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Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach Kostenlos Bücher Online Lesen
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wirklich waren. Ganz ohne Larve oder Fassade. Und das bereitete ihm nicht selten heftige Kopfschmerzen und Magenkrämpfe.
    Das erste Mal passierte es, als er sich mit Anne unterhielt. Der Schock hatte ihn ohnmächtig werden lassen. Als Robert sich besorgt über ihn gebeugt hatte, um ihm aufzuhelfen, hatte er auch ihn
gesehen
.
    »Tut mir leid«, hatte Tom gekeucht und war aus der Höhle gerannt, um tief im Tunnel seinen Mageninhalt von sich zu geben.
    Seitdem zwang er sich dazu, diese Wahrheit hinzunehmen. Allerdings war es ihm dadurch endgültig unmöglich geworden, ein weiteres Mal an die Oberfläche zu gehen.
    Eines Abends schließlich nahm Robert ihn nach der Besprechung beiseite. »Lass uns einen kleinen Spaziergang machen, Freund.«
    Tom ahnte schon, worauf das hinauslief, aber er ging gehorsam mit. Sie spazierten in einen verlassenen U-Bahn-Gang, der am Rand von Down lag und von keinerlei politischer Relevanz war. Nichts lebte dort, außer vielleicht Ratten, denn der Tunnel endete vor einer Mauer, und es gab keine Abzweigung. Es war einer der wenigen Plätze, an denen man sich ungestört und zugleich ungefährdet austauschen konnte. Sogar Licht gab es, denn ein findiger Mensch hatte die gekappten Kabel wieder ans öffentliche Stromnetz angeschlossen.
    »Also, dann rück mal raus damit«, kam Robert ohne Umschweife zur Sache.
    »Ist was Persönliches«, murmelte Tom.
    »Das dich fürchterlich quält.« Robert stupste ihn leicht an die Schulter. »Red mit mir, Kumpel. Du weißt, dass ich der Einzige hier bin, mit dem du über alles reden kannst. Und du
musst
mit jemandem reden.«
    Tom nickte, konnte den Widerstand aber nicht so leicht aufgeben. »Ich hab Angst, meine Menschlichkeit zu verlieren«, wich er aus. »Ich meine, du hast dich verändert, die Menschen hier unten haben sich alle verändert … Da wird es bei mir auch nicht ausbleiben. Ich will aber so normal bleiben, wie ich bin. Du weißt, was ich meine.«
    Robert lächelte nicht und machte keinen Scherz über Normalität. Stattdessen legte er den Kopf leicht schief. »Schön, das war deine Ausrede. Und jetzt die Wahrheit. Zier dich nicht so, du Mädchen.«
    »Du bist schon zu lange hier«, sagte Tom brummend und schmunzelte.
    »Ich könnte auch deinen Hals anbohren und die Wahrheit aus deinem Blut saugen. Du glaubst gar nicht, wie viele Informationen man dabei erhält …«
    »Das glaub ich dir nicht!«
    »Wollen wir’s testen?« Roberts Augen glitzerten rötlich.
    Tom fuhr sich durch die blonden Haare und dann übers Kinn. Er könnte mal wieder eine Rasur vertragen. Und ein Dreistundenbad. Und eine Sauna … »Ich kann euch
sehen
«, sagte er schließlich. »Sogar dich.«
    Robert begriff sofort. »Aber ich … trage keine Larve …«
    »Dein Spiegelbild ist deine Larve«, erwiderte Tom. »Du erinnerst dich noch daran und an deine Menschlichkeit. Das ist die Hülle, die dich umgibt und an der du dich festhältst. Aber … in der
wahren
Welt, der ursprünglichen Welt der Magie, siehst du ganz anders aus.«
    Robert machte ein ernstes Gesicht, die Falten über seiner Nasenwurzel zogen sich gedankenvoll zusammen. »Bist du deswegen neulich umgekippt? Du hast Anne angesehen, glasige Augen bekommen und dann das Gleichgewicht verloren.«
    »Das war das erste Mal.« Tom nickte. »Der Einfluss macht sich immer mehr bemerkbar und hat auf mich diese fatale Wirkung. Eben weil ich alles neutralisiere und Magie keinen Einfluss auf mich hat, kann ich sehen, was hinter ihr steckt.« Erschöpft lehnte er sich an die Mauer.
    Eine ganze Weile stand Robert schweigend da. Dann rieb er sich den Nacken. »Also sehen wir so entsetzlich aus, dass du deswegen kotzen musst.«
    Tom lachte kurz und schüttelte den Kopf. »Wenn es nur so einfach wäre, Robert. Mir wird schlecht, weil ich diesen Anblick … nicht ertrage. Ich kann die Bilder nicht verarbeiten. Dafür sind Menschenaugen und Menschenhirne nicht geschaffen. Du kannst es auch nicht sehen! Ich bin mir nicht mal sicher, ob Elfenaugen dies überhaupt so wahrnehmen. Wenn, dann nur zu einem bestimmten Teil, wenn sie sich konzentrieren. Dazu sind die Elfen uns zu ähnlich, und ich denke, es ist ein Schutzmechanismus, der bei mir nicht mehr funktioniert. Als würde ich versuchen, im Vakuum oder unter Wasser zu atmen, verstehst du? Es geht einfach nicht. Daran kann ich mich nicht anpassen. Nachfolgende Generationen vielleicht, die damit aufwachsen, aber ich nicht.«
    »Kannst du es nicht abstellen?«
    »Nein. Zumindest bis

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