Schatten der Vergangenheit (German Edition)
alleine“, versprach er ihr.
„Fall nicht vom Pferd“, sagte Lily nur.
Philippe schüttelte den Kopf.
„Lily, jetzt bist du solange mit mir verheiratet, dass du wissen solltest, dass ich nüchtern nicht vom Pferd falle!“
Einer der Pferdepfleger lachte spöttisch, denn dieser konnte sich noch an Philippes Sturz erinnern.
„Lach nicht, Paolo!“
Philippe stieg auf, nahm die Reitgerte von Paolo und wendete das Pony. Lily winkte ihm kurz zu und ging dann zurück zur Tribüne.
Alvarez sah Lily kurz an.
„Alles in Ordnung?“ fragte er.
Lily nickte. Caroline griff nach ihrer Hand.
„Hast du Noel gesehen? Ich bilde mir ein, ich habe ihn gesehen.“
„Du musst dich irren. Ich sah ihn nicht“, sagte Lily rasch.
Unweit der Spielertribüne, auf der Alvarez mit seiner Familie und den anderen Familien der Polospieler Platz genommen hatten, saß Benjamin Lewis-Cohen. Er massierte mit den Zeigefingern seine Schläfen, was jedoch nicht wirklich gegen seine Kopfschmerzen half.
Die Nacht zuvor hatte er kaum geschlafen. Er konnte nie in einem Flugzeug schlafen, selbst nicht in der Ersten Klasse und der lange Flug von Frankfurt, wo er die letzte Woche verbracht hatte, hatte seine Kopfschmerzen nur verstärkt.
Benjamin litt unter Migräne und er wusste, dass er Medikamente nehmen sollte, die ihm sein Arzt verschrieben hatte, aber Benjamin nahm selten Tabletten, auch nicht, wenn er unter starker Migräne litt, wie seit zwei Tagen.
Nicht, dass er zu einem großen Polofan geworden war, denn ihm war dieses Spiel immer noch ein Rätsel. Vor allem verstand er noch immer nicht, wie man ein Vermögen für kleingewachsene Pferde ausgeben konnte, aber vielleicht war es einfach nur seine rationale Erziehung und sein eher mittelständisches Elternhaus, das sich weder Reitunterricht, noch ein Pferd leisten konnte.
Geraldo Alvarez hatte ihn persönlich eingeladen, aber er hatte abgelehnt. Er konnte momentan Caroline einfach nicht sehen. Die Frau war ein Widerspruch in sich. Einmal war sie zärtlich, leidenschaftlich, anhänglich und dann das komplette Gegenteil davon. Der Höhepunkt war, dass sie ihn aus der gemeinsamen Wohnung geworfen hatte und er eine Nacht im Hotel schlafen musste, ehe er geschäftlich nach Frankfurt reiste.
Was bildete sie sich ein! Er ballte seine rechte Hand zur Faust, so wütend war er, der sonst immer der Herr seiner Gefühle war. Eiskalt hatte ihn David genannt und Vladimir hatte ihm in Frankfurt gestanden, dass Ben der einzige Mensch war, vor dem er Angst hatte. Vladimir und Angst! Halb Europa hatte Angst vor den Umtrieben von Vladimir, der eine Firma nach der anderen aufkaufte und in sein Imperium einverleibte. Ein bösartiger Journalist hatte Vladimir als russische Pest bezeichnet, die sich über Europa ausbreitete.
Vladimir musste betrunken gewesen sein, denn anders konnte Ben das Geständnis nicht erklären – auch nicht, dass er in Lily verliebt war. Lily hatte nun jede Wohnung, jedes Haus, jede Villa und selbst Vladimirs Yacht, die in Cannes vor Anker lag, neu eingerichtet und Vladimir überlegte sich, noch weitere Häuser zu kaufen, damit Lily in seiner Nähe und für die nächsten Jahre beschäftigt war. War der Mann total verrückt? Merkte Vladimir nicht, dass er bei Lily keine Chance hatte?
Ben sah auf seinen Sitznachbar, Vladimir Noschenko. Bis nach Buenos Aires war Vladimir geflogen. Welch ein Narr!
Ben hatte zu Beginn auch versucht, mit Lily zu flirten. Niemand konnte ihm das vorwerfen, denn Lily war eine außerordentliche Schönheit und Philippe selten in New York, aber auch flirten war für Lily ein Fremdwort. Sie machte auch nicht mal den Versuch, es zu tun, nicht mit ihm, nicht mit anderen Männern. Lily war wahrscheinlich die letzte Frau auf dieser Erde, die absolut monogam und treu war. Es gab für sie nur einen Mann, in guten und in schlechten Tagen und das war Philippe. Philippe hatte keine Ahnung, was er mit Lily für einen Fang gemacht hatte!
Vladimir verrenkte sich den Hals nach Lily.
Aber er war sicher der Falsche, um Vladimirs Hoffnungen zu Nichte zu machen, wo er doch nun seit Jahren Caroline wie ein läufiger Hund nachlief.
„Kann mir einer von euch Zwei sagen, warum wir hier sind?“ fragte David, der verzweifelt die richtigen Plätze gesucht hatte und sich nun zu Ben und Vladimir gesellte.
„Weil wir Polo ansehen wollen“, sagte Vladimir und
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