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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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beispielhaften Kundenservice legte. Die Zeitschrift enthielt einen langen überschwenglichen Bericht über das Warenhaus, dessen Grundtenor war, daß der Name Bancroft für Qualität stünde; das geschwungene B auf den Tragetüten sei das Markenzeichen eines anspruchsvollen Kunden. Der Artikel wies auch auf die bemerkenswerte Geschäftstüchtigkeit der Bancroft-Erben hin, was die Leitung des Kaufhauses anging. Es sei offenbar so, daß der Gründer, James D. Bancroft, die Fähigkeit und die Liebe zum Einzelhandel von einer Generation zu nächsten weitervererbt habe.
    Als Merediths Großvater während des Interviews von dem Reporter daraufhin angesprochen worden war, hatte dieser gelacht und nur gesagt, das sei durchaus möglich. Er hatte jedoch auch darauf hingewiesen, daß James Bancroft eine Tradition begonnen habe, die jeweils vom Vater auf den Sohn weitergegeben würde - die Tradition, daß man den jeweiligen Erben von Kindesbeinen an auf seine spätere Aufgabe vorbereitete. Sobald er alt genug war, um am gemeinsamen Abendessen teilzunehmen, erfuhr er allabendlich aus den Berichten des Vaters, was sich im Geschäft ereignet hatte. Für das Kind waren diese Berichte ein Äquivalent für Fortsetzungs-Gute-Nacht-Geschichten; für Aufregung und Spannung war gesorgt, wachsende Neugier und Wissen kamen automatisch. Später wurden beiläufig Fragen gestellt und vereinfachte Probleme mit dem Heranwachsenden ernsthaft diskutiert.
    Am Ende des Artikels hatte der Reporter Cyril mit der Frage nach seinen Nachfolgern konfrontiert, und wann immer Meredith sich die Antwort ihres Großvaters ins Gedächtnis rief, hatte sie das Gefühl, ein Kloß stecke ihr im Hals. »Mein Sohn ist bereits Präsident«, hatte Cyril gesagt. »Er hat ein Kind, und wenn Meredith soweit ist, ihrerseits das Geschäft zu übernehmen, bin ich mir absolut sicher, daß sie Bancroft & Company ausgezeichnet leiten wird. Ich wünschte, ich könnte das noch erleben.« Meredith wußte, daß sie, wenn es nach ihrem Vater ginge, niemals dem Vorstand von Bancroft's angehören würde. Obwohl er immer mit ihr über das Geschäft gesprochen hatte, genauso wie sein Vater früher mit ihm, weigerte er sich hartnäckig, sie jemals dort arbeiten zu lassen. Zum ersten Mal hatte sie das kurz nach der Beerdigung ihres Großvaters bemerkt. Schon vorher hatte sie immer wieder ihre Absicht angesprochen, die Tradition fortzuführen und eines Tages ihren rechtmäßigen Platz bei Bancroft's einzunehmen, aber er hatte ihr entweder nie zugehört oder sie nicht ernst genommen. An jenem Abend dann, als er das Thema nicht länger ignorieren konnte, hatte er ihr geradewegs ins Gesicht gesagt, daß er nicht erwarte, daß sie ihm nachfolge, ja, daß er es nicht einmal wünsche. Diesen Posten plane er für einen zukünftigen Enkel aufzusparen. Dann konfrontierte er Meredith mit einer gänzlich andersgearteten Tradition, der sie seiner Ansicht nach folgen sollte: Bancroft-Frauen arbeiteten nicht im Familienunternehmen, sie arbeiteten nämlich gar nicht. Ihre Aufgabe und Pflicht war es vielmehr, liebende Ehefrauen und Mütter zu werden und eventuelle zusätzliche Fähigkeiten und ihre Freizeit wohltätigen Zwecken und ehrenamtlichen Tätigkeiten zu widmen.
    Meredith war nicht gewillt, das zu akzeptieren. Sie konnte es nicht, nicht mehr. Es war zu spät. Lange bevor sie sich in Parker verliebt oder zu verlieben geglaubt hatte, war ihr die Liebe zu »ihrem« Warenhaus klar geworden. Im Alter von sechs Jahren schon war sie mit allen Portiers und Sicherheitsbeamten auf du und du gewesen. Mit zwölf kannte sie die Namen aller Geschäftsführer und ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereich. Mt dreizehn hatte sie darum gebeten, ihren Vater nach New York begleiten zu dürfen, wo sie einen ganzen Nachmittag bei Bloomingdale's damit zugebracht hatte, sich das Geschäft zeigen zu lassen, während ihr Vater an einer Sitzung teilnahm. Als sie New York verließen, wußte sie bereits eine Reihe von - nicht unbedingt objektiv richtigen - Gründen dafür aufzuzählen, warum Bancroft's um so viel besser war als »Bloomie's«.
    Jetzt, mit achtzehn, war sie informiert über Dinge wie Entschädigungssummen, Gewinnspannen, Verkaufstechniken und Produktverbindlichkeiten. Das faszinierte sie, das wollte sie studieren, und sie würde die nächsten vier Jahre nicht damit zubringen, Vorlesungen über französische Grammatik und die italienische Renaissance zu hören!
    Als sie ihrem Vater dies sagte, hatte er mit der

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