Schatten der Lust
umbringt!«
»Bring
sie
um, Tain, und verschwinde mit mir!«, drang Hunter in Tain. »Wir gehen zu Cerridwen. Sie heilt dich. Sie weiß, wie sie dich unter dem ganzen Gesindel findet.«
»Cerridwen hat mich im Stich gelassen. Ihr alle habt mich im Stich gelassen. Meine größte Freude, wenn ich sterbe, wird sein, dass meine Brüder mit mir krepieren!«
»Widersteh ihr, Tain! Sie kann dich nie ganz besitzen.«
Tain drehte sich zu ihm um. Weißes Feuer schoss aus seiner ausgestreckten Hand. »Geh
weg!
«
Tains Magie traf Hunter wie ein übler Sandsturm, dessen grobe Körner sich in sein rohes Fleisch gruben. Die Fesseln brachen, doch Tains weit größere Kraft hielt Hunter auf der Stelle. Er fühlte, wie die Dämonenmacht in Tains Magie hineinfloss, Schwärze inmitten grellstem Weiß.
Dann fiel der Kerker um ihn herum auseinander, und plötzlich fand Hunter sich schwebend hoch über der Straße vor Septimus’ Club wieder. Er sah Leda in der Tür, Mukasa hinter ihr. Die Erde bebte, und Leda blickte entsetzt nach oben.
Mit Tain war seine weiße Magie fort, so dass Hunter in einen Wirbel schwarzer Todesmagie gehüllt war. Der Schmerz in seinem Körper erreichte seinen absoluten Höhepunkt, während er bemerkte, dass Leda singend Runen in die Luft malte. Er wollte ihr zuschreien, dass sie weglaufen sollte, aber kein Laut verließ seine Kehle.
Das Erdbeben wurde heftiger, so dass sich ein länglicher Riss in der Straße auftat, aus dem Asphalt und Abwässer aufstoben. Darunter wartete nichts als Dunkelheit – keine U-Bahn-Schächte, keine Mauern, nur feste Erde.
Lachend schleuderte die Dämonin Hunter geradewegs in den Erdspalt. Er stürzte, zehn Fuß, zwanzig, dreißig, vierzig Fuß, bevor er mit brechenden Knochen auf dichtem Fels aufschlug und reglos liegen blieb.
Über ihm begann der Spalt, sich zu schließen, pressten sich Erde und Stein zusammen. Schmutz und Kiesel prasselten auf ihn ein, so dass er keine Luft mehr bekam, verdichteten sich um ihn, erdrückten ihn mit ihrem Gewicht.
Gleich darauf ging der Spalt mit einem Knall zu. Allein und schwerverwundet lag Hunter in vollkommener Finsternis.
Leda schrie, als sich der Riss in der Straße schloss. Sie rannte hin und sank auf die Knie. Hinter ihr brüllte Mukasa. Die Dämonin stand dort, die Füße zu beiden Seiten des Spalts, und lachte. Ihr enges Satinkleid war blutbefleckt.
Septimus blieb im Schatten des Clubeingangs und rief seinen menschlichen Helfern zu, ihre Waffen auf die Dämonin zu richten. Diese hob eine milchig weiße Hand und schoss einen Schwall Todesmagie auf Septimus’ Männer. Sie fielen zu Boden. Ob sie bewusstlos oder tot waren, konnte Leda nicht erkennen.
Dann schwebte die Dämonin auf Leda zu und blieb vor ihr stehen. Ihre schwarzen Lederstilettos betonten ihre nackten Beine.
»Er war gut, kleine Hexe«, säuselte sie mit samtiger Stimme. »Sehr, sehr gut. Ich verstehe, warum du ihn magst.«
Leda funkelte sie wütend an, worauf die Dämonin ihr mit einem rasiermesserscharfen Absatz in die Seite trat. Knurrend sprang Mukasa auf sie zu, doch sie warf ihn einfach beiseite.
Hastig rappelte Leda sich auf und lief zu Mukasa, der reglos auf dem Asphalt lag. »Miststück!«, schrie sie über ihre Schulter hinweg.
Septimus beschoss die Dämonin vom Eingang aus. Ein Pfeil grub sich halb in ihre Seite, doch sie packte ihn und zog ihn wieder heraus.
Allerdings fühlte Leda, dass ihre Todesmagie ein wenig schwächer wurde. Sie reichte nicht mehr aus, um ihr ernsthaft zu schaden, Leda hielt es jedoch für klüger, sich zurückzuziehen. Die Dämonin warf den Pfeil zu Septimus, stieß einen Fluch aus und verschwand mit einem Knall. Der Wind wirbelte ein paar Papierfetzen von der Straße auf und zerrte an Mukasas Mähne, doch sonst war alles still.
»Interessante Waffe«, hörte Leda Fulton zu Septimus sagen. »Was ist das?«
»Ein Luftgewehr. Nachdem sich dieser Ewige in meinen Club geschmuggelt hatte, ließ ich ein paar Pfeile mit einem Zauber gegen Dämonen versehen. Wirklich anhaben können sie ihr jedoch nichts, sondern sie höchtens etwas verlangsamen. Ausgesprochen hilfreich sind sie übrigens gegen niedere Dämonen, die sich Einlass verschaffen und Ärger machen wollen.«
Ungeduldig drängte Samantha sich zwischen den beiden Männern hindurch und eilte zu Leda, die Mukasas Mähne streichelte. Ihr liefen Tränen übers Gesicht.
»Oh nein!«, rief sie traurig aus. »Leda, ist er …«
Sie brachte die Frage nicht mehr zu Ende,
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