Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Tränen.
„Was ist Ana?“
Er verstand sie nicht, denn die Menge jubelte wieder und die Glocke erklang. Das zweite Chukka war beendet.
„Was hast du gesagt?“ fragte er, als endlich wieder Ruhe eingetreten war.
„Ich bin wieder schwanger“, flüsterte sie. Peter hörte sie nicht. Es war zu laut.
Die Spieler wechselten die Pferde, ebenso die Schiedsrichter. Philippe ritt auf Princessa, seinem jüngsten Pony, ein dunkelbraunes, schönes Tier mit weißen Fesseln und einem herzförmigen weißen Fleck auf der Nase, aufs Spielfeld.
„Papa hat das Pony als Baby mit der Flasche gefüttert“, sagte Ana leise.
Harting atmete tief durch, enthielt sich aber jeden Kommentars.
„Sag mal, hat der so lange Haare oder sehe ich schlecht?“ fragte er stattdessen.
Er meinte Philippe, dessen schwarze Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren.
„Ein Stallbursche hat erzählt, dass sich Philippe erst die Haare wieder schneidet, wenn er alle drei Spiele gewonnen hat.“
„Und wenn nicht? Will er dann Rapunzel spielen?“
Harting gelang es zumindest, Ana ein Lachen zu entlocken – gefolgt von Husten. Harting legte einen Arm um sie.
„Ana, du gehörst wirklich ins Bett. Du hältst keine sechs Chukka durch.“
„Unsinn.“
„Was hast du übrigens vorhin gesagt? Ich habe dich nicht ganz verstanden...“
Ana sah Peter an und sah in diese hellblauen Augen, die mit kleinen Lachfalten umgeben waren.
„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich gab wirklich acht, aber…“ Sie war eine Idiotin, wie konnte sie natürliche Geburtskontrolle machen? „Von was redest du Ana?“ fragte Peter und runzelte die Stirn.
„Ich bin wieder schwanger!“
So jetzt war es heraus. Sie konnte sich das auch nicht erklären. Sie hatte immer angenommen, so kurz nach einer Geburt konnte man nicht schwanger werden, aber ihre Nanny meinte, dass es daher kam, weil sie das Baby nicht stillte... Peter riss die Augen auf und war sprachlos.
„Das kann ich nicht glauben!“ rief er aus. „Es tut mir leid.“
„Was tut dir da leid? Das ist doch großartig. Wir bekommen noch ein Baby!“
Er drückt sie fest an sich und küsste ihre heiße Stirn.
„Ach Ana!“
Philippe sah Ana und Harting, als er nahe an der Tribüne vorbeiritt und in der Pause nach dem vierten Chukka, erzählte er seinem Vater, dass Ana hier sei.
„Sie sitzt mit Harting dort.“
Alvarez zuckte mit den Schultern und reichte Philippe ein Handtuch, mit dem er sich seine verschwitzten Haare trocken rieb.
„Du solltest diese langen Haare endlich abschneiden. Du siehst wie deine Schwester aus.“
Philippe grinste und hing sich das Handtuch um.
„Wenn ich gewinne, schneide ich sie ab.“
„Wenn du nicht gewinnst, schneide ich sie dir ab“, drohte Alvarez.
Angelo lachte und zog Philippe an seinen langen Haaren.
„Aua!“ jammerte Philippe. „Den Weibern gefällt es“, verteidigte Angelo Philippe.
„Den Weibern gefällt alles, auch wenn er keine Haare hätte“, sagte Lily, die die Unterhaltung mitangehört hatte.
Philippe schüttelte den Kopf. „Eine Glatze nicht…“
Lily reichte Philippe ein frisches Polohemd.
„Zieh dich um. Es wird kühl“, sagte sie fürsorglich.
„Danke, Mama.“
„Als hätte deine Mutter dir jemals ein Polohemd gereicht“, zischte Alvarez.
„Doch, wenn es farblich nicht zu meiner Hose gepasst hat“, antwortete Philippe zynisch.
Angelo lachte laut auf.
„Deine Mutter ist dir sehr ähnlich.“
„Das hoffe ich nicht. Ich würde niemals das meinen Kindern antun, was sie getan hat“, sagte Philippe scharf und zog sein verschwitztes Hemd aus.
Auf seiner rechten Schulter hatte er einen sichtbaren Knutschfleck. Lily fragte sich nur, von wem er den hatte? Wieder Isabella? Oder Mia, die sicher auch in Buenos Aires war, es aber vorzog, einkaufen zu gehen, als am Poloplatz sich zu langweilen? Von ihr war er sicherlich nicht.
Alvarez hatte den Fleck auch gesehen. Er sah Lily an, die keinerlei Regung zeigte, aber ihre Augen sprachen für sich. Armes Ding, dachte Alvarez. Er sollte doch Philippe mal ins Gewissen reden. Lily war seine Frau. Er konnte sie so einfach nicht behandeln. Wenn er schon fremd ging, dann sollte er das so tun, dass es niemand erfuhr.
„Sieh an, wer da kommt!“ rief Angelo aus.
Er hatte Ben, Vladimir
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