Schatten der Lust
überhaupt nicht abklingen.
Zweimal hatte der Dämon ihn inzwischen gehäutet und beim zweiten Mal tiefer ins Fleisch geschnitten. Tain hatte die Prozedur tausendfach ertragen, alle drei Tage, seit siebenhundert Jahren. Für Tain war sie zur Routine geworden, ja, er begrüßte sie heute sogar. Sein Gesicht war weiß und gequält, wenn er es aussprach, aber Hunter begriff. Tains Wahl bestand darin, sich in ein schreiendes, wimmerndes Elend zu verwandeln oder zuzulassen, dass der Wahn ihn glauben machte, er würde es genießen.
Eines jedoch war interessant: Der Dämon mied Hunters Tattoo, berührte es nicht einmal mit dem Messer. Das brachte ihn auf eine Idee. Ohnehin glaubten alle, dass Hunter verrückt war, und dieser Umstand erwies sich bisweilen als recht praktisch – jetzt zum Beispiel.
Als die Dämonin wiederkam, nun in einen goldenen Seidensarong gewandet, grinste Hunter breit. Tain, der hinter ihr stand, sah seinen Bruder unsicher an.
»Komm her, Baby!«, forderte Hunter sie auf.
Er behielt das lüsterne Lächeln bei, während die Dämonin auf ihn zutänzelte und ihn mit einer Mischung aus Triumph und Ekel betrachtete. Obwohl sein Körper vor Schmerz schrie, streckte er ein Bein aus und schlang es um ihre Hüften.
»Bist du hier, um es wieder zu tun?«, raunte er ihr lustvoll zu.
Die Dämonin musterte ihn misstrauisch. Sie musste Jahre gebraucht haben, um Tain zu brechen. Folglich würde sie niemals glauben, dass sie es bei Hunter binnen zwei Stunden schaffte.
»Komm schon«, drängte er, »und bleib diesmal danach bei mir! Geh nicht wieder mit meinem Bruder weg wie letztes Mal! Ich war richtig eifersüchtig.«
Nun trat ein verträumter Ausdruck auf ihre Gesichtszüge. »Vielleicht können wir es alle zusammen machen.«
»Mmm, vielleicht.« Hunter streichelte ihren Schenkel mit dem Fuß. Hoffentlich ruinierte er ihr Seidenkleid mit seinem Blut!
»Wie wär’s, wenn ich versuche, wieder wie deine Hexe auszusehen?« Sie verwandelte sich, so dass sie zu einem schmierigen Abbild Ledas wurde. Sie sah Hunter mit Ledas Augen an.
Es fiel ihm nicht leicht, seine Wut im Zaum zu halten, aber wenn er jetzt mitspielte, konnte er die Dämonin später teuer für alles bezahlen lassen. »Sicher, Süße. Woher hast du gewusst, dass ich auf Schmerzen stehe? Die echten, nicht die gespielten, für die man sich Lederkostüme anzieht.«
Sie lachte sogar Ledas wundervolles Lachen. »Ich habe es vermutet.«
Hunter lehnte seinen Kopf nach hinten. »Tu es!«, stöhnte er. »Tu es jetzt!«
Er wusste, dass er überzeugender wäre, wenn er auch noch einen steifen Penis bekäme, aber das konnte er höchstens mit einem Blendzauber bewerkstelligen, und diesen würden sowohl Tain als auch die Dämonin durchschauen.
Er schloss die Augen, während sie das Messer an seinem Hals ansetzte. Es tat weh, höllisch weh, aber er hielt still, als sie über seinen Oberkörper bis zu seinem Bauch schnitt. In letzter Sekunde bewegte er sich seitlich, so dass die Klinge in das Pentagramm-Tattoo fuhr.
Ein weißer Magieblitz schoss wie ein Stromschlag durch das Messer und schleuderte die Dämonin meterweit nach hinten. Tain schrie auf und fing sie in seinen Armen auf.
Hunter lachte. »Dachte ich mir. Komm her, Süße, machen wir das noch einmal.«
Tain stellte die Dämonin wieder auf die Beine, schritt auf Hunter zu und schlug ihn mitten ins Gesicht. Hunters Kopf schnellte nach hinten und knallte gegen die Mauer.
Er fing sich schnell wieder und sah Tain an. »Die Göttinnen wussten, was sie taten, als sie uns schufen, Bruder. Nicht um die Sexsklaven von Dämonen zu werden!«
»Du weißt gar nichts!«, rief Tain.
»Na los, bring sie dazu, dass sie deine Wange berührt! Du gehörst ihr nicht und wirst es nie. Du gehörst Cerridwen, deren Zeichen du trägst. Erinnerst du dich, wie du es bei deiner Geburtstagsparty bekommen hast? Cerridwen brannte es mit Göttinnenmagie, wie Kali meines. Und dann betranken wir uns alle mit Met, der Bronze zum Rosten bringt. Weißt du noch?«
Tain bleckte die Lippen vor Wut. Er packte die Dämonin beim Handgelenk und klatschte sich ihre Hand auf die Wange, genau auf das Tattoo.
Sie kreischte auf, dann wurden ihre Augen zu schwarzweißen Wirbeln, bevor Ledas Gestalt sich auflöste, sie kurz zu der wunderschönen Dunkelhaarigen wurde und schließlich in etwas Stinkendes, Ekelerregendes verschwamm.
Tain stieß sie beiseite. »Bring ihn hier raus!«, brüllte er sie an. »Bring ihn weg, ehe er dich
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