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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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in Paris und vom Betrunkenen bis zum Irren hatte er alle schon in seinem Auto gehabt. Ein sinnloses Lachen mehr, eine, wenn auch Schönheit, die mit sich selbst redete, erstaunte ihn nicht mehr. Er schüttelte nur den Kopf und zog die Schultern hoch. C´est la vie!
     
    Liliane Marlene, genannt Lily Marlene, der Name kam von der Vorliebe ihrer Mutter für das alte Soldatenlied, nahm ihre Brille ab, drehte sich um und sah aus dem Rückfenster. Er stand weiterhin vor Cartier und sah dem Taxi nach. Ihr Herz klopfte noch immer zum Zerspringen. Einen Moment dachte sie, er hätte sie erkannt, aber nein. Er war genauso wie vor vielen Jahren, arrogant und so verdammt schön, dass sie weiche Knie bekam. Wie kam er dazu, ihr das Einkaufen verbieten zu wollen?!
     
    Okay, es waren nicht mal ihre Einkäufe. Es waren die von Madame Dolce – und nicht nur der Name von Madame war süß. Madame hatte die Tendenz, sich mit süßem Zeug vollzustopfen und die Breitengrade auszufüllen.
     
    Philippe hatte neben ihr gestanden und sie nicht erkannt... Kein Wunder, denn damals als er vor dem komisch aussehenden Priester in Las Vegas ihr die Treue schwor, war er so high gewesen, dass er kaum stehen konnte. Sein merkwürdiger Bruder hatte überhaupt nur hysterisch gelacht.
     
    Warum hatte sie das nicht schon damals gemerkt, dass er ein Idiot und ein Fehler war? Ja, er war so schön gewesen und sie sechzehn und zu dumm, um das zu erkennen. Und jetzt? War sie noch immer so dumm?
     
    Laut sagte sie – in Deutsch – „Idiotin“ und noch lauter „Ich bin so ein Trottel!“ Nur gut, dass der Taxifahrer ihren verbalen Ausdruck ohnehin nicht verstand, weil sie, wenn sie fluchte, es immer in Deutsch tat.
     
    Sie lehnte sich an die Rückenlehne an und rieb sich die Stirn, nachdem sie ihren Hut leicht hochgeschoben hatte. Es wurde nicht besser. Philippe d´Arthois, ihr Ehemann, war ihr gegenübergestanden, hatte mit ihr gesprochen und sie nicht wiedererkannt!
     
    Lily rieb sich mit einem Zeigefinger die Schläfen. Sie hatte Kopfschmerzen. Die Verkäufer in der Gucci Boutique hatten ihr die wildeste Kreation für Madame Dolce aufschwatzen wollen und erst nach sehr unfreundlichen Worten konnten sie von einer anderen Meinung überzeugt werden.
    Madame Dolce in einem engen schwarzen Kleid, das auch noch glänzte wie poliert? Lilys Mutter würde nur in ihrem Wiener Akzent dazu sagen: „Fesch“ – und damit würde sie nicht „schön“ meinen, sondern das komplette Gegenteil. Mama würde einiges als „fesch“ bezeichnen, allerdings nicht die Ehe ihrer einzigen Tochter mit dem größten Hallodri Europas.
     
    Mama wusste auch nichts von ihrer Ehe in Las Vegas. Das wusste nur Papa, aber der lachte nur darüber, weil seine Welt ohnehin verrückt war und eine Teenagertochter, die einem drogensüchtigen, kaum achtzehnjährigen Adeligen die Ehe versprach, war zwar verrückt, aber ihm nur ein Lachen wert.
     
    Das war eine Teenagerehe, die unter die Verrücktheiten der Jugend fiel, so hatte er diese Ehe abgetan. Deshalb hatte Lily es ihm gestanden, aber nicht ihrer Mutter, denn die wäre auf der Stelle tot umgefallen. Mama hatte überhaupt schon früh aufgehört, etwas von Lily zu erwarten, nämlich dann, als sie mit knapp sechzehn die Schule verließ, um die große Welt zu entdecken.
     
    Dafür hatte natürlich ihr Vater Verständnis gezeigt, aber ihre Mutter überhaupt nicht. Seither hatten sie kaum Kontakt, außer den Glückwünschen zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Ihre Mutter, Elisabeth Hohenberg, respektabel in zweiter Ehe mit dem Hamburger Senator Karl Willem, verheiratet, lebte in einer anderen Welt, wo ihre Tochter, ungebildet, ohne richtigen Job, keinen Platz hatte.
     
    Der Taxifahrer hielt vor der Adresse, die ihm die junge Frau genannt hatte. Er sah den eleganten Hauseingang, eine typische Pariser Bürgerwohnung in einem der vornehmen Bezirke mit den großen Balkonen, den Blumen und den Fensterläden, unweit des Jardin du Luxembourg, im Quartier Latin.
     
    Lily Marlene wollte ihn bezahlen, aber er lehnte kurz ab.
     
    „Danke, der Herr vorhin hat schon bezahlt.“ Natürlich hätte er den Fahrpreis nehmen können, aber er hatte seine Ehre, denn schließlich hatte er bereits 100 Euro für die kurze Strecke erhalten. Lily zuckte dahr nur mit den Schultern, stieg mit ihren vielen Einkaufstaschen aus und ging zum Hauseingang.
     
    Wie kam der Mann dazu, ihr einfach so die Taxifahrt zu zahlen? Nicht, dass sie sich beschweren wollte,

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