Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Juden“, sagte David und hatte Lust, dem Mann die Zunge zu zeigen.
„Alter Nazi“, erwiderte Vladimir und zuckte mit den Schultern.
„Zu jung“, meinte Benjamin, nachdem er sich ein wenig umsah und den grimmig aussehenden Mann erblickte.
„Ich glaube, das ist Paul McKenney“, fügte er hinzu.
Paul McKenney sah seinem Vater von Tag zu Tag ähnlicher.
„Der Sohn von dem Perversen?“ Ben nickte. Paul sah merkwürdig aus, irre genaugenommen.
„Der ist sicher nicht gut auf mich zu sprechen, da ich seinen Vater fertig gemacht habe.“
„Der beging Selbstmord, sagt man.“ „Sagt man“, murmelte Ben.
David sah ihn an und atmete tief durch. Ben hatte sich nicht geändert. Es war besser Bens Freund, als sein Feind zu sein.
Die Menge sprang jetzt auf, jubelte, warf die Arme in die Höhe, Rauch stieg auf und Vladimir sagte, ehe er wieder gefragte wurde: „Jetzt hat der Schönling ein Tor geschossen und das erste Chukka ist vorbei.“
David seufzte.
„Wie lange dauert das Spiel?“
Gott sei Dank schien das Spiel in kurzer Zeit vorbei zu sein.
„Acht Chukka und wenn es unentschieden steht, weil beide Mannschaften ähnlich gut sind, wird verlängert.“
„Ach du liebe Güte“, rief David dramatisch aus.
„Schau dir lieber die schönen Frauen an“, meinte Vladimir, der Davids Missmut nicht verstehen konnte.
Hier wurde das weltbeste Polo auf den besten Ponys gespielt und David tat so, als müsste er sich aufopfern oder wäre bei einer Trauerfeier.
Benjamin war nun so übel, dass er beinahe brechen musste. Er stand auf, murmelte ein „Entschuldigt mich“ und entfernte sich von der Tribüne. Er taumelte nahezu von seinem Platz.
Er fand einen Platz im Schatten der Tribüne, setzte sich auf den Rasen und lehnte sich an einen der Pfeiler. Aus seiner Tasche fingerte er eine Tablette, steckte sie in den Mund und spülte sie mit Wasser aus der Wasserflasche hinunter. Dann schloss er die Augen und wartete darauf, dass das Medikament wirkte.
„Du siehst Scheiße aus“, hörte er eine Frauenstimme.
Er konnte sie sofort zuordnen, allerdings klang sie sehr rau und nasal. Er öffnete die Augen. Der Kopfschmerz machte ihn halb blind.
„Ana.“
„Immerhin erkennst du mich noch“, sagte Ana.
„Bist du krank?“ fragte er.
Ana nickte.
„Erkältung...“
Sie zog die blaue Weste enger um sich. Ihr war kalt, dann wieder heiß und Harting hätte sie am liebsten überhaupt nicht aus dem Bett gelassen, hätte sie ihm nicht vorgespielt, dass sie gesund sei. Das Finale in Palermo hatte sie bisher noch nie versäumt.
Sie lehnte sich an die Werbetafel.
„Und du?“ fragte sie.
„Migräne. Macht mich halb wahnsinnig.“
Und das war für ihn eine Untertreibung. Selbst zu reden war anstrengend.
„Du Armer.“
Ben schloss wieder die Augen.
„Tut mir leid. Ich kann dich nicht ansehen. Das Licht schmerzt.“
„Schon gut, ich muss ohnehin zurück.“
„Wie geht es dir denn?“
„Okay.“
„Wie geht es deinem Sohn?“
„Auch gut...“
Ana wollte schon gehen, aber die Frage lag ihr auf der Zunge.
„Bist du noch mit Caroline zusammen?“
Ben schüttelte den Kopf.
„Deine zwei Halbgeschwister haben ein Problem mit Beziehungen!“
Ana zuckte zusammen. Ja, sie hatte einen Halbbruder und eine Halbschwester. Sie verdrängte das gerne, wie alles, was mit Alvarez zu tun hatte, aber trotzdem dachte sie oft an beide. Sie kam nicht umhin, denn die schönen Gesichter der beiden waren überall zu sehen und Argentinien liebte die beiden neuen Staatsbürger.
„Schön, dich wieder zu sehen. Hoffentlich geht es dir bald besser“, sagte sie allerdings nur und ging.
Ben öffnete kurz die Augen und sah ihr nach. Sie war eine schöne Frau, aber sie sah jetzt älter als Caroline aus. Sie hatte Ringe unter den Augen und wirkte gehetzt. Vielleicht lag es an der Erkältung, an der nicht so lange zurückliegenden Geburt – oder sie war einfach nur unglücklich. Er sollte mit ihr kein Mitleid haben, denn schließlich war sie an ihrer Misere selbst schuld, aber Ben dachte immer noch an das junge Mädchen in Paris, wenn er von Ana hörte.
Ana ging zum Platz zurück und setzte sich wieder neben Peter Harting, der sie kurz ansah.
„Angelo hat ein weiteres Tor geschossen“, sagte er.
Ana sah kurz auf den
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