wir dich beleidigt?«, setzten die Nymphen ihren Spott fort.
    »Gräme dich nicht, auch ein prächtiger Garten braucht Verdauung!«
    »Ja, ich finde, du passt sehr gut hierher!«
    »Sucht euch andere Unterhaltung«, sagte er brummend und wusste doch, wie müßig dieser Wunsch war – andere Abwechslung gab es in diesem Garten nun einmal nicht. Einzig wenn er länger bei ihnen geblieben wäre, hätte er ihnen durchaus noch eine Menge Spiele beibringen können.
    Aber er war schließlich nicht zur Erholung gekommen. Seine Aufgabe war noch nicht beendet, auch wenn er ihrer langsam müde wurde.
    Sehr müde, um genau zu sein. War es dieser Gestank, der ihn einschläferte? Oder das Gift der Insekten? Er spürte ihre Stiche ohnehin kaum mehr und ertrug sie still, während er weiterging.
    Mit dem Baum rückte auch der gewaltige Leib der Drachenschlange näher. Die Meinungen über Ladons Aussehen waren sehr unterschiedlich – kein Wunder, gab es doch bisher keinen lebenden Augenzeugen, der davon berichten konnte. Vor allem über die Anzahl der Köpfe war man sich uneins – mal sollte es nur einer sein, mal hundert.
    Es waren drei, wie nun zu erkennen war. Der Getreue war erleichtert, schließlich ging es doch immer irgendwie um die Trinität.
    Zwei Köpfe zu viel, aber siebenundneunzig weniger als befürchtet.
    Der mit grünen und roten Schuppen bedeckte Leib ringelte sich entgegen der Befürchtung des Getreuen nicht um den ganzen Stamm; sonst hätte er ein tatsächlich unlösbares Problem vor sich gehabt. Aber auch so mochte Ladon immer noch zwanzig Meter lang sein und an der dicksten Stelle einen Durchmesser von drei Metern haben. Das Wort »Ungeheuer« traf auf ihn voll und ganz zu.
    Befriedigt sah der Getreue, dass der Drache von dem Ungeziefer genauso geplagt wurde wie er. Der gesamte Leib war von einer dichten Wolke Blutsaugern umgeben, deren Summen wie ein fernes Gewitter klang. Ab und zu peitschte Ladon die besonders Lästigen, die Löcher in seine Schuppen bohrten, mit dem Schwanz weg.
    Ungefähr bis zur Leibesmitte bedeckten große, abwechselnd blinzelnde Augen

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