Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Mädchen.
„Denkst du etwa, dass ich dich so einfach zu einem anderen Mann gehen lasse?“ fragte er spöttisch und schlug den Kofferdeckel mit einem lauten Knall zu.
Ana zuckte zusammen. Sie hatte keine Gewalt von Harting erwartet. Harting war immer rational. Sie glaubte auch immer weniger, dass er Alessandro die Hand gebrochen hatte. Harting war nicht zu solcher Gewalt fähig.
„Der andere Mann ist mein Vater, du Idiot.“
Mit diesen Worten brachte sie Harting aus der selbst auferlegten Ruhe und er ohrfeigte sie – auf die linke Wange. Die andere war noch immer rot von der Ohrfeige, die ihr Philippe gegeben hatte.
„Nenn mich nicht Idiot. Verstanden!“
Ana rieb sich ihre brennende Wange und sah ihn hasserfüllt an.
„Was willst du! Das Kind kannst du haben. Das will ich nicht, wenn es überhaupt von dir ist!“ rief sie aus.
„Denkst du, ich bin wirklich ein Idiot, Ana? Natürlich ist das Kind von mir. Ich habe einen Vaterschaftstest bei Peter gemacht. Auch mir kam der Verdacht, dass das Kind nicht von mir wäre, als du von seinem Bett so schnell in meines kamst und dann auch gleich schwanger warst...“
Ana wurde rot und setzte sich auf das Bett.
„Du warst dir selbst nicht sicher!“ spottete Harting – und wurde ein wenig ruhiger.
Sie sah so verzweifelt aus. Ana schüttelte den Kopf. „Du dachtest, es ist Philippes Kind, oder? So ein Pech, es ist meines.“
„Nein, du verstehst nicht. Er ist mein Bruder, mein Scheiß Halbbruder!“ rief sie aus und schlug die Hände vors Gesicht, weil sie sich wieder so schämte – oder auch so enttäuscht und wütend war, dass ihr ganzer schöner Plan nicht funktionierte und sie Harting für alles benutzt hatte.
Harting rieb sich die Stirn. Hatte er eben richtig verstanden? Philippe d´Arthois war Anas Halbbruder? Wie konnte das sein... Ah, die schöne Catarina war doch wie ihre Schwester gewesen... Soledad und Catarina, wie sich die beiden doch glichen.
Er lachte schallend auf. Er freute sich. Ja, er freute sich. Er brauchte nicht mehr zu befürchten, dass Ana mit Philippe davonlief. Er hatte Ana für sich alleine.
„Meine arme Ana, deine schönen Pläne waren auf Wasser gebaut und jetzt ist Atlantis gesunken.“
„Hör auf zu Lachen!“ rief Ana aus und stand auf. Sie ging zum Fenster und sah in den kunstvoll angelegten Garten der Villa. Sie zitterte am ganzen Körper und rieb sich die Arme.
„Es ist aber zum Lachen, Ana. Für mich zumindest. Du kannst nicht zurück zu deinem Vater. Was wird er sagen, wenn er weiß, dass du ihn stürzen wolltest? Außerdem hat er jetzt einen Sohn.“
Wie gut er das nachvollziehen konnte, dachte Harting.
„Wie kannst du dich so über mein Unglück freuen?“ fragte Ana und sah ihn über die Schulter an.
Ihr war kalt, obwohl es nicht an der Temperatur im Haus lag. Sie rieb sich noch heftiger die Arme, aber es half nichts. Die Gänsehaut ging nicht weg.
„Weil ich es positiv sehe. Ich habe von dieser Vendetta ohnehin nie viel gehalten. Er ist dein Vater, ob du willst oder nicht und er hat seine Ansichten, die objektiv betrachtet nicht sehr zeitgemäß sind, aber er hat ein Recht auf seine Ansichten, so wie du auf deine. Er kann mit seinem Unternehmen tun und lassen was er will, so wie ich mit meinem. Ich habe nur den Aktionären und meinem Board Rechenschaft abzulegen, er seinen Mitarbeitern, aber sicher nicht dir als Tochter...“
„Aber ich habe dich deshalb geheiratet!“ rief Ana laut aus.
Peter lachte bitter. Er hatte sich vorgemacht, dass ihn Ana liebte, ja mochte und gerne in seiner Nähe war, denn er hatte einer damals Siebzehnjährigen nicht soviel Hintertriebenheit zugestehen können, dass sie alles nur tat, weil sie sich rächen wollte, aber es sah so aus, als hätte er sich getäuscht.
„Ach Ana.“
Er kam zu ihr und griff in ihre offenen Haare und zog sie an sich. Sie tat ihm leid, aber selbst in ihrem Elend war Ana stur.
Sie lehnte sich von ihm weg, aber er war der Stärkere von beiden und hielt sie fest.
„Als wüsste ich das nicht“, flüsterte er ihr ins Ohr und legte die Arme um sie.
Sie wollte ihn wegschieben, aber er ließ es nicht zu.
„Ich will eine Scheidung“, sagte Ana trotzig.
„Aber ich nicht... Außerdem, wohin willst du gehen? Zu deiner Familie, die dich hasst? Einen Job bekommst du nicht, dafür hat dein Vater gesorgt und wenn du
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