Schatten der Angst (German Edition)
das immer.« Karen schob den Stuhl zurück, umrundete die schwarze Theke aus Granit und ging in die Küche. »Wie trinken Sie ihn?«
»Vielen Dank für das Angebot, aber ich trinke keinen Kaffee.«
Karen zog überrascht die Augenbrauen hoch, als wäre es eine Todsünde, keinen Kaffee zu trinken. »Wasser? Limonade?«
»Limonade wäre prima. Danke.«
»Ist schon unterwegs.« Karen öffnete den Kühlschrank. Sie kam mit einer Flasche Dr. Pepper zurück, die sie vor Amanda auf den Tisch stellte. »Ist das in Ordnung?«
Amanda blinzelte, erstaunt darüber, dass Logan ihr Lieblingsgetränk im Kühlschrank hatte. »Das ist tatsächlich genau das Richtige. Danke.« Sie setzte sich.
Karen blieb stehen. Sie trank ihren Kaffee in großen Schlucken und nahm die Zeitung wieder zur Hand. »Ich bin hier, um für Ihre Sicherheit zu sorgen, nicht als Ihre Babysitterin. Ich werde versuchen, Ihnen so viel Freiraum wie möglich zu lassen. Gott weiß, dass ich noch massenhaft Papierkram aufzuarbeiten habe. Ich habe meinen Laptop in die Suite im vorderen Teil des Hauses gestellt. Rufen Sie, wenn Sie mich brauchen.«
»Warten Sie.« Amanda milderte die Worte mit einem Lächeln. »Ich habe mich gefragt … wegen letzter Nacht – wissen Sie etwas über den … Mord?«
Karen schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Logan ist erst gegen zwei Uhr morgens nach Hause gekommen. Wir waren beide zu müde, um über die Arbeit zu sprechen. Ich habe mich dann in der kleinen Suite hingelegt, statt zu meinem Ehemann Mike nach Hause zu fahren. Als ich aufgestanden bin, war Logan schon weg.«
Amanda zog die Limonadendose zu sich heran und ließ den Finger über die kondensierten Wassertröpfchen auf der Oberfläche gleiten. »Glauben Sie, Logan würde es etwas ausmachen, wenn wir ihn anrufen?«
»Ich wüsste nicht, warum.« Karen runzelte besorgt die Stirn. »Machen Sie sich Sorgen um Ihre Sicherheit? Ich kann Ihnen versichern, dass Logan das beste Sicherheitssystem weit und breit besitzt. Das ganze Grundstück ist mit Sensoren und Kameras ausgestattet. Wenn jemand das Grundstück betritt, wissen wir das sofort. Im Übrigen …«, sie klopfte auf die Pistole, die sie im Halfter am Gürtel trug, »die hier trage ich nicht nur zur Zierde.«
»Nein, nein, das ist es gar nicht«, versicherte Amanda. Sie war erleichtert, von dem Sicherheitssystem zu hören, doch im Moment machte sie sich mehr Sorgen wegen des Mordes. Sie wollte, sie musste wissen, was geschehen war. Hatte derselbe Mann, der sie entführt hatte, eine weitere Frau ermordet? Allein der Gedanke machte sie wütend. Hatte sie zu lange mit ihrem Hilfsangebot gewartet? Hätte sie den Mord verhindern können? »Ich muss nur kurz mit ihm reden.«
Karen zuckte mit den Schultern. »Na klar, ich rufe in der Zentrale an und frage nach, wo er sich gerade aufhält. Ich möchte ihn ungern mit einem Anruf stören – falls er gerade jemanden vernimmt und nicht unterbrochen werden möchte.«
»Danke. Ich weiß das zu schätzen.«
Karen nickte und tippte eine Nummer in ihr Handy ein.
Amanda trommelte mit den Fingernägeln auf der Tischplatte herum.
Der Anruf war schnell erledigt. »Er ist nicht auf dem Revier, sondern draußen im Gelände, am Black Lake, in der Nähe der Mill Cove Road. Ich weiß nicht genau, warum. Ich werde versuchen, ihn auf dem Handy zu erreichen.«
Panik drohte Amanda zu überfluten, doch sie kämpfte sie nieder. »Nein«, rief sie und erschrak darüber, wie laut ihre Stimme klang. »Es tut mir leid«, murmelte sie leise.
»Stimmt etwas nicht?«
Ja . Black Lake war der Ort, wohin der Mörder Dana und sie gebracht hatte. Suchte Logan dort nach Hinweisen? War er gerade in der Hütte, in der sie vor vier Jahren gefangengehalten worden war? Die Dose in ihrer Hand machte ein blechernes Geräusch, als Amanda sie zwischen den Finger zerquetschte. Sie zwang sich, die Hand zu entspannen.
»Amanda, was ist …«
»Es ist alles in Ordnung.« Amanda legte die Dose weg und stand auf. Falls es wirklich so war, dass ungeahntes Wissen in ihr schlummerte, dann war die Rückkehr nach Black Lake vermutlich die beste Möglichkeit, es herauszukitzeln.
Karen kannte ihre Geschichte offenbar nicht – oder zumindest nicht gut genug –, um zu wissen, welche Bedeutung Logans Aufenthaltsort für Amanda hatte. Das war gut, Amanda konnte diese Tatsache zu ihrem Vorteil nutzen. Denn sonst würde Karen sich ganz bestimmt nicht mit dem einverstanden erklären, worum Amanda sie nun bitten
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