Schatten Blut
siegessicher an. »Ihr glaubt gar nicht, was das für ein Mistwetter da draußen ist.«
»Lass mich raten, Dad: Es regnet«, meinte ich trocken und nahm die Hand von der Öffnung meiner Kaffeetasse.
»Stimmt.« Er grinste, stutzte dann und fragte: »Was macht ihr überhaupt alle zusammen um diese Zeit in der Küche?«
»Kriegsrat«, warf Steven ein.
»Wegen Thalion«, erklärte ich weiter und Darian fügte hinzu: »Er soll laut Stevens Informationen übermorgen den Tod finden.«
»Ah!« Dad schälte sich aus dem Regenmantel, legte ihn auf einem Stuhl ab und griff nach der Kaffeekanne. »Dann wisst ihr das ja schon. Auch gut.« Er holte eine Tasse aus dem Schrank und goss sich Kaffee ein. »Und was gedenkt ihr nun zu tun?«
»Ihn befreien?« schlug Steven grinsend vor.
»Ach!« Dad nahm einen tiefen Schluck und stellte die Tasse auf den Tisch. »Und wie stellst du dir das vor, Herr Neunmalklug? Mal eben ins Elysium reinschlendern, eine Armee von Vampiren umpflügen und wieder rausschlendern?«
»Wenn’s so klappt, warum nicht?«
»Du –«
»Time out!« schaltete Darian sich ein und trat zwischen die beiden. »Zuerst sollten wir mehr Informationen bekommen. Und ich glaube, dass Faye uns diese liefern kann, denn sie hat vorhin mit Thalion gesprochen.«
Sämtliche Augenpaare waren nun auf mich gerichtet und ich fühlte mich wie damals auf meiner Schulabschlussfeier, als ich die Abschlussrede halten musste.
»Haben die Federn doch funktioniert?« brach mein Vater als erster das Schweigen.
»Nein, Dad. Thalion gelang es irgendwie, mich zu sich zu holen, als seine Bewacher unaufmerksam waren. Er hängt in einem Keller fest und ist durch Handschellen gefesselt, die mit merkwürdigen Zeichen und Symbolen versehen wurden.«
»Bannsprüche«, meinte Darian nickend. »Wundert mich nicht bei den Tremere. Sie arbeiten mit schwarzer Magie. Und ihnen dürfte klar sein, dass sie Thalion ohne diesen Bann nicht halten können.«
Diesmal nickte ich. »Ja, das hat Thalion auch erwähnt. Er wollte nicht einmal, dass ich ihn berühre.«
»Weil du dadurch ebenfalls in den Bann geraten würdest, Faye. Er tat gut daran, dich zu warnen. Was hat er dir noch erzählt?«
»Er erwähnte dieses Gottesurteil, dass es bei Vollmond vollstreckt werden würde. Er sagte etwas von einer Anklage, bei der das Urteil schon gefällt sei, noch bevor die Verhandlung überhaupt begonnen hätte.«
»Sie lautet auf Maskeradebruch«, schaltete Steven sich ein und wischte sich einen Tropfen von der Nase. »Thalion hätte sich einem Menschen gegenüber als Vampir offenbart und diesem auch noch geholfen.« Er grinste mich schief an. »Wer das wohl ist?«
»Spielt wohl kaum eine Rolle«, meinte Dad. »Wir sollten uns lieber überlegen, wie wir Thalion da rausbekommen, bevor diese ganze Farce durchgezogen wird.«
»Du hast mir nicht zugehört, Dad! Wir kriegen Thalion vor der Verhandlung da nicht raus! Er trägt diese Handschellen und die neutralisieren einen großen Teil seiner Fähigkeiten!«
»Und während der Verhandlung können wir es ebenfalls vergessen.« Darian kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Alles, was Rang und Namen hat, wird dabei sein. Es ist schon sehr lange her, dass ein Salubri vor einem Prinzen der Tremere angeklagt und verurteilt wurde. Das ist eine Sensation und daher für eine Rettungsaktion viel zu gefährlich.«
»Das hat er bedacht, Darian. Er möchte, dass wir damit warten, bis die Verhandlung vorbei ist, da die Tremere damit rechnen, dass du vorher oder währenddessen etwas unternimmst.«
»Sie haben es also auf mich abgesehen. Ich dachte es mir fast.«
»Warum klagen sie dich nicht selbst an?« Steven sah ihn interessiert an. »Immerhin wissen sie, dass du dich ebenfalls des Maskeradebruchs schuldig machst. Schließlich hast du Faye und ihren Vater hier im Haus untergebracht und dich noch offen dazu bekannt, dass sie unter deinem Schutz stehen.«
Darian lächelte schwach. »So wie du, Steven. Doch sie würden es niemals wagen, offen gegen mich in den Krieg zu ziehen, junger Vampir. Nein, sie bevorzugen den Hinterhalt, denn sie haben zu viel zu verlieren. Abgesehen davon sind die Tremere für Fairness nicht wirklich berühmt.«
»Was weißt du, was ich nicht weiß?« sinnierte Steven leise und erntete von Darian ein weiteres Lächeln ohne Worte.
Darian war unantastbar? Warum? Das war eine Frage, die mich auch brennend interessierte, jedoch zu stellen jetzt nicht die richtige Zeit war. Natürlich hatte Darian
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