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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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um seine Uhr besser sehen zu können. Fast sechs. Er stützte sich auf seinen Ellbogen, überrascht, daß er fast drei Stunden geschlafen hatte. Einen Moment lang lag er still und horchte, versuchte herauszufinden, wo Meredith war, aber das erste Geräusch, das er hörte, war das letzte, das er erwartet hatte: Es kam von draußen - der Anlasser eines Autos, dann ein laufender Motor.
    Einen glückliche, schläfrigen Augenblick lang nahm er an, sie habe nur prüfen wollen, ob ihr Wagen noch ansprang. Dann schlug er die Decke zurück, stand auf und trat ans Fenster. Er strich sich das Haar aus der Stirn und wollte das Fenster öffnen, um ihr zuzurufen, daß er sich darum kümmern würde - aber er sah nur noch die roten Rücklichter ihres BMW, der sich rasch in Richtung Hauptstraße entfernte.
    Er war so überrascht, daß sein erster Gedanke ihrer deutlich überhöhten Geschwindigkeit galt - dann aber traf ihn die schmerzhafte Wahrheit. Sie war weg! Den Bruchteil einer Sekunde lang schien dieser Schock unfaßbar. Sie hatte sich aus dem Bett geschlichen und war auf und davon gefahren! Fluchend knipste er das Licht an und schlüpfte in seine Hose. Dann stand er da, die Hände in die Hüften gestemmt, und starrte wie gelähmt auf das leere Bett. Er konnte nicht glauben, daß sie weggelaufen war - so als hätten sie etwas getan, wofür sie sich schämen mußte und das sie möglichst schnell vergessen wollte.
    Da sah er es - den Zettel auf dem Nachttisch, ein Stück Papier von demselben Block, auf den sie ihre Notizen für die Vorstandssitzung gemacht hatte. Er griff danach wie nach einem rettenden Strohhalm - vielleicht war sie nur weggefahren, um Lebensmittel oder etwas ähnliches einzukaufen.
    »Matt«, hatte sie geschrieben, »was heute nachmittag passiert ist, hätte nie geschehen dürfen. Es war falsch - verständlich vielleicht - aber schrecklich falsch. Wir haben beide ein eigenes Leben und eigene Pläne für die Zukunft. Und es gibt Menschen, die uns lieben und uns vertrauen. Wir haben sie betrogen. Ich schäme mich dafür. Trotzdem werde ich dieses Wochenende immer in wunderbarer Erinnerung behalten. Es war etwas Unvergeßliches. Und ich danke dir dafür.«
    In ungläubiger Wut starrte Matt auf ihre Worte und kam sich absurderweise vor, als wäre er vergewaltigt worden! Nein, nicht vergewaltigt, benutzt, wie ein Gigolo, mit dem sie ins Bett gehen konnte, wenn sie »etwas ganz Unvergeßliches« erleben wollte - und den sie dann fortschickte wie irgendeinen unbedeutenden Söldner, weil sie sich schämte, in seiner Gesellschaft gesehen zu werden.
    Sie hatte sich in all den Jahren überhaupt nicht verändert! Sie war noch immer verwöhnt und egoistisch und so von ihrer eigenen Überlegenheit überzeugt, daß sie die Möglichkeit, sich mit jemandem aus einer weniger privilegierten Klasse einzulassen, nicht einmal in Erwägung zog. Nein, sie hatte sich nicht geändert. Sie war immer noch die arrogante Lady, dieselbe ...
    Matt hielt mitten in seinem Gedankengang inne, verblüfft, daß sein Ärger tatsächlich die Erinnerung an alles heute Entdeckte auszulöschen vermochte. Die letzten paar Minuten hatte er sie nach dem beurteilt, was er irrtümlich elf Jahre lang geglaubt hatte. Das war Gewohnheit; die Realität war anders. Realität war, was er hier in diesem Zimmer erfahren hatte, eine Wahrheit so schmerzlich, so wunderbar - daß es wehtat. Meredith war kein Feigling, sie war nie vor ihm davongelaufen, nicht einmal ihr tyrannischer Vater hatte sie einschüchtern können. Sie war achtzehn gewesen, und sie hatte sich damals in ihn verliebt. Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht, als er an ihr überraschendes Geständnis dachte - aber es verging sofort wieder, wenn er sich vorstellte, wie sie im Krankenhaus gelegen und auf ihn gewartet hatte. Sie hatte ihrem toten Kind Blumen geschickt und es nach seiner Mutter Elizabeth getauft... Und als er nie zu ihr zurückkehrte, hatte sie die Scherben ihres Lebens zusammengeklaubt, war aufs College gegangen und hatte sich mit der Realität arrangiert. Noch jetzt drehte sich ihm der Magen um, wenn er daran dachte, was er ihr in den letzten Wochen alles gesagt und angetan hatte. Jesus, wie mußte sie ihn gehaßt haben!
    Er lehnte sich mit der Schulter an einen der Bettpfosten und blickte auf die leeren Laken. Seine Frau, so stellte Matt mit wachsendem Stolz fest, rannte nicht vor Dingen davon, die die meisten Leute ängstlich meiden würden.
    Aber heute abend war sie vor ihm

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