Schatten der Vergangenheit (German Edition)
sein ganzes Leben noch vor sich, dachte Benjamin mit einem kleinen Anflug von Neid.
„Ich kann das herausfinden und auch wann Harting weg ist.“
„Doktor, was haben Sie im vorherigen Leben gemacht? Für den Mossad gearbeitet?“ fragte Lily auf Deutsch.
Benjamin sah die blonde Frau von Philippe an und lächelte. Diese kleine Hexe wusste es, aber woher? Hier hatte jeder seine Geheimnisse, so wie es aussah.
„Du musst nicht alles wissen“, erwiderte er, ebenfalls auf Deutsch.
Sie lachte laut auf. Keine Frage, sie mochte ihn und diese Zuneigung beruhte auf Gegenseitigkeit.
Philippe verschränkte die Arme vor der Brust und sah zwischen Lily und Ben hin und her.
„Ich brauche keinen Babysitter! Und ich verstehe Deutsch!“
Und so wie ihn alle ansahen, waren sie alle einer anderen Meinung.
Wenige Tage später saß Benjamin neben Philippe in seiner Limousine, die einer seiner ehemaligen Mossadmitarbeiter lenkte. Selbst nach all den Jahren vertraute Ben nur wenigen Menschen. Er hatte sich in den Jahren im Geheimdienst einige Feinde gemacht und war sehr vorsichtig. So umgab er sich im Privatleben nur mit Menschen, auf die er sich zu 100 Prozent verlassen konnte, wie Chaim, seinen Fahrer – oder Ari, seinen persönlichen Bodyguard.
Er lehnte sich vor und bat den Fahrer: „Chaim, bleib vor dem Gebäude in der Nähe des Parkplatzes stehen.“
„Jawohl, Boss.“
Philippe sah wieder aus dem Autofenster auf das große Gebäude mit den getönten graublauen Scheiben, dem großen monumentalen Eingang und den vielen Drehtüren.
„Ist das wirklich richtig?“ fragte er.
„Ja, es ist Hartings Firmenzentrale, auch wenn du es nicht glauben willst!“
Wieso erstaunte das Philippe? Er war zwar nicht der Typ, der in Großkonzernen herumhing, aber Hartings Firmensitz sah aus wie Hunderte andere.
„Das glaube ich schon, aber Ana hat doch erst ein Kind bekommen und sie arbeitet bereits?“
Ach das war es. Benjamin hatte sich so etwas Ähnliches gedacht. Wie beruhigend. Er konnte also hoffen, dass Caroline wie Philippe eher traditionell erzogen worden war. Er würde seine Frau auch nicht gleich nach der Geburt eines Kindes zur Arbeit lassen. Er war ein wenig voreilig. Er sah bereits Kinder, wo er noch nicht mal mit Caroline Sex gehabt hatte. Sie hatte ihn tatsächlich nach dem Abendessen hinausgeworfen! Ohne Sex, gerade mal einen Abschiedskuss hatte er bekommen.
„Sie hat das Baby dabei, so wurde mir berichtet – und Harting ist in London, auf Geschäftsreise.“
„Na ja, wenn das so ist…“
Wie konnte man ein Baby mit ins Büro nehmen? Typisch Ana!
Philippe atmete tief durch und fasste nach dem Türöffner des Autos. Benjamin griff nach seinem Arm und hielt ihn unterhalb des Ellbogens fest.
„Es kann sein, dass sie dich hinauswerfen!“ warnte er ihn.
Philippe lachte auf.
„Mich? Hinauswerfen? Doktor, Sie scherzen...“
„Du sollst mich duzen. Das habe ich dir schon mal gesagt“, murrte Benjamin.
Er fühlte sich älter als er war, wenn Philippe und Lily ihn siezten.
„Weil Sie mit meiner Schwester schlafen?“ fragte Philippe zurück.
„Da bist du falsch informiert!“
„Das tut mir leid für Sie.“ Philippe grinste.
„Koste es nur aus, denn dir wird das Lachen gleich vergehen, wenn man dich mit Polizeigewalt aus dem Gebäude wirft.“
„Unsinn, warum sollte Ana das machen?“
„Ana vielleicht nicht, aber Hartings Leute.“
Benjamin hatte gehört, dass Harting Ana rund um die Uhr bewachen ließ und sehr besitzergreifend war. Ein Bekannter von ihm hatte mit Ana geflirtet und wurde dann von Harting, als dieser mit ihm alleine war, darauf hingewiesen, dass er es nicht schätze, wenn Männer mit seiner Frau flirten.
„Mal sehen...“ Er strich sein Hemd gerade und stieg aus.
Benjamin sah ihm nach, wie er auf den Eingang selbstsicher zuging, die Hände in den Hosentaschen, so als würde er sich mit Ana auf einen Kaffee treffen.
Chaim drehte sich um und sah seinen Chef an.
„Wenn Weiber am Empfang sind, bezirzt er die schon“, sagte er zuversichtlich.
Benjamin lachte auf.
„Was du nicht alles weißt, Chaim.“
„Ich bin nicht blind, Chef. Meine Kleine hat ein Poster von ihm in ihrem Zimmer hängen und darauf hat er nichts an.“
„Wie alt ist denn deine
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