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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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soviel stand fest. Ihr Schicksal war
festgeschrieben. Und es gab nur vier Autoren, die in der Lage waren, dies zu
ändern und ihre Geschichte umzuschreiben – uns.
    Ria und ich umrundeten einmal das
Gebäude, um sicher zu sein, dass keine unerwünschten Zuschauer auf uns warteten.
Johann und Richard taten das Gleiche mit dem umliegenden Gelände. Keine dreißig
Sekunden später standen wir vor dem Haupttor. Niemand war da, außer uns und
denjenigen, die sich in der Halle befanden.
    Wir verteilten uns entlang der
Hauswand, so dass ein jeder von uns unter einem der meterhohen Fenster stand.
Ria war die erste, die zu einem geübten Sprung ansetzte und galant auf dem
Fenstersims landete.
    Richard warf ihr einen vorwurfvollen
Blick zu, schließlich galt seine Aufforderung von vorhin noch immer – keine
Alleingänge. Entschuldigend hob sie die Schultern. Sie würde sich nie ändern,
soviel war klar.
    Wir taten es ihr nach, nicht so
elegant, aber letzten Endes hatte ein jeder von uns auf einem Fenstersims Platz
genommen.
    Die Scheiben waren von Ruß und
Schmutz völlig verschmiert und von den Vorgängen, die sich im Inneren
ereigneten, war kaum etwas zu erkennen. Ich blickte zu Richard, der das Fenster
neben mir eingenommen hatte, die anderen taten es mir nach und so warteten wir
auf unsere nächsten Instruktionen.
    Vorsichtig und ohne dabei auch nur
ein winziges Geräusch zu verursachen, öffnete Richard einen Flügel des Fensters
und schob es behutsam nach vorn. Mehr konnte ich nicht erkennen, dafür lagen
gute drei Meter Wand zwischen uns und auch wenn ich inzwischen in der Lage war,
beinah schneller als das Licht zu reisen, so gelang es mir noch nicht, um die
Ecke zu gucken. Ich spürte allerdings, wie Ria, die auf meiner anderen Seite
das Fenster erklommen hatte, immer hibbeliger wurde.
    Die Sekunden verstrichen und von
Richard war nichts zu sehen. Ich glaubte schon, er würde uns hier allein zurücklassen,
als sein Kopf vor meiner Fensterscheibe auftauchte. Vor Schreck wäre ich fast
von dem schmalen Sims gefallen und nur mit Mühe konnte ich mein Gleichgewicht
halten, um nicht als großer, schwerer Klotz auf dem Boden aufzuschlagen.
    Immer noch mäuschenstill öffnete
Richard das Fenster vor mir und legte dabei seinen Finger auf die Lippen.
Natürlich würde ich ihn nicht mit einem lauten Schwall an Worten begrüßen, was
hatte er denn erwartet? Da sprach er vorhin noch von Vertrauen, aber dass mir
jemand traute, war davon wohl ausgenommen.
    Ich betrat die Lagerhalle. Unter den
Fenstern gab es eine schmale Brüstung, die uns erlaubte, ohne viel Tamm Tamm
ins Innere zu gelangen.
    Mit gekonnten Handbewegungen gab Richard
mir zu verstehen, Ria ebenfalls reinzulassen während er dies mit Johann tun
würde.
    Dass er mich ihr beim Einlass
vorgezogen hatte, schmerzte Ria anscheinend sehr. Denn aus der eben noch
hibbeligen jungen Frau, war eine frostige Statue geworden, die es nicht
ausließ, mir beim Einstieg einen festen Hieb in die Rippen zu versetzen.
Natürlich war sie mit ihrem Bein einfach nur ausgerutscht.
    Da standen wir nun. Vier schemenhafte
Gestalten, für das menschliche Auge kaum auszumachen und doch hatte ich das Gefühl,
wie auf einem Präsentierteller zu sitzen. Ich versuchte mich mit dem Gedanken
an die scheinbare Unsichtbarkeit zu beruhigen und dabei langsam und gleichmäßig
zu atmen.
    Das Knallen einer zugeschlagenen,
schweren Metalltür ließ uns zusammenzucken und unterbrach meine Versuche der
Nervenberuhigung abrupt.
    Unwillkürlich trat ich einen Schritt
weg vom Geländer und presste meinen Körper fest an die Wand. Mein Puls hämmerte
mit harten, schnellen Schlägen gegen meinen Hals und ich hielt den Atem an. Die
anderen taten nichts dergleichen, sie schienen nicht einmal beunruhigt. Im
Gegenteil, Richard trat einen Schritt nach vorn, umklammerte das Geländer und
sprang über die Brüstung. Er landete so gekonnt, dass ich nicht einmal seinen
Aufprall hören konnte. Die anderen beiden taten es ihm sofort nach. Einzig ich
blieb auf der Brüstung zurück und schaute zu ihnen hinab in die Tiefe.
    Ich hatte keine Angst davor zu springen.
Ich konnte das, ich hatte mich inzwischen an meine neue ›Sportlichkeit‹
gewöhnt. Aber ich hatte ein schlechtes Gefühl. Ein Gefühl, eine Vorahnung, dass
ich nicht springen sollte. Das ich damit etwas verpassen würde – etwa Wichtiges
– etwas Entscheidendes.
    Ria fuchtelte mit ihren Armen herum
und wurde dabei immer nervöser. Johann hingegen war wie immer

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