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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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davongejagt!«
    »Du hast meinen Bruder verbrannt!«, schnarrte Morgai.
    Einer nach dem anderen traten sie vor, und auch ein paar Menschen waren darunter, die Rache für ihre Vorfahren nehmen wollten. »Du hast mein Dorf vernichtet! – Du hast mich gefoltert! – Du hast mich unschuldig ins Gefängnis gebracht!« So ging es weiter, eine lange Litanei.
    »Du hast meine Frau gevögelt!« – »Ach, die hässliche Alte, das nimmt dir doch keiner ab!« – »Aber meine!« – »Und meine!« – »Also gut, es war nicht meine Frau, es war mein ... Das ist nicht von Belang, ich habe das Recht, hier zu sein!«
    Doch es kamen noch wahre Tragödien zum Vortrag, die so manchem die Tränen in die Augen trieben, wie etwa der Untergang der Singenden Funkenelfen im Wasser, weil ein Fluss umgeleitet wurde. Tagelang seien der Dampf und das klagende Erlöschen zu beobachten und zu hören gewesen. Das war nur ein Beispiel; viele drückten ihre Fassungslosigkeit darüber aus, wozu der Getreue fähig war.
    Als sie endlich fertig waren, wandte der Kentaur sich dem Angeklagten zu. »Was hast du dazu zu sagen?«
    »Nichts«, antwortete der Getreue. »An den Großteil von euch kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Doch ich weiß, all das, wessen ihr mich bezichtigt, habt ihr euch ganz allein selbst zugefügt. Ich gab euch das, was ihr wolltet oder zu wollen vorgabt.«
    »Willst du behaupten, nicht gewalttätig zu sein, grausam und furchterregend?«
    »Ich bin, der ich bin. Und ihr seid auch nicht zimperlich. Meine Macht habt ihr immer gern in Anspruch genommen, auch wenn sie sich gegen eure Nachbarn richtete, deren Glück oder Reichtum ihr geneidet habt. Macht mich nicht dafür verantwortlich, wenn ihr mit dem Ergebnis nicht zufrieden seid, denn ich habe jeden von euch gewarnt, dass es nichts umsonst gibt und immer ein Preis zu bezahlen ist. Es gibt nur den Handel, kein Geschenk.«
    »Meine Frau wollte ich dir bestimmt nicht geben!«, fauchte jemand.
    »Sie schon«, erwiderte der Verhüllte gelassen.
    Daraufhin brach ein wütender Sturm los, den Felargodalos nur mit Mühe eindämmen konnte. Hass brandete dem Getreuen wie eine Feuerlohe entgegen, und er nährte sich davon. Starke Energie, die ihm ein wenig seiner Schwäche nahm und ihn den Schmerz besser aushalten ließ.
    »Wie habt ihr mich überhaupt gefangen?«, fragte er, nachdem sich alle wieder einigermaßen beruhigt hatten.
    »Das war nicht weiter schwer. Deiner Spur ließ sich leicht folgen, und nahezu jedes Reittier ist schneller als das deinige«, antwortete Telas. »Loucas war unser Spürhund.«
    »Verstehe. Und ihr wollt nun genau ... was von mir?«
    »Reißt ihm endlich die Zunge heraus!«, schrie Shag. »Nichts als Gift versprüht er mit jedem einzelnen Wort, verwirrt unseren Verstand!«
    »Da kann dir wenigstens nichts passieren, Shag, denn du hast nicht den Funken eines Verstandes.« Der Getreue lachte boshaft, als der Kentaur erneut eingreifen musste.
    Wütend wandte Felargodalos sich ihm zu. »Willst du es wirklich auf die Spitze treiben?«
    »Ich hänge sowieso schon über euch«, antwortete der Verhüllte.
    »Ich sage, bringt ihn um!«, rief jemand aus den hinteren Reihen. »Enthauptet ihn, verbrennt ihn, dann ist Ruhe!«
    Zustimmung wurde laut, aber auch Proteste. »Nein, vorher soll er leiden! – Genau, ein schneller Tod ist keine Strafe für ihn! – Ich will sehen, wie er um Gnade bettelt!«
    Der Getreue ließ seine Blicke schweifen. So viele Ankläger, die Telas in kurzer Zeit zusammengetrommelt hatte. Elfen der verschiedensten Art, Menschen, echte Atlanter, wie sie sich nannten, die Mischblütigen, die ihrer hiesigen Heimat eng verwurzelt waren und alle Welten in sich vereinten.
    Der Kentaur trat nahe zu ihm heran. »Fürchtest du dich?«, fragte er leise, während die anderen um die beste Foltermethode stritten.
    Der Getreue bewegte leicht den Kopf, verneinend. »Mich dauert dein Hass. Ich sah uns nicht im Zorn scheiden, oder trügt mich meine Erinnerung?«
    »Der Zorn kam danach, weil du nur Vernichtung zurückließest«, sagte der Pferdmensch bitter.
    Der Getreue näherte ihm sein Haupt, so weit er konnte. »Ich erinnere mich vor allem an Leidenschaft«, wisperte er. »Ist davon nichts geblieben? Warst du nicht glücklich, Felar, mein Füllen? Du warst so jung ...«
    Die Augen des Kentauren flackerten, und für einen Moment spiegelte sich der Schmerz eines gebrochenen Herzens darin. »Der Preis dafür war zu hoch«, stieß er bebend hervor. »Meine Familie

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