Schatten der Lust
ihnen nahm weiter zu, so dass die Clubmauern bedrohlich wackelten. Leda und Samantha klammerten sich aneinander. Im nächsten Moment wölbte sich die ganze Straße und riss auf. Ein einzelner weißer Lichtstreifen fuhr aus dem Spalt empor und schoss weit nach oben.
Leda hörte Hunters Stimme, einen Kampfschrei, der immer lauter wurde, bis er das Sturmtosen übertönte. In einer riesigen Lichtwolke schoss ein Körper aus der Erde und verharrte schwebend in der Luft. Der verwegen sinnliche, humorvolle Hunter war fort. Statt seiner erblickte Leda einen Krieger, dessen Leib in weißes Feuer gehüllt war und dessen Augen funkelnd grün leuchteten.
Das grüne Licht seiner Augen war sogar so stark, dass es wie Strahler die Dunkelheit auf der Straße durchdrang. Er schrie ein einzelnes Wort und streckte seine Hand aus.
Ein Krachen erklang aus dem Clubinnern; Männer riefen, und Kelly schrie. Septimus wollte zu ihr laufen, fluchte aber sogleich und presste sich flach gegen die Wand. Fulton stieß Samantha und Leda aus dem Weg, als Hunters Schwert an ihnen vorbeiflog, das auf einem Magiestrahl geradewegs auf Hunter zusauste.
Dann schwebte Hunter zu Boden und landete auf seinen Füßen. Er wirkte größer und kräftiger, wie er so unbekleidet, nur von Licht verhüllt, dastand.
Vorsichtig trat Leda aus dem Clubeingang. Hunter wandte sich zu ihr, so dass das grüne Licht seiner Augen auf sie fiel. Es fühlte sich warm an, wenngleich Leda spürte, dass er sie allein mit seinem Blick zweiteilen könnte, wenn er wollte.
»Ich werde diesen Ort reinigen«, verkündete er mit dröhnender Stimme. »Ich rieche Todesmagie.«
»Hunter«, sagte Leda.
Wieder sah er zu ihr, dass sein Licht auf ihrer Haut kribbelte. »Du bist eine Hexe. Lebensmagie und Luft. Bist du eine Dämonenhure?«
»Ich bin Leda.«
Keine Reaktion. »Kenne ich dich?«
Sie hielt den Atem an, während er sie von oben bis unten musterte. Dann kehrte Hunters gewohnter Tonfall wieder zurück. »Ich würde dich gern kennenlernen, falls ich dich noch nicht kenne. Erst einmal musst du aber weglaufen, Hexe Leda, sonst bringe ich dich mit den anderen zusammen um. Vielleicht können wir uns später treffen.«
»Du darfst sie nicht umbringen. Sie sind Freunde, die uns helfen.«
Er sah an ihr vorbei in den Club, wo Septimus einen weiteren Fluch ausstieß.
»Ich rieche einen Vampir und einen Dämon.« Hunter neigte den Kopf. »Das unschuldige Tier, das sich dort versteckt, kann ruhig gehen.«
»Auch er ist ein Freund.«
»Der Sohn der Zerstörerin hat keine Freunde. Beweg dich jetzt, oder ich vernichte dich wie die anderen!«
Plötzlich kam Samantha aus dem Club gerannt, Mukasa dicht hinter ihr. »Leda, weg hier! Er ist zu stark, um gegen ihn zu kämpfen, und er erkennt dich nicht.«
»Du verdienst es nicht, zu sterben«, erwiderte Leda trotzig. »Und Septimus ist der Einzige, der Los Angeles im Moment noch kontrollieren kann.«
»Nicht, wenn Hunter loslegt. Mach, dass du wegkommst. Du kannst nicht mit ihm reden, Leda. Kehksut hat anscheinend irgendetwas mit ihm angestellt.«
»Kehksut?«, fragte Hunter verwundert. »Mein Bruder hat ihn vor langer Zeit vertrieben. Wieso erwähnst du ihn?«
Leda zeigte auf den Spalt in der Straße. »Er ist derjenige, der dich unter der Erde eingesperrt hat.«
»Daran erinnere ich mich nicht«, entgegnete Hunter ungerührt. »Und jetzt will ich mit der Reinigung beginnen.«
Als er Anstalten machte, an Leda vorbeizugehen, ergriff sie seinen Arm. Seine Energie durchfuhr sie mit einer Wucht, die sie glatt von den Füßen riss.
»Fass mich nicht an!«, warnte er sie.
»Hunter, ich liebe dich!«
Er runzelte die Stirn und beäugte Leda interessiert. »Warum sagst du das?«
Sie lachte unsicher. »Warum ich das sage? Weil du du bist, vermute ich.«
»Ich bin kein Gott. Du musst mich nicht anbeten.«
»Tue ich auch nicht. Das ist nicht dasselbe wie lieben.«
Nun sah er zu Samantha. »Bist du bereit, für sie zu sterben, Hexe Leda? Für eine Dämonin?«
»Ich bin bereit, auf dein Vertrauen zu hoffen. Darauf, dass du mir glaubst, wenn ich dir sage, dass wir sie alle brauchen, um das Gleichgewicht zu erhalten.«
»Ich soll dir vertrauen, weil du mich liebst?«
»Ja.« Sie hielt weiter seinen Arm fest, obwohl seine Magie durch ihren Leib feuerte und ihr entsetzliche Schmerzen verursachte.
»Ich kämpfe«, erklärte Hunter. »Ich liebe nicht.«
»Doch, das tust du. Du hattest eine Frau und zwei Kinder, vor langer Zeit. Die hast du
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