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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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oder linkes Auge, Duncan?« vernahm ich Eileen noch säuseln, dann fiel auch hinter mir die Tür zu.
    E rstaunlicherweise war mein Bett nicht gemacht. Wie auch, wenn Eileen in der Küche ihrer Tätigkeit nachging? So aber lud es mich mit den zerwühlten Kissen und Decken regelrecht dazu ein, noch ein wenig in ihm zu verweilen. Darum befand ich mich für einen Moment in einem nicht zu verachtenden Zwiespalt: Bett oder Dusche.
    Mein Empfinden, gepaart mit Müdigkeit, säuselte Bett, mein dem Körper entströmender Geruch empfahl lautstark die Dusche. Also gab ich dem Geruchssinn nach und begab mich in die Abgeschiedenheit der gefliesten und marmorierten Nasszelle. Das auf mich herabrauschende Nass belebte meine Geister soweit, dass ich Minuten später erhobenen und tropfenden Hauptes, sowie kühnen Schrittes durch die Nebelschwaden des Bades zurück ins Schlafzimmer eilte.
    Natürlich war das Bett inzwischen gemacht worden, was hatte ich auch anderes erwartet? Gleichzeitig machte mir diese Erkenntnis auch klar, dass Eileen definitiv als Gewinner aus der Küchenschlacht hervorgegangen war.
    Ich langte nach frischer Kleidung, als eine kleine, in weißes Papier eingeschlagene Schachtel meinen Blick zurück auf das Bett lenkte. Verwundert trat ich näher, überlegte kurz, warum Eileen mir etwas aufs Kissen legen sollte, als ein bekannter Geruch mich innehalten ließ. Schnuppernd sah ich mich um.
    »Darian?«
    Doch auch nach dem zweiten Blick, ließ nur der in der Luft hängende, sehr sanfte Geruch seine Anwesenheit erahnen. Und selbst das Ausweiten all meiner Sinne stieß ins Leere. Er ist hier gewesen, während ich unter der Dusche war, das war eindeutig. Aber nun war er wieder fort.
    Warum? Mied er mich aus Ärger über meine gefällte Entscheidung? Ich konnte es mir kaum vorstellen. Er war nicht der Mann, der solche Kindereien als Druckmittel einsetzte. Nein, Darian bevorzugte die offene Konfrontation. Warum dann diese Geheimniskrämerei?
    Noch immer leicht ratlos, griff ich nach der kleinen Schachtel und erschrak, als ich ein leichtes Vibrieren in den Fingerspitzen fühlte. Schnell legte ich sie zurück auf das Kissen. Was war darin? Verstohlen sah ich mich im Raum nochmals um. Ich war eindeutig allein! Ich und diese kleine Schachtel.
    Irgendwie gruselte es mich und ein Schauer rann mir über den Rücken. Ohne die Schachtel zu berühren, beugte ich mich vor und beäugte sie von allen Seiten. Nichts ragte daraus hervor, nichts schien sich darin zu bewegen. Vorsichtig hielt ich eine Hand darüber, fühlte mich hinein, jederzeit bereit, fluchtartig aus dem Raum zu stürmen. Doch nichts geschah. Nichts, bis auf das schon vorher gespürte, sanfte Vibrieren.
    Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und entfernte mit spitzen Fingern vorsichtig das Papier. Ein kleiner, weißer Deckel kam zum Vorschein, auf dem ein kleiner Zettel lag. Achte gut darauf, stand in elegant geschwundenen Lettern geschrieben, die ich als Darians erkannte. Lächelnd legte ich ihn beiseite und behutsam hob ich den Deckel an. Überrascht stieß ich die Luft aus. Was immer ich auch darunter wähnte, diesen Inhalt hätte ich niemals erwartet.
    In weißem Samt lag sorgsam eingebettet eine kleine, getrocknete Dattel.
    Obwohl ich wusste, dass ich mich allein im Raum befand, war mir, als hörte ich wie aus weiter Ferne Darians Lachen in meinem Kopf widerhallen. Impulsiv streckte ich die Zunge heraus und schickte dann einen Kuss hinterher, wohl wissend, dass er ankommen würde. Wo auch immer der Adressat sich gerade aufhielt.
    Dann wandte ich mich erneut der Schachtel und ihrem erstaunlichen Inhalt zu, griff vorsichtig hinein und holte die unscheinbare Kostbarkeit heraus. Wieder pulsierte es in meinen Fingern und interessiert hielt ich die Frucht gegen das Licht. Erstaunt riss ich die Augen weit auf.
    Fast durchsichtig wirkte sie gegen das helle, durch das Fenster einfallende Sonnenlicht. Und der sich dunkel abzeichnende Kern schien sich kaum merklich in einem kurzen Intervall zusammenzuziehen und wieder auszuweiten.
    Das war doch keine Dattel! Ich kniff die Augen zusammen und sah sie scharf an. Ich roch daran. Es roch wie eine Dattel. Es fühlte sich an, wie eine Dattel. Aber es reagierte keineswegs wie eine Dattel! Wie reagieren Datteln überhaupt?
    Doch wenn es keine Dattel war, was dann? Der Gedanke, der mir nun kam, erschien mir lächerlich und gruselig zugleich. Hatte Darian jetzt ein Loch in der Brust?
    Ich schüttelte mich und damit diese Idee ab.

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