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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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der
Sonne geblendet.
    Er saß ruhig neben mir und strahlte
tiefste Zufriedenheit aus.
    »Was ist denn?« , fragte ich ihn.
    »Ich kann mich kaum daran sattsehen.«
    Ich ließ meinen Blick über den
kleinen See wandern. Drei Enten plantschten wild um die Wette. Die langen
Zweige einer Weide trafen immer wieder auf die Wasseroberfläche und formten dabei
kleine kreisförmige Wellen. Aus einiger Entfernung konnte man das Tröten der
Elefanten hören.
    »Ja, es ist wirklich sehr schön hier«,
flüsterte ich vor mich hin. Dabei war niemand da, der unseren augenscheinlichen
Monolog hätte stören können.
    »Das habe ich nicht gemeint« , schmunzelte er. Fragend sah ich ihn
an. »Weißt du eigentlich, wie schön du bist? Du stellst alles hier bei Weitem
in den Schatten.«
    »Jetzt übertreib bitte nicht so. Du
bist doch voreingenommen!« Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg.
    »Mag ja sein und doch habe ich Recht.
Du bist das Schönste, was ich je gesehen habe. Und das Amüsanteste daran ist,
dass du nicht einmal selbst erkennst, wie du alle anderen überstrahlst.«
    Ich schwieg, darauf konnte ich nichts
erwidern. Meine Wangen mussten inzwischen die Farbe einer Tomate angenommen
haben, so sehr hatten mich seine Worte berührt.
    »Ich hätte dir das schon viel früher
sagen sollen – und öfter.« Der traurige Unterton in seiner Stimme war für mich nicht zu überhören.
    »Du hast es doch jetzt getan« , versuchte ich ihn zu trösten. »Das
ist alles was zählt.« Ich wollte nicht, dass dieser wundervolle Augenblick durch
eine trübselige Stimmung zerstört wurde.
    »Es tut mir übrigens leid, dass ich
neulich so plötzlich abgehauen bin.«
    »Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.
Weißt du das eigentlich?« Das hatte ich tatsächlich. Diese Wut – ich wusste nicht, wie sehr sie seine
Sinne vernebelt hatte. Ich hatte Angst um ihn gehabt, dass er irgendetwas
Unüberlegtes tun würde – was auch immer das sein mochte und konnte.
    Der Gedanke daran, dass ich das getan
hatte, schien ihn zu amüsieren und verschmitzt lächelte er mich an.
    »Um mich brauchst du dir keine Sorgen
machen. Du bist hier diejenige, auf die jemand aufpassen muss.« Etwas eingeschnappt versuchte ich
diesen Einwand zu ignorieren. An meinen Gefühlen und Empfindungen würde es
nichts ändern.
    »Du scheinst dich ja zumindest wieder
beruhigt zu haben.«
    »Ich wollte dich nicht weiter von der
Arbeit abhalten. Du schienst sehr beschäftigt zu sein.« Er war manchmal ein noch
schlechterer Lügner als ich.
    Beide blickten wir wieder auf den
See. Keiner von uns, konnte dem anderen etwas vormachen. Dafür hatten wir zu
viele Stunden miteinander geteilt. Jeder noch so kleine Tonunterschied, jede
noch so kleine Bewegung, das alles war wie ein offenes Buch.
    Ich wusste, dass es keinen Sinn
machte, ihn zu etwas zu drängen. Dafür war er zu stur – genauso wie ich. Er
würde schon selbst davon anfangen, wenn er soweit war.
    Mit einem Mal reckte er seinen Kopf,
als würde er versuchen, einer weit entfernten Stimme zu lauschen. Ich hingegen
hörte nichts, so sehr ich mich auch bemühte.
    »Emilia, es tut mir leid, aber ich
muss weg. Es kann nicht warten! Ich liebe dich. Vergiss das bitte nie!« Einen Wimpernschlag später war er
verschwunden und ich saß allein auf der Bank.
    »Ich liebe dich auch«, murmelte ich
dem leeren Platz neben mir zu.
    Dunkle Wolken zogen auf und schoben
sich vor die Sonne. Nichts war mehr von ihrer Wärme zu spüren. Und auch der
eben noch so idyllische Moment war verpufft. Ich stöhnte auf und machte mich
auf den Weg, den Rest des Zoos zu besichtigen. Was sollte ich auch sonst tun?
    Die Elefanten, deren Tröten ich
vorhin gehört hatte, wälzen sich in einer Sandgrube und bespritzten sich und
die Wärter immer wieder mit einer Rüsselladung voll Wasser.
    Kurz betrachtete ich das Schauspiel,
dann irrte ich weiter. Vorhin hatte ich mich ganz auf Robert konzentriert, der
den Weg anscheinend in und auswendig kannte und genau wusste, wohin er wollte.
    Ich hingegen hatte keinerlei
Vorstellungen, wohin ich als Nächstes gehen sollte. War ich an dieser Ecke
nicht schon einmal vorbeigekommen? In der Ferne erkannte ich das Haus mit den
Aquarien und Terrarien. Ich war also fast wieder am Eingangsbereich angelangt.
    Aufgeregtes Vogelgezwitscher drang an
meine Ohren und ich beschloss, mir bevor ich ging, noch die Papageien
anzusehen. Diese hatten wir vorhin nicht passiert. Vielleicht würde ja einer
von ihnen mit mir sprechen, wenigstens

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