Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Mann, der gut aussah und ihren Weg kreuzte und jetzt hatte er Ana! Wie lange würde er Ana halten? Armer, armer Harting!
Henry hatte in der Halle gewartet und die Post durchgesehen. Seine Gedanken waren bei Philippe und Caroline. Hatte Philippe etwa gelernt mit Geld umzugehen? Oder er hatte wieder einen dieser Werbeauftritte, wo er seinen nackten Körper der Welt zur Schau stellte. Er atmete tief durch und lehnte sich an die Säule. Sein Herz raste und seine linke Hand schmerzte wieder, es war, als würde ein Stein auf seiner Brust liegen, der ihm das Atmen erschwerte. Er sollte vielleicht doch einmal einen Arzt in London aufsuchen.
Philippe kam mit großen Schritten auf ihn zu und sah sehr besorgt aus. So ernst kannte er seinen Sohn überhaupt nicht. Hatte er etwa doch Catarina um Geld angebettelt? Henry fragte aber nicht nach, sondern beide gingen zu den Stallungen, wo Philippe das wunderschöne, schwarze Tier sattelte. Sehr willig sah es nicht aus, aber Philippe hatte schon auf mehr als nur unwilligen Poloponys gesessen. Der Hengst schüttelte seine Mähne und schnaubte.
Henry hatte einen Hintergedanken, wenn er Philippe mit dem Hengst losreiten ließ, denn einer Menge Restalkohol im Blut würde man ihm bei jeder Polizeikontrolle den Führerschein abnehmen und der Polizeichef war ohnehin nicht gut auf die Familie d´Arthois zu sprechen, wo ihm doch Caroline eine Ohrfeige verpasst hatte. Seine Tochter war genauso impulsiv wie sein Sohn, eindeutig dieses lateinamerikanische Blut!
„Das ist aber ein wildes Vieh“, meinte Sean McArney, der Philippe den Hengst brachte und respektvoll Abstand hielt, als Philippe aufstieg.
Der Hengst bäumte sich auf und einen Moment blieb Henry das Herz stehen, aber Philippe ritt seit Kindertagen und hielt sich mit seinen durchtrainierten Oberschenkeln im Sattel. Er sprach beruhigend auf das Tier ein und ritt mit ihm einmal zwischen den Stallungen auf und ab.
Er blieb dann vor Sean und seinem Vater stehen. „Der wurde aber in letzter Zeit nicht oft geritten“, stellte er fest. „Sean hat ihn manchmal geritten und ich ab und zu, aber er ist ein wildes Tier. Ana hat ihn im Sommer geritten. Vielleicht ist er ein Frauenpferd, denn bei ihr bockte er nicht.“ „Bei Ana bockt kaum jemand. Die fürchtet jeder“, meinte Sean. Ana war dem Jungen immer wie ein halber Junge vorgekommen und Sean mochte keine Mädchen, die dachten, sie seien besser als Jungs.
Philippe lachte auf und wendete das Pferd. Es war ein wirklich schönes pur sang, ein Vollblut. Aber was sollte dieses teure Pferd in den Stallungen von Henry? Er wendete das Pferd und sah, wie Sean das Gesicht verzog. Aha, der Junge hatte Ambitionen. Wahrscheinlich eiferte er dem großen Alessandro nach und war mit ihm über die Hürden geritten.
Philippe grinste und beugte sich zu dem Hengst. „Mal sehen, was dir der Junge beigebracht hat“, flüsterte er dem Hengst zu und ritt los. Sean und Henry sahen Philippe nach, wie er auf den ersten Zaun losritt. Sean stöhnte laut auf. „Oh nein!“
Henry lachte. Philippe nahm mit Leichtigkeit die erste Hürde. Sean, der einen Moment die Augen geschlossen hatte, sah wieder hin.
„Keine Angst, er hat von Alessandro Parcours reiten gelernt. Hengst ist bei Philippe in guter Hand“, beruhigte ihn Henry und klopfte dem Jungen auf die Schulter. „Aber er ist doch diese kleinen Pferde gewohnt“, jammerte Sean. Henry lachte auf.
„Dich möchte ich auf den kleinen Pferden sehen. Lass das nur nicht Philippe hören. Die kleinen Pferde nennt man Ponys.“
Sean wurde knallrot. Der Alte sprach wieder mit seinem Sohn. Das musste er gleich seiner Mutter erzählen, denn die liebte Klatsch und Tratsch, vor allem wenn es Philippe d´Arthois betraf.
Philippe fand den Weg zu Alessandros Vaterhaus blind. Er war in seinen Kindheitstagen oft hierher geritten oder gefahren, je nachdem welchen Untersatz er zur Verfügung hatte. Der Hengst, das arme Tier ohne Namen, war in seinem Element. Es war ein Verbrechen, ein so schönes Tier einfach im Stall stehen oder von einem Jungen reiten zu lassen, dachte Philippe.
Philippe war lange nicht mehr in der Nähe des alten Tudorhauses von St. Gabriel gewesen und war schockiert, wie vernachlässigt alles wirkte. Die Stallungen waren in Ordnung, aber links und rechts vom Weg wucherte das Gras, die Wiesen waren lange nicht mehr gemäht worden, das Haus benötigte einige
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