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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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Marmortreppe hoch in den ersten Stock, dort wo die Schlafzimmer und das Kinderzimmer lagen. Er hörte, wie das Kindermädchen mit dem Baby Spanisch sprach. Das Kind würde kein Wort Englisch lernen, wenn es so weiter ging, dachte er kurz und öffnete leise die Türe. Die Argentinierin sah von dem Baby auf und errötete tief.
     
    „Mister Harting“, stotterte sie, so als hätte Peter sie bei etwas Unerlaubtem ertappt.
     
    Ach Gott, dachte Harting, er wollte die Frau doch nicht auffressen oder entlassen. Die hatte Angst vor ihm, was er überhaupt nicht verstand, denn er war immer höflich und korrekt zu ihr.
     
    „Hallo, ist mit meinem Sohn alles in Ordnung?“ fragte er und kam näher.
     
    Er konnte es immer noch nicht glauben, dass er einen Sohn hatte. Sein Sohn... Harting griff nach dem winzigen Baby und hob es vorsichtig aus dem Kinderbett. Wie wunderschön und klein sein Sohn war. Der Junge sah ihn mit grünblauen Augen an.

 
    „Na, junger Mann, wo ist deine Mutter?“
     
    Eine winzige Hand streckte sich und tastete nach Hartings Gesicht. Hartings Herz machte dabei immer einen Sprung. Wie glücklich er war, wenn er das Kind sah. Alles Geld konnte ihm nicht den Moment kaufen, den er erlebt hatte, als er das erste Mal seinen Sohn in den Armen hielt. Ehrlicherweise hatte er sich noch besser gefühlt, als er den Vaterschaftstest in der Hand hielt, aber selbst wenn es nicht sein leiblicher Sohn gewesen wäre, hätte er ihn nicht mehr hergegeben. Er liebte das Kind.
     
    „Ihre Frau ist in ihren Räumen, Senior“, sagte das Kindermädchen, das sehr wohl auch Englisch verstand und nicht so dumm war, wie Ana dachte.
     
    Bei Peter Harting war sie sich nicht sicher, denn er hatte sie immerhin eingestellt und ihre Zeugnisse und Empfehlungen gesehen.
     
    Harting legte das Baby vorsichtig in das Bett zurück, gab ihm noch einen Kuss auf die weiche Stirn und ging in Richtung der Räume von Ana. Er hatte auf ein gemeinsames Schlafzimmer bestanden, aber Ana hatte ein eigenes gewollt. Wenn er nicht da war, schlief sie in ihrem eigenen Schlafzimmer, das viel weiter vom Kinderzimmer entfernt war, so dass sie das Baby nachts nicht hören konnte. Sie sagte, sie brauche ihre Ruhe, aber für Harting war das nur ein weiteres Zeichen für ihr Desinteresse an ihrem eigenen Kind.
     
    Ana hörte Harting nicht, als er den Raum betrat. Sie war dabei, ihre Polojeans und Poloshirts in einen Koffer zu werfen, und nicht viel mehr, so wie Harting es von der Türe aus sah. Seine Frau hatte auch keine weiteren Interessen, außer ihrem Job und Polo. Im Theater oder in einem Konzert langweilte sie sich und Partys sah sie nur zweckorientiert, um andere Leute kennen zu lernen, die für Hartings Firma oder ihren großen Plan interessant waren.
     
    Freunde brauchte sie keine, so war ihre Meinung. Sie hatte ihre Polistas und die Stallburschen, mit denen sie stundenlang herumhängen konnte. Und nicht zu vergessen, Noel de Savigny, der ein häufiger Hausgast war.
     
    Harting mochte Noel nicht. Er bekam Gänsehaut in seiner Gegenwart, vor allem wenn ihn Noel mit seinen blauen, kalten Augen ansah, als würde er durch ihn durchsehen.
     
    Und daher war es nicht erstaunlich, dass Ana nur ihre Sportsachen packte.
     
    „Wohin willst du?“ fragte Harting ruhig, obwohl ihm das schwer fiel.
     
    Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt und er war nah daran, einen Wutausbruch zu bekommen.
     
    Ana zuckte zusammen.
     
    „Mein Gott, musst du dich so anschleichen!“ rief sie aus und sah ihn nur kurz an, ehe sie weiter ihre Sachen in einen schwarzen Flugkoffer warf.
     
    Peter trat näher an sie heran, so nahe, dass er nach ihrer Hand greifen konnte und sie festhielt.
     
    „Wohin willst du, Ana?“ fragte er wieder.
     
    Sie versuchte, ihm die Hand wegzuziehen, aber es gelang ihr nicht.
     
    „Lass mich los!“ rief sie ungeduldig.
     
    „Ich will eine Antwort!“
     
    Harting versuchte weiterhin, seine Wut und seinen Ärger zu unterdrücken.
     
    „Nach Argentinien“, antwortete Ana schließlich.
     
    „Zu ihm?“ fragte Peter und ließ ihre Hand los.
     
    „Zu wem?“ fragte Ana.
     
    „Stell dich nicht dumm, du bist es nicht. Die ganze Welt weiß es!“
     
    „Ah, deine Spione haben dir bereits erzählt, dass Philippe bei mir war.“ 
     
    Ihre Stimme zitterte ein wenig. Es entging Peter nicht, denn er kannte sie inzwischen viel zu gut. Sie tat zwar so, als wäre sie hundert Jahre alt, aber sie war immer noch ein

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