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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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Zählerstand.
     
    „Es ist erst das zweite Chukka. Bis zum Ende kann viel geschehen“,  warnte Ana.
     
    Harting sah Ana an. Er zuckte zusammen. In dem Sonnenlicht des späten Nachmittags sah sie elendig aus. Ihre Wangen eingefallen, dunkle Schatten unter den Augen und sie zitterte.
     
    „Es reicht Ana. Wir gehen. Du gehörst ins Bett!“ 
     
    „Ich will das Spiel sehen, bitte Peter.“
     
    Sie sah ihn mit ihren grünen Katzenaugen flehend an und Harting tat es im Herzen weh. Er hatte sie zu Beginn nicht geliebt, wirklich nicht. Sie war besserwisserisch, altklug und launisch gewesen – und war es zum großen Teil auch immer noch, wenn er nicht in ihrer Nähe war.
     
    Dann kam Philippes Besuch und seine stolze Ana brach zusammen, nicht nur sprichwörtlich. Sie weinte tagelang, sie ging nicht außer Haus und wirkte willenlos. Mit viel Überredungskunst hatte er sie aus diesem Zustand locken können. Mit dem Versprechen, sie könne in Harvard ihr MBA machen, war es ihm dann gelungen. Er würde zum größten Teil der zwei Jahre nach Boston übersiedeln, nur um in ihrer Nähe zu sein – und um seinen Sohn zu sehen – und er entdeckte, dass er Ana nie wieder verlieren wollte, weil er sie liebte. Er liebte sie und er hoffte sehnlichst, dass sie es eines Tages auch tun würde. Was sollte er noch tun? Sie hatte doch alles, bald ein MBA, einen guten Job, Geld und ein Kind. Er hätte ihr auch eine eigene Polomannschaft gekauft, aber sie wollte nicht. Sie wollte von ihm kaum etwas.
     
    Sie war höflich zu ihm, mehr nicht. Sex mit ihr war…kalt. Ein anderes Wort fiel ihm nicht ein. Ihr Kind beachtete sie kaum, so als würde sie ihn damit bestrafen wollen – und das tat sie. Er liebte seinen Sohn über alles und er versuchte, das Liebesdefizit auszugleichen, aber er war eben nicht die Mutter. Und ab und zu fragte sich Harting, ob es eine gute Idee war, wenn er mit Ana zusammenblieb. Er konnte seinen Sohn auch alleine großziehen. Sie hatte ohnehin kein Interesse an ihm.
     
    Armes Kind und arme Ana. Sie hätte nicht nach Buenos Aires kommen sollen. Jetzt saß sie ihrer Familie gegenüber und war sich immer noch zu stolz, um ihren Vater um Verzeihung zu bitten.
     
    Harting legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich.
     
    „Ach Ana, du hast Fieber. Du gehörst ins Bett. Wem willst du damit etwas beweisen?“
     
    „Ich will das Spiel sehen“, flüsterte Ana unbeirrt.
     
    Peter Harting strich ihr über die Haare.
     
    „Ich kann dich ohnehin nicht von hier wegbringen, ohne einen Skandal zu verursachen.“
     
    Sie sah ihn an und schluckte. „Danke.“  „Ana, ich will deinen Dank nicht“, sagte er nur.
     
    Ana sah weg und blickte auf das Spielfeld, wo eben ihr Halbbruder einen halsbrecherischen Sturmritt hinlegte. Er schoss den Ball direkt in das Tor, riss den Kopf hoch und lachte.
     
    „Er wird von Jahr zu Jahr schöner“, gab Harting neidlos zu. „Er säuft nicht mehr soviel. Papa hat ihn im Griff.“
     
    „Oder er hat deinen Vater im Griff. Deinen Vater habe ich kaum wiedererkannt, als ich ihn gestern aus der Ferne in San Telmo sah...“
     
    „Du hast meinen Vater gesehen?“ fragte Ana erstaunt und konnte ihre Neugier nicht verbergen.
     
    „Ja, zufällig. Ich war mit einem Freund etwas trinken und bin über den Antiquitätenmarkt gebummelt. Er war in Begleitung von Lily und einem Jungen. Ich glaube, es war der Sohn dieser Modeschöpferin.“
     
    „Wie sah Vater denn aus?“ fragte sie leise.
     
    „Gut. Jahre jünger und sicher zehn Kilogramm leichter.“
     
    „Wirklich?“
     
    „Der Junge muss von Philippe sein, eines seiner vielen unehelichen Kinder“, erzählte Peter weiter. Die Ähnlichkeit mit Philippe war  bei dem Jungen nicht zu übersehen.
     
    Ana sah in Richtung der Spielertribüne. Sie konnte auf diese Entfernung ihren Vater nicht gut erkennen. Er war auch oft von Chus verdeckt.
     
    „Ana, geh morgen zu ihm...“ Ana schüttelte den Kopf.  „Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.“
     
    Peter griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Ich zwinge dich nicht dazu, aber er lebt nicht ewig und du vermisst ihn doch.“
     
    Ana schüttelte stumm den Kopf. Sie konnte nicht sprechen. Tränen stiegen ihr in die Augen.
     
    „Du hättest zumindest die Medizin nehmen sollen, die dir der Arzt verschrieben hat“, sagte Peter vorwurfsvoll.
     
    Ana schluckte und flüsterte: „Ich konnte nicht...ich bin…“
     
    Sie sah Harting an und kämpfte gegen die

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