Schatten der Lust
Zeit gelernt. Ich wurde gemacht, um gegen todesmagische Wesen zu kämpfen, nichts anderes.«
»Und das heißt, dass ich mich nicht dafür interessieren darf, was mit dir passiert?«
»Das heißt, du solltest es nicht«, korrigierte er bestimmt. »Du wirst leben, du wirst sterben, ich werde verschwinden. Als ich meine Frau verlor, habe ich sehr getrauert, doch ich hätte sie und meine Kinder irgendwann sowieso verloren – wie jeden, der mir etwas bedeutet.«
Leda legte ihre Finger auf seine Lippen. »Hör auf!«
»So ist es nun einmal.« Er fasste ihre Schultern. »Falls ich zurückkommen kann, verbringen wir eine schöne Zeit zusammen, für eine Weile. Falls ich nicht zurückkomme, hast du nichts verloren.«
Leda entwand sich ihm. »Mit ›schön‹ meinst du Sex. Ist das alles, was es für dich wäre – Sex?«
»Es ist alles, was ich haben kann.«
Unweigerlich trat sie einen Schritt zurück. »Gute Göttin, sind deine Brüder genauso arrogant wie du? Du ziehst los, kämpfst, weil
du
es willst, während ich hierbleibe, weil
du
es willst, damit du zurückkommen und Sex mit mir haben kannst, wann es
dir
gefällt. Tja, vergiss es! Die Dinge laufen nicht immer so, wie
du
willst!«
»Aber so muss es sein, Leda!«
»Ich sage dir was, ich gebe dir die Telefonnummer. Du gehst deine Brüder suchen, und ich mache, was ich will. Ob ich ein neues Zuhause für Mukasa suche oder mit Samantha zurückgehe, um ihr zu helfen – es geht dich nichts an.«
»Warum braucht Mukasa ein Zuhause?«, fragte Hunter. »Das hat er doch hier.«
Leda, die bereits wegging, drehte sich um. »Das hier ist kein sicherer Hafen, in dem du mich und deine Tierfreunde halten kannst. Wir hatten vor dir unser eigenes Leben und werden es noch haben, wenn du wieder fort bist.«
Mit diesen Worten stapfte sie durch den Sand zum Haus zurück.
Samantha, die gerade Teller abtrocknete, blickte auf, als Leda hereingestürmt kam. Obwohl Leda einen Geschirrspüler besaß, hatte Samantha alles von Hand abgewaschen – vielleicht war das eine Art Therapie für sie. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
»Unsterbliche!«, zischte Leda. »Sie sollten Unausstehliche heißen!«
Hunter kam nicht ins Haus zurück. Leda half Samantha beim Aufräumen und richtete anschließend mit ihr zusammen das Sofa zum Schlafen her. Samantha fragte nicht, worüber Leda und Hunter gestritten hatten, was Leda sehr zu schätzen wusste. Sie konnte Leute nicht leiden, die sich an den Problemen anderer ergötzten.
Ihr fiel wieder ein, dass Samantha hergekommen war, weil sie ihre Hilfe brauchte. »Erzähl mir, was mit deiner Mutter passiert ist. Für einen Zauber brauche ich so viele Informationen wie möglich.«
»Viel weiß ich nicht.« Samantha, die gerade die Laken auf der Couch glättete, sah zu Leda. »Ich bin als Mensch aufgewachsen. Meine Mom und ich waren uns immer sehr nah, obwohl sie nie über den Dämon reden wollte, der mich gezeugt hat. Wenn ich es ansprach, wechselte sie sofort das Thema. Trotzdem denke ich, dass ich eine Menge Glück hatte. Sie hätte mich auch verlassen können, als ich ein Baby war, aber das tat sie nicht, und ich weiß, dass sie mich liebt, wie ich bin. Sie ist eine sehr kluge und begabte Hexe, die wie eine Wahnsinnige gearbeitet hat, um mir alle Möglichkeiten zu bieten.«
Das alles erklärte Samantha mit einer Mischung aus Stolz und Entschlossenheit. Leda nickte. »Was ist an dem Tag geschehen, an dem sie verschwand?«
Samantha setzte sich aufs Sofa und nahm ein Kissen in den Arm. »Vor zwei Wochen fuhr ich an meinem freien Tag zu meiner Mom, und da war sie weg. Die Schutzzauber waren durchbrochen worden, ihr Wagen stand noch in der Garage, und das ganze Haus war verwüstet. Ich fand Blut …«
Sie schluckte und stand auf. »Ich telefonierte sofort mit meiner Abteilung und forderte Verstärkung an. Wir forschten gründlich nach, konnten aber nichts finden, keine Spuren, keine Hinweise. Er muss sie durch ein Portal entführt haben, das wir allerdings auch nicht entdecken konnten. Ich bin ziemlich sicher, dass mein Vater sie in seine Gewalt gebracht hat.«
»Nichts für ungut, aber wieso bist du dir sicher? Ich meine, habt ihr irgendetwas gefunden, das darauf hindeutet? In der Zeitung steht, dass jede Menge Dämonen- und Vampirgangs in den Städten wüten.«
»Dessen bin ich mir bewusst«, gab Samantha ein bisschen schroff zurück und hockte sich wieder aufs Sofa. »Genau dasselbe haben sie in meiner Abteilung auch gesagt. Sie nehmen
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