Schatten der Vergangenheit (German Edition)
umarmte die Haushälterin, die auch er seit seiner Kindheit kannte.
Er war eben ein Charmeur, es lag ihm im Blut, dachte Alessandro ohne Neid. Ihn selbst kostete es immer Überwindung, nett und freundlich zu allen zu sein. Philippe war es immer und überall, ob es eine alte Frau oder ein Kind war.
„Es ist so schön, dich wieder zu sehen. Bleibst du zum Essen?“ fragte sie und tätschelte seine Wange. Der Junge sah aus wie immer. Diese Geschichten in den Zeitungen mussten Lügen sein, denn versoffen sah er wirklich nicht aus.
„Wenn mich Alessandro nicht hinauswirft.“ Philippe sah zu seinem Cousin, der die leeren Tassen wegräumte. Seit wann hatte der einen Ordnungsfimmel? Sicher seit er mit Antje zusammen war, denn die hatte einen Sauberkeitswahn, dagegen war seiner harmlos.
„Aber sicher bleibt er, wenn du ihn noch mitfüttern kannst“, sagte Alessandro mit einer Handbewegung, nachdem er die Tassen in den Geschirrspüler gestellt hatte.
„Gut, dann haben wir zwei Essen mehr.“ „Zwei? Wer ist noch hier?“ fragte Alessandro erstaunt. Von David wusste er. Der blieb hier wohnen, weil das Hotel ausgebucht war. „Die Freundin von dem Franzosen kam.“
Von wem sprach Peppa? Hatte David nicht erwähnt, dass seine Freundin ihm davongelaufen war? „Die Freundin?“ Philippe sah Alessandro an. „Weißt du nicht mal, wer deine Gäste sind?“ fragte er amüsiert.
„Doch, aber die Freundin ist neu.“ Als hätte Gina Loro dieses Stichwort gehört, schwebte sie zur Küchentür herein. Im Schlepptau den Bodybuilder von Freund – oder vielmehr Ex-Freund – David Rahat, der überhaupt nicht gut gelaunt aussah.
Philippe pfiff durch die Zähne und musterte Gina von oben bis unten. Gina Loro präsentierte ihre Reize äußerst freizügig. Der grasgrüne Rock war hauteng und endete zehn Zentimeter über den Knien und das T-Shirt legte sich an ihren sehr weiblichen Formen an und gab für jeden, der ihr gegenüberstand, den besten Blick auf ihre prächtige Brüste frei. Lange dunkle Haare fielen über ihre Schultern und sie hatte einen knallrot geschminkten Mund, der Philippe auf sehr dumme Gedanken brachte.
Dumm, weil der Typ, der angeblich ihr Ex-Freund war, sicher zehn bis zwanzig Kilo Muskelmasse mehr wog als Philippe und überhaupt nicht amüsiert und nett aussah. Er starrte – mit offenem Mund – was aber auch nur die anderen sahen und nicht Philippe, der daran gewöhnt war, solche Reaktionen hervorzurufen und es nicht mehr bemerkte.
Philippe sah nochmals auf Ginas Gesicht und stutzte. Make-up und Kleidung lenkten ab, das Gesicht näher zu betrachten, aber er hatte ein verdammt gutes Gedächtnis und Gina kannte er, aber irgendetwas stimmte nicht. Falsche Haarfarbe? Anderes Make-up? Hatte er schon mal mit ihr Sex?
„David, warum hast du mir nicht erzählt, dass du Philippe d´Arthois kennst“, flötete sie und klopfte David auf seinen muskulösen Oberarm. Nein, doch nicht, an die Stimme hätte er sich erinnern können. David konnte seinen Blick kaum von Philippe nehmen. Erst als sich Alessandro räusperte, sah er Alessandro verlegen an, der breit grinste. Alessandro kannte die Wirkung, die Philippe auf viele Frauen und Männer hatte.
David war erstaunt, dass Philippe unfotogen war, denn der Mann sah in Realität besser aus, als auf jedem Foto.
Mein Gott, der Mann sah umwerfend aus - und er war wirklich nicht schwul! Während seiner gesamten Militärkarriere, die er vorwiegend mit Männern auf engstem Raum verbracht hatte, hatte er wirklich nie den Drang gehabt, auf Tuchfühlung mit einem der Typen gehen zu wollen! Und wie jung Philippe war. Viel jünger als Alessandro.
Alessandro klopfte ihm auf die Schulter. „Du musst nicht verzweifeln. Viele Menschen reagieren bei Philippe so...“ „Der sieht noch besser, als auf jedem Foto aus“, flüsterte David, der sich für sein Starren entschuldigen wollte. „Ach, ich weiß...“ Alessandro war nicht neidisch auf Philippes Aussehen. Sein gutes Äußeres reichte.
„Ich sah ihn, als er heran ritt und dachte, ich bin in einem Film“, erzählte David.
„Das Pferd ist wirklich ein Prachttier. Woher er das wieder hat?“ Alessandro hatte es noch nie vorher gesehen. Es war ein englisches Vollblut. Das hatte er mit einem Blick erkannt.
„Kein Wunder, dass die Frauen ihm nachlaufen“, sagte David und machte eine Kopfbewegung zu Gina, die mit Philippe schamlos flirtete und sich an ihn
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