Schatten Blut
wieder mit nassem Haar und nur einem Shirt und Slip bekleidet auf dem Bett und blätterte etwas lustlos in dem Magazin, das Peter mir zusammen mit den Bildern übergeben hatte. Schließlich legte ich es beiseite und angelte nach dem Stapel Dias, hielt sie gegen das Licht der Deckenlampe und konnte wie zuvor rein gar nichts erkennen.
Ob Darian einen Projektor besaß? Immerhin handelte er mit Antiquitäten und diese Geräte fielen ja schon fast unter diese Kategorie. Allerdings würde ich ihn fragen müssen. Nicht heute! Die Dias landeten wieder im Umschlag.
Ich stand auf und holte meinen Laptop aus der Tasche. Dann machte ich mich auf die Suche nach einem Anschluss. Vorher war mir nicht aufgefallen, dass es in diesem Zimmer kein Telefon gab, jetzt allerdings schon. Ich könnte mich übers Handy einwählen und auf diesem Weg meine E-Mails abrufen. Fehlanzeige. Der Akku war leer und die Ladestation unauffindbar. Sie lag sicherlich noch immer in meinem Zimmer im Appartement. Sehr sinnig!
Kein Telefonanschluss, kein Diaprojektor, kein Ladegerät. Dazu kein Radio im Zimmer und kein Fernseher. Und keine gute Laune mehr! Auf Wiedersehen Neuzeit, Willkommen im Mittelalter! Gott sei Dank gab es hier wenigstens elektrischen Strom und niemand musste dafür ein Rad treten.
Genervt packte ich den Laptop zurück in die Tasche. Dann ließ ich mich zurück aufs Bett fallen. Eine geraume Weile starrte ich die Raumdecke an, dann rappelte ich mich wieder hoch und versuchte ein paar Entspannungsübungen, indem ich Yoga machte. Half nichts. Ich sprang auf und begann mit Dehnübungen, ließ die Schultern kreisen, hüpfte auf der Stelle, machte Liegestütze und ignorierte dabei sämtliche körperliche Beschwerden. Es half nicht wirklich. Mir fehlten meine allabendlichen Läufe.
Ich öffnete die Balkontüren und trat hinaus ins Freie. Der Duft der Rosen wehte vom Garten zu mir herüber und erinnerte mich an die kleine Szene von heute Morgen. Unwillkürlich musste ich lächeln, bemerkte es und zwang mich zu einer grimmigeren Miene. Irgendwie suchte ich eine Möglichkeit, mich auspowern zu können. In mir war eine Unruhe, die beinahe greifbar war. Zum Laufen war es entschieden zu dunkel, auch wenn ich mir inzwischen sicher war, trotz allem gut sehen zu können. Diese Lektion hatte ich sehr gut verinnerlicht.
So stand ich auf dem Balkon, atmete den Duft von Rosen ein und begann mit Thai Chi. Bei diesen langsamen Bewegungen taten mir zumindest weder die Knie noch die Hände besonders weh.
Während der fließenden Übungen verlor ich das Gefühl für Zeit. Da riss mich eine plötzlich aufflackernde Lichtsäule aus der Konzentration. Sekunden später war sie verschwunden. Ich trat näher an das Geländer heran und spähte in die Dunkelheit. Da! Eine Bewegung in der Nähe eines Busches! Flammen schossen Sekunden später gut zwei Meter hoch in die Luft, waren dann sofort wieder verloschen. Was war das?
Ich schaltete den Blick um und sah Jason mit einem Bündel Holz auf den Armen auf das Haus zukommen. Kurz darauf entschwand er meinen Blicken. Er musste die Hintertür der Küche erreicht haben.
Sogleich eilte ich zurück ins Zimmer, zog die Balkontüren hinter mir zu – ich mag keine Mücken im Zimmer! – und rannte aus dem Raum, den Gang entlang. Die Treppe nahm ich im Sauseschritt, die Halle im Tiefflug. Und den Gang zur Küche gar nicht mehr. Wie eine Wand tauchten breite Schultern vor mir auf. Ein Ausweichmanöver war unmöglich.
Mein »Weg da!« kam zu spät. Da knallte ich gegen Stahlbeton, verlor den Boden unter den Füßen und betete nur noch: »Bloß nicht wieder auf die Knie!«
Plötzlich geschah alles wie in Zeitlupe. Die Wand drehte sich um, blaugraue Augen schauten mich verblüfft an. Er breitete die Arme aus und glitt unter mich. Der Boden kam näher. Eine komplette Drehung folgte. Mein Körper fest umschlungen in seinen Armen, mein Kopf an seine Brust gepresst. Dann schlugen wir auf. Der normale Zeitablauf setzte wieder ein.
Der Aufprall raubte mir den Atem. Ich hielt mich an ihm fest, als wir gemeinsam ein paar Meter über den glatten Boden rutschten. Dann endlich stoppte ein Teppich die unfreiwillige Rutschpartie. Verschreckt wagte ich keine Regung. Bis …
»Ich habe durchaus nichts dagegen einzuwenden, Faye, wenn du oben liegst. Aber hier im Gang ist es dafür doch etwas zu ungemütlich, meinst du nicht?«
»Entschuldige, Darian«, brachte ich heiser hervor, lief rot an und krabbelte von ihm runter.
»Würdest du
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