Schatten der Vergangenheit (German Edition)
sah auf die Tribüne, wo Lily neben ihrer Schwägerin saß.
Ben lachte leise.
„Polo? Ach Gott, ihr wisst doch, mich interessiert das überhaupt nicht.“
„Und weil es hier schöne Frauen gibt, die Vladimir mehr interessieren als die zu klein geratenen Pferde“, fügte Benjamin mit einem müden Lächeln hinzu.
Verdammt, er sollte doch die Migränetabletten nehmen, sonst konnte er sich in wenigen Minuten verabschieden und in sein abgedunkeltes Hotelzimmer legen.
„Schöne Frauen gibt es in Frankreich auch“, murmelte David sauer.
„Ja, deine Gina...“
„Gina und ich sind nicht mehr zusammen.“
Ein auf und ab, wenn er ehrlich war. Sie trennten sich, sie stritten, sie versöhnten sich...
„Da schau mal! Ist das nicht diese Kindfrau, die Harting geheiratet hatte?“ fragte Vladimir plötzlich und zeigte zu den Dorrego Sitzen, den beliebtesten Plätzen beim Polospiel in Palermo, nur wenige Meter von Ben und seinen Freunden entfernt.
„Warum sitzen wir eigentlich nicht dort?“ fragte David.
„Weil wir nicht wollten“, sagte Ben.
„Wir wollten nicht? Du wolltest nicht, weil dich dann die Schwarzhaarige besser sieht“, entgegnete Vladimir.
„Oder die Blondine, ihre Schwägerin“, erwiderte Ben rasch.
„Hm.“
Benjamin drehte den Kopf. Er sah weder Harting, noch seine blutjunge Ehefrau.
„Ich sehe nichts“, sagte er daher.
„Da, die mit dem Pferdeschwanz und den dunkelblonden Haaren. Das ist doch das Mädchen.“
David sah nun auch Ana und Harting.
„Ja, in der ersten Reihe. Er trägt eine Polokappe.“
„Sein Team Soledad hat die Qualifikation nicht geschafft“, sagte Vladimir.
„Der hat sicher etwas anderes im Sinn als Polo zu spielen, bei dieser blutjungen Frau!“ meinte David.
„Der hat eine fanatische Polospielerin geheiratet“, erklärte Vladimir, der sich sehr gut an Anas Spielkünste erinnern konnte.
Ben dachte an die sechzehnjährige Ana, die er in Paris getroffen hatte. Sie hatte wenig gemeinsam mit der jungen Frau, die neben Harting saß und so wirkte, als wäre sie unter Drogen.
Sie hustete. Harting sah sie an, legte den Arm um sie und strich ihr zärtlich über die Wange.
„Ich glaube, er liebt sie wirklich“, stellte David fest.
„Warum auch nicht? Sie ist doch die Mutter seines Sohnes und sie könnte seine Tochter sein. Er wäre ein Idiot, wenn er so ein Mädchen schlecht behandeln würde.“
„Ihr seid nur neidisch, weil ihr keine abbekommen habt“, meinte David.
Eine Retourkutsche musste sein, wo sie ihn doch bis nach Argentinien geschleift hatten und ständig an seiner Beziehung mit Gina herumnörgelten.
„Ach was, ich will doch kein Kind, ich will eine echte Frau“, sagte Vladimir.
„Nein, aber die Frau eines anderen und zudem ist die auch nicht viel älter“, erinnerte ihn Ben.
„Du musst gerade etwas sagen. Dich hat eine Frau aus deiner eigenen Wohnung geworfen!“ konterte Vladimir.
„Ruhe, ihr Zwei. Es reicht“, unterbrach David und lehnte sich vor.
Er dachte, dass er einen der Spieler, der eben mit seinem Pony vorbeiritt und die Masse dazu brachte, dass sie laut klatschte und irgendetwas rief, erkannt hatte.
„Ist das nicht der Schönling?“ fragte er.
„Gott, du brauchtest aber lange, bis du das gesehen hast“, seufzte Vladimir.
„Na ja, ich interessiere mich nicht so für Männer.“
„Sehr witzig, wo du doch so geklotzt hattest, als du ihn das erste Mal live sahst.“
David wurde rot, weil er sich genau an den Tag noch erinnern konnte.
Die Menge brüllte noch lauter, als endlich das Spiel begann und die Ponys dem kleinen Ball nachjagten. David und Ben sahen Vladimir erwartungsvoll an, als die Menge schrie und der Kommentator etwas sagte, was durch den Lärm beide nicht verstanden. Es konnte allerdings auch an ihren mangelnden Spanischkenntnissen liegen.
„War das ein Tor? Und wer hat es geschossen?“ fragte David.
„Angelo Monteverdi für die Balladors.“
„Ah, das ist der Typ, mit dem Philippe immer herumhängt“, sagte Ben.
„Der ist schwul?“
„Nein, nur auch ein Weiberheld.“
„Nur gut, dass uns keiner versteht“, meinte Vladimir.
Die Drei hatten es vorgezogen, sich auf Hebräisch zu unterhalten.
„Aber dafür wirft uns der Mann zwei Sitzreihen hinter uns böse Blicke zu. Ich glaube, der mag keine
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