Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
Geländer festklammerte. Schon auf der zweiten Stufe kam er gefährlich ins Wanken. Sie griff nach seinem Arm, um ihn zu stützen, und er stieß sie fort, aber sie hatte die glühende Hitze seiner Haut bereits gespürt. »Mein Gott, du brennst ja!«
    »Verschwinde!«
    »Sei still und stütz dich auf mich«, befahl sie, und er hatte nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren, daß sie seinen Arm nahm und um ihre Schultern legte.
    Als Meredith ihn zu seinem Schlafzimmer gebracht hatte, wankte er vorwärts und brach mit geschlossenen Augen über seinem Bett zusammen. Er rührte sich nicht mehr. Voller Angst nahm sie seinen schlaffen Arm und fühlte seinen Puls, konnte ihn aber in ihrer Panik nicht finden. »Matt!« schrie sie, packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Matt, du kannst jetzt nicht sterben!« Sie war fast hysterisch. »Ich bin den ganzen Weg hierher gekommen, um dir etwas zu sagen, was du unbedingt wissen mußt, und um dich um Verzeihung zu bitten und ...«
    Die blanke Panik in ihrer Stimme und die verzweifelte Art, wie sie ihn schüttelte, belebten endlich Matts benebelte Sinne; in seinem geschwächten Zustand war er nicht mehr fähig, ihr gegenüber irgendwelche Haßgefühle aufrecht zu erhalten. Alles, was zählte, war, daß sie bei ihm war. Und daß er sich entsetzlich krank fühlte. »Hör auf«, flüsterte er mit letzter Kraft, »mich zu schütteln! Verdammt!«
    Meredith ließ ihn los und weinte fast vor Erleichterung. Dann riß sie sich zusammen: Matt war jung und kräftig. Er hatte Fieber, aber sein Herz war bestimmt in Ordnung. Unsicher, was sie für ihn tun konnte, blickte sie sich im Zimmer um und sah die beiden Tablettenröhrchen auf dem Nachttisch. Auf beiden stand, daß er alle drei Stunden je eine nehmen sollte. »Matt«, sagte sie eindringlich, »wann hast du die Tabletten zuletzt genommen?«
    Er fühlte, wie sie sich neben ihn auf das Bett setzte und glaubte einen Augenblick lang tatsächlich, daß ihre Fingerspitzen ihm zärtlich das Haar aus der Stirn strichen. Offenbar war er nahe am Delirium, und die ganze Szene, die sich jenseits seiner geschlossenen Lider abspielte, war nur ein seltsamer Traum: Meredith, sich besorgt über ihn lehnend, seine Stirn berührend, sein Haar zurückstreichend. Ein sehr seltsamer, unwirklicher Traum.
    »Bist du sicher, daß es nichts Schlimmeres ist - nur Grippe und Bronchitis?« kam ihre Stimme von der anderen Seite seine geschlossenen Lider.
    Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Wieviel schlimmer hättest du es denn gerne?«
    »Ich glaube, ich sollte einen Arzt holen.«
    »Ich brauche nur eine liebevolle Frau.«
    Sie antwortete mit einem beunruhigten Lachen. »Ob ich da aushelfen kann?«
    »Sehr witzig«, flüsterte er.
    Merediths Herz machte einen kleinen Sprung, weil das fast so geklungen hatte, als solle sie mehr als nur eine Aushilfsfunktion erfüllen. »Ich lasse dich jetzt schlafen«.
    »Danke«, murmelte er, drehte sich auf die Seite und war auch schon eingeschlafen.
    Meredith deckte ihn zu und bemerkte erst jetzt, daß er barfuß herumgelaufen war, abgesehen davon war er voll angezogen. Sie ging zur Tür und wollte das Licht ausschalten, überlegte es sich dann aber anders und lief noch einmal zurück. Sein Atem ging ruhig, aber sein Gesicht war blaß. Trotz seiner Krankheit wirkte er kraftvoll. »Wie kommt es nur«, fragte sie den schlafenden Mann leise, »daß jedesmal, wenn wir uns begegnen, alles anders kommt, als ich es mir vorgestellt habe?«
    Ihr Lächeln verschwand, und sie löschte das Licht. Sie haßte Chaos und Unsicherheit in ihrem Privatleben, haßte das Gefühl der Hilflosigkeit, der drohenden Gefahr, das sie in seiner Nähe verspürte.
    Unten zog Meredith ihren Mantel an und ging zum Auto, um ihre Reisetasche zu holen. Zurück im Haus, blickte sie sich im Wohnzimmer um und betrachtete den Raum mit einer Mischung aus Nostalgie und Traurigkeit. Er sah noch immer gleich aus. Das alte Sofa und die beiden Sessel vor dem offenen Kamin, die Bücher im Regal, die Lampen ... Genau gleich, nur noch etwas kleiner als in ihrer Erinnerung und irgendwie trister - vielleicht, weil überall offene Umzugskartons standen, einige bereits mit Büchern und in Zeitungspapier eingewickeltem Krimskrams gefüllt.

30
    Es schneite noch immer, als Meredith am nächsten Morgen in Matts Zimmer schlich, um nach ihm zu sehen. Er war noch etwas fiebrig, aber seine Stirn fühlte sich schon wesentlich kühler an.
    Bei Tageslicht betrachtet, nach einer

Weitere Kostenlose Bücher