Schatten der Lust
beendete seine Übungen mit einem präzisen Schwertschwung und steckte die Waffe in die Scheide zurück. Es erinnerte Leda an Samurais, die sie in Kinofilmen gesehen hatte. Dann wandte er sich der Sonne zu, faltete seine Hände und verbeugte sich. Eigentlich sollte Leda vor allem bewundern, wie athletisch er war, wie geschickt er mit dem Schwert umging. Doch was sie wirklich beschäftigte, als sie nun zu ihm ging, war, was für einen phantastischen Hintern er hatte.
Er schenkte ihr ein verwegenes Lächeln, beugte sich vor und küsste ihren Mundwinkel. »Hey, Süße, hast du schon die Bettenaufteilung geregelt?« Da war wieder dieses verführerische Funkeln in seinen Augen. »Du und ich schlafen natürlich in deinem Bett. Der Dämon kann auf der Couch nächtigen. Wir behalten ihn lieber in der Nähe.«
Leda verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin nicht Mukasa.«
»Hmm?« Er berührte ihr Haar. »Nein, das ist offensichtlich. Andere Mähne, weniger Schnurrhaare.«
»Das sollte kein Witz sein. Was ich meinte, ist, dass du gern das Kommando übernimmst. Aber ich werde dir meine Insel nicht abtreten. Hier mache ich die Regeln, und ich entscheide, wann ich komme und gehe!«
Der ernste Krieger kehrte zurück. »Nicht, solange draußen irgendetwas Übles abläuft.«
»Und wer bestimmt, wann die Welt sicher ist? Du?«
»Ja, ich. Dafür wurde ich erschaffen.«
»Wenn irgendetwas Übles im Gange ist, braucht die Welt mich genauso«, entgegnete sie. »Ich bin eine mächtige Hexe, Hunter. Ich kann mich nicht in einen Kokon verkriechen, während jemand versucht, alle Lebensmagie zu vernichten. Ich sollte da draußen sein und helfen!«
»Das ist nicht dein Kampf.«
»Nein? Und was ist, wenn der Schwund der Lebensmagie sich auf mich und meine Magie auswirkt? Soll ich dann trotzdem hierbleiben und mir keine Sorgen machen?«
Hunters Züge verfinsterten sich. »Leda, du hast noch nie gegen wirklich Böses gekämpft, es noch niemals gesehen. Ich schon. Es kann dich einfach zerquetschen, als wärst du nichts.« Er schnippte mit den Fingern.
»Und genau das will ich nicht tatenlos abwarten. Da gehe ich lieber hinaus und kämpfe!«
»Und ich möchte lieber nicht zusehen, wie du dort hingehst«, konterte er streng. »Ich gehe aufs Festland, zu meinen Brüdern, finde heraus, was los ist, und kümmere mich darum.« Er berührte ihre Wange und fuhr sanfter fort: »Anschließend komme ich zurück, und dann können wir uns weiter kennenlernen.«
Verlockend! Kaum wurden seine Augen eine Nuance dunkler, erinnerte Leda sich an seine wunderbaren Küsse nach dem Liebesakt. Ja, es war verlockend, sich einfach zurückzulehnen und zu sagen:
Zieh du los, kümmer dich um das fiese Problem, und wenn du wiederkommst, tummeln wir uns im Bett.
»Wie willst du deine Brüder finden?«, fragte sie. »Du hast doch gesagt, dass du keine Ahnung hast, wo sie sind.«
Er zuckte nur mit den Schultern. »Ich sehe mich um. Wir fallen ziemlich auf.«
»Samantha meinte, der Hexenzirkel suche nach Unsterblichen. Ich weiß, wie wir sie kontaktieren.«
Sofort hob er die Hand. »Gib mir eine Telefonnummer. Ich kann sie genauso gut anrufen.«
»Ich will mit dir gehen, Hunter.«
»Und ich will, dass du hierbleibst, Leda.«
Allmählich wurde sie wütend. »Und was soll ich so lange machen? Handarbeiten? Warten, zum Horizont glotzen, ob du wiederkommst, ohne zu wissen, ob du überhaupt noch lebst?«
»Ich bin ein Unsterblicher, ich kann nicht sterben.«
»Aber du könntest irgendwo festgehalten werden. Dämonen sind hinterhältig. Sie könnten dich einsperren und für immer gefangen halten. Dann weiß ich nicht einmal, wo ich nach dir suchen soll.«
Er sah sie verwundert an. »Wieso solltest du mich suchen wollen?«
»Warum wohl nicht? Solltest du eingesperrt sein, womöglich verwundet, würde ich selbstverständlich versuchen, dich zu finden!«
Sein Blick wurde rätselhaft. »Aber ich bedeute dir nichts.«
»Was?! Wie kannst du so etwas sagen?« Sie musterte ihn von oben bis unten, von seinem zerzausten, sonnengebleichten Haar über die breite Brust bis zu den schmalen Hüften, wo das Tattoo unter dem Bund herausragte. Er war ein starker Riese und doch so sanft. »Du hast mir geholfen, mich befreit, mir das Gefühl gegeben, wieder ein normales Leben zu besitzen. Wenn schon sonst nichts, empfinde ich zumindest Dankbarkeit. Warum wundert dich das?«
»Ich wurde nicht geschaffen, um irgendjemandem nahe zu sein. Diese Lektion habe ich vor langer
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