Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Die Frauen, mit denen er ins Bett ging, hatten entweder keine oder führten eine sehr offene Ehe, wie Mia.
Klein war sie eigentlich auch nicht. Vielleicht schielte sie auch, denn er hatte sie nie ohne diese schwarze Sonnenbrille gesehen. Oder sie hatte keine Haare. Keine Haare? Jetzt ging die Phantasie mit ihm durch! Natürlich hatte sie Haare.
Eine üppige Frau mit pechschwarzem Haar kam aus dem Hauseingang. Sie trug dicke Goldkreolen an ihren Ohren, ein cremefarbenes gut geschnittenes Kostüm und in der Hand eine Hermestasche.
Philippe wusste, dass es sich um ein Original handelte, denn seine Mutter hatte einen Schrank davon voll. Er hatte sehr viele Dinge von seiner Mutter gelernt. Sie hatte ihm nicht nur ihre Schönheit vererbt und den guten Geschmack, sondern auch die Gabe, Designergegenstände von Fälschungen zu unterscheiden. Ach ja, und den Wunsch, Geld zum Fenster hinauszuwerfen.
Wo waren wir... Er sah die Italienerin an. Zwanzig Kilogramm leichter und er würde sie flachlegen. Sie sah Sophia Loren ähnlich.
„Verzeihen Sie Madame, ich suche eine junge Frau…“ Kaum waren die Worte aus dem Mund, dachte er, wie dumm sie geklungen haben mussten. Jetzt musste sie ihn für einen Vollidioten halten!
Die Frau blieb stehen, sah ihn an, als wollte sie ihm den Kurztrenchcoat vom Körper reißen und grinste dann.
„Signore, Sie sehen nicht so aus, als würden Sie lange suchen müssen...“ Sie tippte ihn mit einem ihrer rot lackierten Fingernägel auf die Brust und sah hoch. Sie ging ihm nur bis zu den Schultern, trotz hoher Stöckelschuhe. Diesen Blick kannte er, denn so sah ihn jede Frau – beinahe jedes weibliche Wesen – zwischen vier und hundert an.
Er grinste verlegen und zeigte seine perfekten, weißen Zähne, die wie aus einer Werbung für Zahnärzte aussahen.
„Sie verstehen nicht. Ich suche eine bestimmte junge Frau, etwa so groß…“ Er machte eine Handbewegung zu seinem Kinn. „Sie hat eine Vorliebe für Hüte...auffällige Hüte“, fügte er in holprigen Italienisch hinzu.
Die Frau lachte wieder und rief aus „Oh, Mama Mia, Sie meinen meine Lily.“ Meine Lily? Ups.
„Si, Signora, das könnte sie sein.“ Sein Italienisch war zwar ein klein wenig eingerostet, aber sie hatte definitiv „ihre“ gesagt. War die junge Frau ihre Tochter? So alt war die Italienerin auch wieder nicht, aber manche bekamen früh Kinder. Wie Philippe, oder?
„Lily wohnt hier nicht“, sagte Esmeralda Dolce und seufzte laut auf. Der Mann sah zum Anbeißen gut aus. Warum hatte Lily den nicht gleich mitgenommen? Für den hätte sie mehr als fünfhundert Euro bezahlt. Allerdings sah er nicht so aus, als würde er das Geld brauchen. Sein Mantel war nicht billig. Aber außerdem war da natürlich auch noch Giovanni Dolce, der hinter ihr aus dem Haus geeilt kam und wieder mal fluchte.
Nur gut, dass ihn niemand verstand, wenn er die Haushälterin, seinen Chauffeur und den Rest der Franzosen in Paris verfluchte und zum Teufel wünschte.
Giovanni sah seine Frau mit dem großen, schwarzhaarigen Mann am Gehsteig vor dem Haus. Er war ein wenig kurzsichtig, weigerte sich aber, eine Brille zu tragen und erst als er näher kam, genaugenommen zehn Zentimeter entfernt stand, sah er, wer der junge Mann war - niemand anderer als Philippe d´Arthois!
Wut stieg in ihm hoch. Wie kam der Mann dazu, so nahe bei seiner süßen Frau zu stehen?! Es war doch überall bekannt, dass Philippe mit jeder schönen Frau schlief, die ihm über den Weg lief und die Frauen waren im Durchschnitt Jahre älter als er selbst. Kein Wunder, der Junge war eben noch ein Junge!
Wut und Zorn stieg langsam hoch bis in seine Haarspitzen. Schließlich war er halber Süditaliener und die hatten nicht nur ein Klischee aufrecht zu erhalten…
„Ah, Giovanni, Signore sucht unsere kleine Lily...“ Lily? Der war hinter der dünnen Blonden her?
„Deine kleine Lily? Das Mädchen ist nicht klein!“ rief Giovanni und starrte Phillippe an. Er war hinter der blonden Einkäuferin seiner Frau her? Was fanden Männer nur an diesen dünnen Frauen? Die sahen doch alle unterernährt aus!
„Ist Lily Ihre Tochter?“ fragte Philippe unsicher – und verdammte die vorhin noch gute Idee, diese Frau ausfindig machen zu wollen. Er hatte genug Frauen. Es mangelte ihn wahrlich nicht daran und er hatte Probleme, sich ihre Namen zu merken – obwohl er sich kaum die Mühe machte, sich an die
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