Schatten Blut
rosafarbenen Rose. »Und was möchte er von mir?«
»Das wird er dir sicherlich sagen«, erwiderte er, pflückte eine Blüte und steckte sie mir hinter das Ohr.
Lächelnd strich ich über die Blüte und gab Darian einen schnellen Kuss. Dann trat ich zurück und legte den Kopf schief. »Wann möchte er mich sprechen?«
»Wann immer du bereit bist, Faye.«
»Oh, das klingt aber geheimnisvoll! Kommst du mit?«
Kopfschüttelnd strich er mir mit dem Finger eine Strähne aus der Stirn. »Er möchte, dass du allein kommst.«
Ich überlegte kurz. Es gefiel mir nicht, allein zu Thalion zu gehen. Andererseits konnte ich mich nicht immer hinter Darians breitem Rücken verstecken. Also reckte ich das Kinn in die Höhe, straffte die Schultern und blickte ihn fest an. »Nun gut, dann begebe ich mich am besten gleich in die Höhle des Löwen. Unangenehme Dinge sollte man nicht zu lange aufschieben.«
»Er kann durchaus zu einem Löwen werden, wenn er zu sehr gereizt wird, Faye. Aber ich wage zu bezweifeln, dass er dir die Krallen zeigen wird. Das ist nicht seine Art. Komm.« Er legte mir den Arm um die Taille. »Ich werde dich bis zur Kapelle begleiten. Den Rest des Weges wirst du allein gehen müssen.«
»Ich glaube schon, dass ich eine Treppe abwärts schadlos überstehen werde.«
»Das wiederum meinte ich nicht.« Lächelnd hielt Darian mir die schmiedeeiserne Gartenpforte auf. Mein fragender Blick streifte sein Gesicht und er setzte eine beruhigende Miene auf. »Er wird dir Aufgaben stellen. Das meinte ich.«
»Ach so.« Ich schlüpfte unter seinem Arm hindurch und hielt meinerseits die Pforte auf. »Solange ich nicht in dunklen Gängen über alte Vorhänge fallen muss, werde ich das schon überleben.«
Es werden andere Vorhänge sein, die er lüften wird, Faye.
»Warum denkst du, anstatt zu sprechen?«
»Es gibt Dinge, die müssen nicht laut gesprochen werden, Liebes.«
»Stimmt auffallend!« Habe ich dir schon gesagt, dass du einen verdammt knackigen Hintern hast?
Faye!
Ich kicherte und lief voran. Er bemühte sich um eine grimmige Miene und verfolgte mich, ließ mir aber einen sportlichen Vorsprung von gut zehn Metern. Ein großartiger Vorsprung, wenn sich jemand so schnell bewegen kann, dass man es kaum sieht. Einen kurzen Moment später rannte ich in seine ausgebreiteten Arme, wurde emporgehoben und einmal herumgewirbelt. Lachend hielt ich mich an seinem Hals fest.
»Ist dir eigentlich klar«, meinte ich grinsend, nachdem er mich wieder auf die Füße gestellt hatte, »dass wir uns gerade wie zwei übermütige Kinder benehmen?«
»Ja.« Seine Augen funkelten ausgelassen. »Und es tut verdammt gut.«
»Was passiert eigentlich …« Ich schaute ihn lasziv an und ließ meine Finger von seiner Brust hinab zu seinem Bauchnabel wandern, »wenn ich das mit Thalion aufschiebe und mich lieber dem großen Kerl hier vor mir widmen würde?«
Er fing meine Hand ab und drückte einen Kuss auf die Innenseite. »Dann würdest du etwas aufschieben, was letztendlich unaufschiebbar ist.«
»Hast Recht.« Ich öffnete die Tür und trat ins Haus. »Ich sollte es wirklich nicht aufschieben.«
E s war so dunkel, dass ich erst einmal nichts erkennen konnte. Vor mir wusste ich die Treppe mit den neun oder zehn Stufen, hinter mir war eben erst der Block des Altars eingerastet. So schaltete ich meinen Blick um und atmete beruhigt durch, als ich alles in bläulich schimmerndem Licht vor mir sah. Trittsicher eilte ich die Stufen hinab.
Als wäre zwischen meinem ersten und dem heutigen Besuch bei Thalion keine Zeit verstrichen, saß er im Schneidersitz auf dem Boden und schaute mir entgegen. Knapp vor ihm blieb ich stehen. Da er mich weiterhin wortlos ansah, sprach ich als erste: »Du wolltest mich sprechen. Hier bin ich.«
Wirst du beenden, was du begonnen hast?
»Wie meinst du das?«
Seine Hand bewegte sich. »Setz dich, Faye McNamara.«
Also ließ ich mich ihm gegenüber ebenfalls im Schneidersitz nieder. Ich rutschte ein wenig herum, bis ich die richtige Position eingenommen hatte, in der meine Hose nicht kniff. Dann sah ich Thalion gespannt an. Erst jetzt bemerkte ich das lange Schwert neben ihm auf dem Boden und zog fragend die Brauen zusammen. Was würde er von mir wollen?
Die Antwort kam recht schnell. Zeige dich mir, Faye McNamara.
»Und was genau hast du dir vorgestellt?« Leicht verunsichert blickte ich an mir herunter. Wenn er glaubte, ich würde jetzt das Shirt ausziehen, hatte er sich aber geschnitten!
Die
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