Schatten Blut
entgegen: »Unsinn! Ich doch nicht!«
Gespannt nahm ich den Umschlag heraus, öffnete ihn und zog einen gefalteten Zettel hervor. Meine Enttäuschung war maßlos, als ich das Geschriebene kaum entziffern konnte.
»Latein«, hörte ich Darian hinter mir flüstern.
»Was?« Ich wirbelte zu ihm herum. »Du kannst das lesen?«
»Wenn du mir das Schreiben gibst, dann schon«, gab er trocken zurück.
Ich reichte es ihm, doch als er zugreifen wollte, zog ich es fort. Er schaute mich fragend an. »Du kriegst es erst, wenn du mir sagst, ob du noch sauer bist.«
»Hör mit dem kindischen Unfug auf, Faye. Ich war niemals sauer. Ich möchte uns lediglich vor Schaden bewahren. Darf ich es jetzt bitte lesen?«
Diesmal erhielt er den Zettel. Während er die Zeilen las, überzogen immer mehr Falten seine Stirn. Er wendete den Zettel mehrmals, als suche er nach etwas. Dann blickte er eine Weile auf das Geschriebene, ehe er es mir schließlich zurückgab.
Ich blickte ihn erwartungsvoll an. »Und?«
Nochmals schaute Darian auf den Zettel und übersetzte: »Aus Wolken geboren, im Regen gefallen, zu Erde geworden. In Nebel gehüllt der Übergang. Tritt ein, denn dich erwarte ich.«
»Was bedeutet das denn?« fragte ich leise, schaute auf die beiden Rosen und es fiel mir wie Schuppen von den Augen. »Ach du heiliges Kanonenrohr!«
»Entschuldige, Faye, aber das sind Rosen.«
»Das weiß ich selbst!« Ich entnahm sie der Schachtel, sie fühlten sich merkwürdig an. Lebendig und doch tot, warm und doch kalt. Leicht und gleichzeitig schwer. Und sie erinnerten mich sehr stark an die beiden Federn. Fast schien es Gewissheit, dass es derselbe Absender war.
Kurzum drückte ich Darian die Rosen in die Hand und eilte auf meine Tasche zu, als sein geharnischter Fluch mich herumfahren ließ. »Himmel, Arsch und Wolkenbruch! Faye, verdammt! Was soll das?«
Entsetzt starrte ich auf seine Hände. Tiefrotes Blut lief aus den langen Wunden seiner Handflächen über seine Gelenke und tropfte auf den Boden. Direkt auf die Rosen. Ohne zu überlegen, riss ich den unteren Saum meines T-Shirts ab und wickelte den Stoff um seine Wunden. Versuchte so, die Blutungen zu stoppen, die jedoch einfach nicht aufhören wollten.
»Verflucht!« murmelte ich fast panisch und sah Darian verzweifelt an. »Das hört nicht auf!«
»Wem sagst du das?« gab er mit leichter Verwunderung in der Stimme zurück. »Es sind immerhin meine Hände.«
»Kannst du die Wunden denn nicht schließen?«
»Was glaubst du, was ich die ganze Zeit über mache? Mich an meinem eigenen Blut ergötzen?«
Der Rest meines T-Shirts musste dran glauben, und kurz darauf sahen Darians Hände aus wie die einer Mumie. Es dauerte nicht lange und der Stoff war durchweicht. Schon war ich an der Tasche, als Darian mich stoppte: »Du musst nicht deine komplette Garderobe opfern, Faye. Sag Jason Bescheid, er möge bitte mit Verbandzeug kommen. Oder warte, ich suche ihn selbst.«
»Du gehst nirgendwo hin!« Ich drückte diesen Riesen von Mann nahezu mühelos auf die untere Stufe der Treppe. »Bleib hier, ich werde Jason holen.«
Das Holen bestand darin, dass ich mitten in die Halle trat, meine Hände zu einem Trichter vor dem Mund formte und so laut Jasons Namen brüllte, dass es von den Wänden hallte.
»Das hätte ich auch noch hinbekommen.« Darian lächelte. Doch wirkte er hinter diesem Lächeln keineswegs so unbesorgt, wie er vorgab zu sein. Leichte Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und der sonstige Glanz seiner Augen wirkte matt.
Da vernahm ich hastig näher kommende Schritte und kurz darauf erschien Jason im Gang. Als er mich nur mit Jeans und BH vor Darian hockend vorfand, wanderten seine Brauen leicht irritiert in die Höhe. Da erblickte er die bandagierten Hände seines Herrn und sofort war er neben ihm. Blitzschnell hatte er es abgewickelt und schaute auf die tiefen Wunden.
»Ich vermute, Sir, es gelingt nicht, sie zu verschließen?« fragte er doch tatsächlich mit leichter Sorge in der Stimme.
»Das haben Sie durchaus richtig interpretiert, Jason.« Darian bemühte sich inzwischen sichtlich um einen leichten Ton.
»Dann, Sir, bleibt uns wohl nur eine Möglichkeit.« Damit krempelte er seinen Ärmel hoch und hielt Darian seinen Arm hin. Schockiert schlug ich ihn beiseite. »Habt ihr Zwei Honig in der Melone? Der Kühlschrank ist voll mit Konserven!«
»In diesem Fall, Madame, benötigt er Leben und keine tote Konserve. Wenn Sie nun bitte die Freundlichkeit
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