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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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gelesen.“ Mitleid war keines aus seiner Stimme zu hören, eher Spott. 
    „Da war mal eine Zeitung richtig informiert.“  Obwohl er in den letzten Wochen kaum noch Alkohol angerührt hatte, aber das wussten die englischen Zeitungen nicht.
     
    „Paul, ich brauche rechtlichen Rat.“
    Er sah Paul richtig verzweifelt an und Paul hatte einen klitzekleinen Moment Mitleid und so etwas wie ein Schuldgefühl. „Von mir?“ fragte Paul spöttisch. „Helen war die einzige Frau, die ich jemals zu meiner Frau machen wollte und dann kommst du mit deinem schönen Gesicht und ruinierst alles. Oh nein, mein Lieber, ich werde dir das nie verzeihen, dass ich nicht die Frau bekommen habe, die ich geliebt habe.“
     
    „Aber Helen wäre zu dir zurückgekommen!“ warf Philippe schockiert ein. Er hatte mit vielem gerechnet, aber sicher nicht damit, dass Paul ihm nicht verzeihen würde – oder was war das jetzt? Rache? Das war doch lächerlich! Alles wegen einer Frau, die das nicht mal wert war. Männer waren Idioten. Es war richtig gewesen, die Ehe mit Lily zu legalisieren, Lily war in dieser Hinsicht die beste Lösung.
     
    „Ich hätte ihr nie wieder vertraut!“ Paul zuckte mit den Schultern. „Du wirst bezahlen, mein Lieber. Du wirst dich nicht scheiden lassen. So einfach ist das. Es gibt keine zweite Madame d´Arthois!“ Paul schnippte mit den Fingern. „Verdammt Paul, höre mir einen Moment zu, ich will mich überhaupt nicht scheiden lassen! Lily ist und bleibt meine Frau!“
    Paul hörte ihn einfach nicht.„Außer du möchtest einen großen Skandal, einen sehr großen Skandal, in den deine ganze Familie mithineingezogen wird!“ Paul sah ihn an.
     
    „Von was sprichst du?“ fragte Philippe und wurde blass. Sprach Paul von seinem Vater? Hatte er überhaupt eine Ahnung, was sein Vater getan hatte?
     
    Paul meinte nicht seinen Vater. Er meinte den besten Geschäftsfreund und Partner in Arthois Investments, Gordon Apsen-Peston. Paul holte aus einer schwarzen Ledermappe, die auf dem Glasschreibtisch lag, einige Fotos und warf sie vor Philippe hin, der einige Schritte zurück zum Schreibtisch machte, um die Fotos zu sehen. Er sah sofort, welche Fotos es waren und wer auf ihnen zu sehen war. Henry, sein Halbbruder, war ein Voyeur gewesen. Nicht nur ein Voyeur, ein Zuhälter, ein Fotograf, wie auch immer, er hatte viel Geld für seinen schönen Bruder bekommen und er hatte beinahe immer zugesehen, wenn es seine Kunden erlaubten.
     
    Philippe schloss die Augen, ihm war übel. Es war, als wäre er wieder zwölf Jahre alt, seine Hände begannen zu zittern und Tränen schossen in seine Augen. Diese Machtlosigkeit, diese Ohnmacht, die er damals gefühlt hatte, war wieder da – er bezweifelte, ob sie jemals ganz verschwunden war. Sie war immer in seinen Träumen.
     
    Er konnte nichts machen. Er stand da, sah Paul Hilfe suchend an und Tränen liefen ihm über die Wange.
     
    „Das kannst du nicht machen. Du würdest Papa ruinieren“, sagte er flüsternd. Und er meinte seinen echten Vater.
     
    „Nicht ich, du würdest es tun. Was glaubst du geschieht, wenn herauskommt, dass der jahrelange Geschäftspartner deines Vaters auf kleine Jungs wild ist, obwohl er allen den braven Ehemann und Vater vorspielt? Was geschieht mit deinem Vater, der angeblich keine Ahnung hatte, dass sein schönes Kind gegen Geld mit Männern Sex hatte.“ 
     
    Als wäre das freiwillig gewesen, wollte Philippe ausrufen. „Paul, warum nur?“ 
     
    Paul konnte in diesem Moment nicht in diese türkisblauen, großen Augen sehen, die ein Meer von Tränen waren und ihn an den kleinen Jungen erinnerten, der einmal Philippe war.
     
    „Verschwinde, ich möchte dich nie wieder sehen! Du bist so geboren worden, so verkommen, mit deinem schönen Gesicht, selbst dein Vater sagt das über dich...“
     
    Paul drückte den Knopf der Gegensprechanlage: „Miss Berger, Monsieur d´Arthois  möchte gehen.“
     
    „Du brauchst mich nicht hinauszuwerfen. Ich gehe freiwillig“, stotterte Philippe und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von seinen Wangen und ging.
     
    Er warf laut die Eingangstüre zu. So ein Idiot, er musste rasch Geraldo anrufen.
    Die Sekretärin Miss Berger hatte leider das gesamte Gespräch mit angehört, denn die Türen waren immer offen und Paul hatte auch diesmal vergessen, sie zu schließen.
     
    Sie hatte jahrelang geschwiegen, aus Achtung vor dem ehrlichen Paul McKenney, der nicht für die Sünden seines Vaters büßen

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