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Schatten der Lust

Titel: Schatten der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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verharrten wenige Zentimeter unterhalb von Hunters Nabel, wo sie den Rand des Tattoos streiften. Ein plötzlicher Schmerz brannte in dem Kreis auf. Tain verzog das Gesicht und wich zurück, die Hand an seiner Wange. Ein weiteres Mal schien er kurz wieder zur Besinnung zu kommen, doch leider war es gleich darauf vorbei.
    Die Dämonin bemerkte nichts. Sie hielt die Klingenspitze an Hunters Hals und starrte das blitzende Metall gierig an. Hunter fühlte, wie es in seine Haut stach, wie Blut floss, das die Dämonin ihm ableckte.
    »Ich dachte, bloß Vampire mögen Blut«, spottete Hunter, der so ruhig wie möglich sprach.
    »Es gibt vieles, was du nicht über Dämonen weißt«, erwiderte sie lächelnd. »Doch du wirst alles lernen. Ich kann es gar nicht erwarten, dich zu unterrichten – in allem.«
    Sie schnitt. Hunter biss die Zähne zusammen.
Halb so wild
, redete er sich selbst gut zu.
Ich wurde schon weit schlimmer verwundet.
    Der nächste Schnitt war auch nicht besonders schlimm, oder der übernächste. Alle zusammen indessen schmerzten höllisch. Bald schlug er den Kopf gegen die Mauer und verkrampfte sich immer mehr, um nicht zu schreien. Sein Haar klebte ihm am rohen Fleisch, seine salzigen Tränen ätzten sich hinein.
    »Das ist doch schon einmal ein Anfang«, sagte die Dämonin, die ihr Messer mit der Zunge ableckte. Ihr Korsett war von Blutspritzern übersät. Lächelnd wandte sie sich zu Tain. »Willst du mich, mein Süßer?«
    »Ja«, antwortete er sehnsüchtig, das Gesicht vor Verlangen glühend.
    »Oh, bitte nicht!«, stöhnte Hunter durch die zusammengebissenen Zähne. »Mich zu häuten ist eine Sache, aber dass ich das ansehen muss, ist einfach grausam!«
    Tain war so weggetreten, dass er seinen Bruder gar nicht hörte. Er hob die Dämonin hoch und trug sie in die dunklen Schatten. Einen Moment später fiel eine Tür ins Schloss, und Hunter war allein.
    Obwohl sein Unsterblichenkörper sich sofort an die Selbstheilung machte, war Hunter schlecht vor Schmerz. Er kniff die Augen zu und begann zu singen, um sich davon abzuhalten, zu schreien.
     
    Leda bat Fulton, sie in seinem SUV zu Septimus zu fahren, der ein Stück die Straße hinunter stand. Kelly folgte ihnen in ihrer Limousine.
    Der Vampirclub sah verlassen aus, als sie davor anhielten. Die schwarzgestrichenen Türen waren verschlossen und mit einem Stahlgitter gesichert. Das restliche hohe Gebäude bestand aus blanken Ziegeln ohne Fenster – schließlich wohnten hier Vampire. Auch die Straße war verlassen. Im Wind wirbelte Abfall auf.
    Leda stieg aus, und Mukasa sprang hinten von der Ladefläche, kaum dass Fulton die Klappe geöffnet hatte. Das schwarze Kameraauge über der Tür zoomte in ihre Richtung. Dann rollte das Gitter nach oben.
    Wie eine Prominente, die zu einer feinen Party kam, schwang Kelly sich elegant aus ihrer Limousine. Sie stieß die Clubtür auf, als wäre sie es gewöhnt, hier jederzeit ein und aus zu gehen.
    »Septimus?«, rief sie.
    Der Club sah ganz anders aus als in den Nächten, wenn hier Trubel herrschte. Die Stühle standen auf den Tischen, gedämpfte Glühbirnen warfen ein kühles Licht in den Raum, und alles war blitzsauber, die Böden frisch poliert. Die Räumlichkeiten erinnerten eher an das Restaurant eines besonders peniblen Besitzers, nicht an einen Club, in den Leute kamen, um sich von Vampiren verführen zu lassen.
    Septimus kam aus der Dunkelheit, ergriff Kellys Hände und küsste sie kurz auf den Mund. Dann sah er zu den anderen und stutzte sichtlich, als er Fulton erblickte.
    »Samanthas Vater«, erklärte Leda. »Lange Geschichte.«
    Septimus zog verwundert die Brauen hoch, führte sie jedoch sofort nach hinten in sein Büro.
    Der Fahrer von heute Morgen wartete dort, mit vampirbleichem Gesicht. Er hatte zwei rote Bissmale am Hals, wirkte ansonsten
     aber noch sehr lebendig. Seine Angst war geradezu greifbar.
    »Erzähl uns, was passiert ist!«, forderte Leda den Fahrer auf, ehe Septimus etwas sagen konnte. Obwohl sie versuchte, nicht vorwurfsvoll zu klingen, wurde der Mann noch bleicher.
    »Er weiß es nicht«, erklärte Septimus verächtlich. »Er schwört, dass er Hunter abgeholt hat und direkt hierhergefahren ist, ohne zwischendurch anzuhalten. Hunter ist nicht aus dem Wagen gestiegen, behauptet er, und niemand ist eingestiegen.«
    »Wenn die Tür geöffnet wird, sehe ich das auf dem Armaturenbrett«, stammelte der Fahrer. »Außerdem gibt es den Summer. Das muss sein, zur Sicherheit der Fahrgäste.

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