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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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schien ihn komplett einzuhüllen und seine Fühler nach mir auszustrecken. Tauchte langsam alles in Dunkelheit, bis von der Umgebung nichts mehr zu erkennen war. Und doch reichte es nicht bis zu mir, denn um mich herum war es taghell, als stände ich auf einer dunkeln Bühne in einem hellen Spot. Um uns herum herrschte absolute Stille. Kein Laut war zu vernehmen. Dann erklang seine Stimme wie ein Donnerhall: »Fordere dein Schicksal nicht heraus!«
    Unter Garantie hätte mich dieses Gebaren vor mehreren Wochen noch dermaßen verschreckt, dass ich geflohen wäre. Da ich diesen Effekt jedoch schon einmal gesehen hatte, zudem wusste, wie er funktionierte und diese Technik teilweise selbst anwandte, fand ich sie inzwischen amüsant. Darian selbst hatte mir die Angst vor diesen Dingen genommen, mich viel gelehrt. Warum sollte ich da noch Angst haben? Vor was? Ausgerechnet vor ihm?
    Ferner erinnerte mich diese Warnung an Ernestines Worte: Er wird dein Schicksal bestimmen, so wie du auch seines bestimmen wirst. Na, dann wollten wir doch mal anfangen mit Bestimmen!
    Ich lächelte zuckersüß. »Nein, es ist keine Herausforderung. Ich nehme es lediglich in meine eigenen Hände. Und falls du auf die Idee kommen solltest, mir Angst machen zu wollen, dann bist du auf dem Holzweg. Netter Versuch, Darian, wirklich. Gibt es vielleicht noch etwas, was du mir zubrüllen möchtest? Nein? Na, dann bis gleich.«
    Und damit verließ ich die Bühne, oder eher gesagt, die Küche.
    D as mit dem Packen war so eine Sache für sich. Was sollte man packen, wenn der augenblickliche Lebensinhalt in eine einzige Sporttasche passte und das Meiste davon in der Wäsche war? Demzufolge kramte ich die spärlichen Überreste meines Besitztums zusammen und stopfte sie in besagte Tasche. Das Valentino Kleid wurde sorgsam zusammengelegt und ebenfalls darin verstaut. Wer wusste schon, ob ich nicht noch einmal Gelegenheit fand, es zu tragen?
    Keine zehn Minuten später stelle ich die Tasche in der Empfangshalle ab. Ich wollte mich auf die Suche nach meinen Vater begeben, als Jason mit einem schmalen Päckchen auf dem Arm auf mich zutrat. »Madame, dies hat soeben ein Bote für Sie gebracht.«
    Verwundert nahm ich es entgegen. Es hatte keinen Absender, doch stand mein Name in wunderschönen kaligraphischen Lettern auf dem kleinen Schildchen an der großen Schleife. Wer außer Ernestine wusste, dass ich hier war? Okay, Lagat O’Malloy und Konsorten, aber die würden mir garantiert kein Paket schicken.
    »Wer hat es geschickt, Jason?«
    »Wie schon erwähnt, Madame. Ein Bote brachte es vor einigen Minuten. Er nannte weder Namen noch Absender.«
    »Hm. Danke, Jason.« Ich nickte ihm zu und trug es zu dem kleinen, runden Tisch neben der Treppe. Vorsichtig öffnete ich die Schleife und zog die Bänder ab. Dann hob ich den Deckel einen Spalt weit an. Nichts geschah. Weder krabbelte ein ekelhaftes Getier daraus noch roch es irgendwie unheimlich.
    »Es fühlt sich nicht nach einer Falle an, Faye«, vernahm ich Darians Stimme von weiter oben und zuckte erschreckt zusammen. Dann stand er auch schon einen Meter hinter mir. »Na los, schau nach.«
    »Ich gehe mal davon aus, dass es nicht von dir ist«, meinte ich und richtete meinen Blick wieder auf die Schachtel vor mir.
    »Nein. Momentan steht mir eher der Sinn danach, dich ordentlich durchzuschütteln als dich zu beschenken.«
    »Deine Ehrlichkeit ist wahrlich erquickend, Darian«, gab ich spitz zurück. Dann hob ich mit einem Ruck den Deckel ganz an. Innen war die Schachtel mit weißem Samt ausgeschlagen und zwei Lagen schwarzes Seidenpapier überdeckten den eigentlichen Inhalt. Ohne es zu bemerken, war Darian an mich herangetreten und schaute mir nun über die Schulter.
    »Was ist? Angst nachzusehen, Faye?« raunte er mir ins Ohr.
    »Quatsch! Ich doch nicht!« Mit spitzen Fingern schlug ich erst die eine Lage des Seidenpapiers beiseite, dann die andere. »Wow!«
    Zwei Rosen lagen darin. Die eine in strahlendem Weiß, die andere in samtem Schwarz. Die Stiele überkreuzt und mit einem roten Band gehalten, an dem ein kleiner Umschlag befestigt war, auf dem abermals mein Name stand.
    Darians Hand streckte sich bereits nach dem Umschlag aus, da klopfte ich ihm energisch auf die Finger. »Das ist meiner! Sei nicht so neugierig!«
    »Okay. Ist ja schon gut. Mich interessiert eben auch, wer dir in mein Haus Rosen schickt.«
    »Eifersüchtig?« spöttelte ich.
    Darian sah mich entrüstet an und warf mir meine eigenen Worte

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