Schatten Blut
blickte mich leicht verärgert an. Ich nutzte die Gelegenheit, fest in sein Haar zu greifen, zog seinen Kopf zu mir herunter und presste meine Lippen auf seinen Mund.
Darian überraschte mich, indem er mich hart absetzte, meine Hände umfasste und mich grob von sich schob. Seine Augen blitzten gefährlich auf. »Tu das nicht, Faye!«
Das ernüchterte mich etwas, schüchterte mich jedoch keineswegs ein. Daher blickte ich ihn störrisch an und verlangte eine Antwort: »Warum nicht? Wovor hast du Angst?«
Für einen kurzen Moment umwölkte seinen Blick etwas, dass ich schwer deuten konnte. Doch schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle. Er drehte mich an den Armen herum und schob mich vor sich her die Treppe hinauf. Auf der Galerie ließ er mich los und trat von mir weg. »Geh in dein Zimmer und bleib dort!«
»Und wenn ich das nicht mache?«
»Dann werde ich Mittel und Wege finden, dich dorthin zu bringen. Geh, Faye!«
»Nein!« Ich trat wieder auf ihn zu und er wich intuitiv einen Schritt vor mir zurück. Was war das? Er hatte Angst, das hatte ich in seinen Augen gelesen. Aber wovor? Doch nicht etwa vor mir?
»Faye, bitte. Sei vernünftig.«
»Sag mir erst, warum?« verlangte ich flüsternd zu wissen. »Ich bewege mich nicht einen Meter weiter von dir fort, bis ich es weiß. Entweder sagt du es oder aber du wirst mich anfassen müssen, um mich in mein Zimmer zu bringen. Also?«
»Wecke niemals etwas, was du nicht beherrschen kannst«, meinte er leise und sah mich ernst an. »Und nun geh bitte. Es tut nicht gut, keinem von uns.«
Na, wenn das nicht mal eine recht extravagante Abfuhr war! Ich blinzelte ihn ungläubig an. Schließlich klappte ich meinen verblüfft offen stehenden Mund zu. »Okay.« Noch einmal sah ich ihn schräg an, winkte dann aber ab. »Okay, schon verstanden. Wir sehen uns dann wohl morgen. Möchtest du Handschuhe tragen oder soll ich mich lieber in einen Neoprenanzug zwängen?«
»Faye …«
»Keine Bange, ich bin nicht nachtragend, Darian. Ich kassiere nur nicht jeden Tag eine verbale Ohrfeige. So was muss ich erst mal verdauen.« Ich wandte mich um und ging in Richtung Zimmer. Nachdem ich meine Tür erreicht hatte, blickte ich zurück. Noch immer stand er in Flur und sah mich an.
Es tut mir Leid, vernahm ich in meinem Kopf, ich wollte dich nicht verletzen.
Ich bin nicht verletzt. Ich bin wütend. Gute Nacht.
Die Tür öffnend, schlüpfte ich ins Zimmer und machte sie leise hinter mir zu. Dann lehnte ich mich dem Rücken an die Wand und rutschte langsam daran herunter.
Nein, ich war nicht wirklich wütend. Ich war es vielleicht im ersten Moment gewesen, jetzt aber nicht mehr. Eher war ich verwirrt. Zumal mir aufging, dass ich jedes Mal hundemüde geworden war, sobald es zwischen Darian und mir in irgendeiner Weise zu knistern angefangen hatte. Oder war das nur meine subjektive Interpretation der Sachlage?
Ich stand auf und ließ mich aufs Bett fallen. War schon komisch, das Ganze. Waren die Berührungen unschuldig, unverfänglich und beinahe zufällig, konnte er damit umgehen. Lag aber ein Ziel dahinter, kamen aufrichtige Gefühle ins Spiel, zog er sich zurück. Lief das normalerweise nicht genau umgekehrt ab? Aber was war hier schon normal!
An mir konnte das doch nicht liegen, oder? Ich stand wieder auf, zog das Shirt aus, ging ins Bad und knipste das Licht an. Mich genau im Spiegel betrachtend, konnte ich kein Makel feststellen. Kaum Falten im Gesicht. Immerhin ging ich stramm auf die Dreißig zu, da sind kleinere Fältchen legitim! Brust genau dort, wo sie hingehört, rund und fest. Bauch flach, Hüften leicht gerundet, Beine gerade und trainiert. Dem Sport sei Dank!
Ich zupfte die Klemmen aus dem Haar und schüttelte es aus. Dann schleuderte ich es zurück und betrachtete mich erneut genau im Spiegel. Fand er Rothaarige vielleicht hässlich? Immerhin gab es Männer, die sich daran störten. Auch wenn vielen meine Löwenmähne immer gefallen hatte. Ich hatte kaum Sommersprossen und war darüber recht froh. Ich grinste mein Spiegelbild an. Nein, daran konnte es nicht liegen. Vielleicht war ich kein Topmodel, aber ich brauchte mich mit meinem Aussehen auch nicht hinter dem Ofen zu verstecken. Optik schied meiner Meinung nach aus! Abgesehen davon, würde ein Mann eine Frau in feine, teure Tücher hüllen, wenn er sie hässlich fand? Wohl kaum, oder wie sehen Sie das, lieber Leser?
Mir ging Darians Erklärung nicht mehr aus dem Sinn. Was sollte nicht geweckt werden?
Wenn es
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