Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
abwechselnd eine Ansprache an das Brautpaar, verbanden Roberts und Annes Hände mit einem goldenen Seidenband und erklärten die Liebenden feierlich und im Chor zu Mann und Frau.
Erneut brandete tosender Jubel der Anwesenden auf. Mit so einem Ende des Gelages hatte wahrlich niemand gerechnet. Barden und Musikanten gaben ihr Bestes, während Robert und Anne zahlreiche Glückwünsche und Umarmungen entgegennahmen.
»Und nun die kleine Bitte«, sagte Bethlana, nachdem ein wenig Ruhe eingekehrt war.
»Wir – Anne, ich und Tom – würden uns gern von unserer Freundin Nadja verabschieden«, sagte Robert. »Könnt Ihr herausfinden, wo sie ist?«
»Das lässt sich einrichten«, versprach Fanfreluche.
Die beiden Feen gingen sofort an die Arbeit. Nach Sinenomens Tod war Llundain nicht länger vom Rest der Anderswelt isoliert, und sie konnten den Elfenkanal benutzen. Kurz darauf baten sie ihre Gäste, ihnen ins Schloss zu folgen, um dort in Ruhe alles vorzubereiten.
Der Thronsaal sah schon fast manierlich aus, der Felsentrümmerer hatte sich an dem ganzen Schutt gütlich getan und lag nun laut schnarchend in einer Ecke, aber daran wollten sie sich nicht stören.
Mit kurzen Worten setzten die Feen Nadjas Freunde darüber in Kenntnis, was während der vergangenen Monate anderswo geschehen war.
»Wir haben bereits über die Geisterwelt Verbindung zu Fanmór aufgenommen«, berichtete Bethlana zum Schluss. »Er wird von seiner Seite aus einen Durchgang über die Geisterwelt für Nadja öffnen und wir von unserer Seite aus für euch. Von dort aus könnt ihr dann euer Ziel anwählen und einfach mit einem Schritt dahin gelangen.«
Die Königinnen schlossen ihre Kräfte zusammen, und kurze Zeit darauf öffnete sich in einer Wand ein schlauchartiger Tunnel.
»Es ist so weit«, sagte Fanfreluche. »Habt Dank.«
»Dem schließe ich mich an.« Bethlana tupfte sich mit einem Spitzentüchlein die Augen.
Nadjas Freunde verabschiedeten sich herzlich und betraten mit Marco im Gefolge den Tunnel.
Eine Weile schritten sie im Halbdunkel durch den gewundenen Schlauch, bis sie sahen, wie ihnen auf der anderen Seite jemand zögernd entgegenkam.
»Nadja«, stieß Robert rau hervor, dann rannte er los.
Sie umarmten sich noch, als die anderen aufgeschlossen hatten. Nadja liefen die Tränen übers Gesicht, aber auch Tom hatte nasse Augen. Robert hätte sicher gern mitgeweint, doch das war ihm nicht mehr möglich. Anne stand ruhig, aber lächelnd dabei, Marco ein wenig schüchtern und fragend.
»Wir wissen schon alles über dich«, sagte Robert. »Ich bin froh, dich so gesund zu sehen und schöner denn je. Aber nun lass mich erzählen, wie es uns erging, du brennst sicher darauf.«
»Haben wir denn genug Zeit?«, fragte Nadja.
»Hier in der Geisterwelt zählt Zeit nichts, das solltest du besser als wir wissen«, antwortete Robert. Er fing an zu berichten, mit Einschüben von Tom und Anne, und Nadja hörte zu. Manchmal fiel es ihr schwer, ruhig zu bleiben, und ein Sturm aus Gefühlen spiegelte sich auf ihrem Gesicht.
»Unglaublich«, sagte sie am Ende. »Der Getreue?«
»Er ist immer da, wenn man ihn braucht«, murmelte Tom.
Nadjas bernsteinfarbene Augen richteten sich auf Marco. »Und er …«
»Tag«, sagte Marco, da sie bisher kein Wort miteinander gewechselt hatten. »Tut mir leid, wenn ich dich an jemanden erinnere, aber für mein Aussehen kann ich nichts. War wohl ein ziemlich unangenehmer Kerl, weil alle so reagieren wie du.«
Nadja musterte ihn prüfend und kritisch. Dann lächelte sie plötzlich. »Tut mir leid, Marco. Du kannst nichts dafür. Ist nicht persönlich gemeint.«
Er grinste erleichtert. »Da bin ich aber froh. Du bedeutest Tom nämlich sehr viel, weißt du. Und ich will nicht als Makel zwischen euch stehen.«
»Was genau hast du ihm von mir erzählt?«, fragte sie und warf Tom einen strengen Blick zu.
»Ich … gar nichts«, beteuerte Tom. »Aber Robert.«
»Nur, dass du schnarchst«, sagte der Vampir und lachte, als Nadja ihn heftig knuffte.
»Also dann …«
Betretenes Schweigen breitete sich aus. Nadjas Hand zitterte leicht, als sie sich eine Strähne aus dem Gesicht strich.
»Wir haben uns hier nicht zu einem allgemeinen Plausch getroffen«, sagte sie nervös. »Ich meine, in diesem Ambiente … und so feierlich … Das muss wohl ein Abschied sein. Für … auf … Dauer.«
»Was mich betrifft, nicht unbedingt«, sagte Tom. »Aber ich denke, in deinem Fall … wird es wohl so sein. Marco und ich
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