Schatten der Lust
Efreeten in einem abgelegenen Tal in den transsylvanischen Bergen fand. Mit einem weißen Magieschwall hatte er das Lager der Kreaturen zerstört und das halbtote Kind zu seiner Mutter zurückgebracht. Auf der Reise hatte er es warm und am Leben erhalten.
Das unschuldige Vertrauen des Kleinen und die Dankbarkeit der Mutter hatten ihm wieder einen Grund zu leben gegeben.
Nie wieder!,
hatte er sich damals geschworen.
Das wird nie wieder passieren!
Hunter wusste verdammt gut, dass er nicht immerzu die ganze Welt bewachen konnte, dass zahlreiche Frauen und Kinder ungeschützt blieben und starben. Aber nicht in seiner Nähe. Er wollte für sie da sein und sie verteidigen, bis all ihre Feinde tot waren. Dafür nahm er wahnwitzige Risiken auf sich, weshalb die Leute ihn verrückt nannten; doch er ließ niemanden im Stich, der ihn brauchte.
Und jetzt würde er Leda nicht im Stich lassen.
Es machte ihm Spaß, den Kerker zu zerlegen, die Handschellen aus den Mauern zu reißen, das Gitter und die Steine aus dem Boden zu sprengen. Seine Arme und Beine krampften bereits, weil sie zu lange in einer Stellung gehalten wurden, als er hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte und die ungeölte Tür knarrend aufging.
Bei dem theatralischen Auftritt des Dämons verdrehte Hunter die Augen. Er erschien als Domina, in schwarzem Kunstlederkorsett, schenkelhohen Stiefeln, langen Handschuhen und mit einer Peitsche. Immer noch hatte er Ledas Gestalt, ausgenommen die Augen, die vollkommen schwarz waren. Kaum war er im Raum, schloss sich die Tür von selbst hinter ihm.
»Die meisten Männer kommen schon, wenn sie mich so sehen und ahnen, was ich tun werde«, eröffnete sie ihm.
»Sie haben offensichtlich nicht genug zu tun.«
»Nein, ich erfülle ihre dunkelsten Phantasien. Du würdest alles tun, um deine Hexe so zu sehen, nicht wahr? Oder hast du es lieber, wenn sie sich dir unterwirft?«
Die Frau neigte den Kopf, blickte ihn aus dem Augenwinkel an und hielt ihm die Peitsche hin. Göttin, sie sah aus wie Leda, scheu, doch erregt, während sie sich ausmalte, welche Spiele er gern hatte.
»Im Gedankenlesen bist du eine Niete«, entgegnete Hunter ruhig.
Sie hob den Kopf wieder und grinste breit. »Du belügst mich und dich. Du willst sie, und das in jeder erdenklichen Art. Dein Verlangen bringt sie um, weil sie menschlich ist und dich niemals befriedigen kann.«
Die Dämonin hatte nicht den geringsten Schimmer, was Hunter sich mit Leda ersehnte, und Hunter würde sie gewiss nicht darüber aufklären. »Deshalb sind Dämonen blöd: Für euch dreht sich alles bloß um Sex.«
»Ich beobachte dich seit Jahren, Unsterblicher. Dich und deine Brüder, aber besonders dich. Du beschützt schwache Menschen und Tiere, doch wenn du dir eine Bettgefährtin suchst, benutzt du sie und gehst wieder. Du hältst es für rücksichtsvoll, dass du sie nicht völlig erledigst, ehe du sie wegstößt. Diese hier allerdings willst du mehr als andere, und dir ist klar, dass du ihr weh tust, wenn du sie behältst.« Sie trat näher zu ihm, so dass er ihr Parfüm und das Kunstleder riechen konnte. »Benutze mich lieber! Ich kann für dich aussehen wie sie, und mit mir darfst du es treiben, wie es dir gefällt. Ich werde nie müde, halte stundenlang mit dir durch – Jahrhunderte.«
»Noch blöder«, raunte Hunter.
Sie legte ihre Lippen an seine Wange. »Ich kriege dich, Hunter! Ich versuche bloß, es schön für dich zu machen.«
»Ach was? Und ich dachte doch glatt, du willst mich zum Kotzen bringen!«
Ihr Lächeln fror ein. »Du scherzt gern. Ich bewundere das an euch Unsterblichen. Tain war auch so, aber ich glaube, das habe ich ihm abgewöhnt.«
Hunter dachte an seine gestrige Vision von Tain, an den Funken Normalität, der in seinen wahnsinnigen Augen aufgeblitzt war, und er wurde wütend. »Ich freue mich schon darauf, dich zu töten!«
»Und ich freue mich auf dein Schreien. Es wird dir die Schnoddrigkeit austreiben.«
»Ich dachte, du magst sie.«
Sie leckte ihm übers Kinn. »Schreien gefällt mir besser. Entweder das oder dass du mich anflehst, dir weh zu tun.«
Hunter unterdrückte seinen Ekel vor ihrer feuchten Zunge. »Du weißt nichts darüber, warum Menschen Sex wollen.«
»Falsch, ich weiß alles. Ich kenne jedes schamhaft verborgene Verlangen, den Wunsch der Menschen, andere zu beherrschen, ihren Kampf gegen die eigene Unterwürfigkeit.«
»Fängst du jetzt wieder von Fesselspielen an? Du bist besessen davon.«
Sie wich
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