Schatten der Vergangenheit (German Edition)
weitergebracht.
„Seit wann?“ fragte er und sah zwischen den beiden hin und her. „Vor sechs Jahren in Las Vegas. War Liebe auf den ersten Blick“, sagte Philippe und wich dem Blick seines Vaters aus. Sein Vater ertappte ihn immer beim Lügen. Henry schnaubte ungläubig.
„Das ist wohl ein Scherz. Du und Liebe...“ Er konnte nicht anders, als diese Bemerkung fallen zu lassen, auch wenn er es kurz danach bereute, als er die Reaktion seiner Schwiegertochter sah. Lily verzog den Mund, als würde sie jeden Moment zu weinen beginnen.
Philippe legte den Arm um Lilys Taille. Sie tat ihm leid. Das hatte sie nicht verdient. „Du wirst es nicht glauben, Vater, aber so etwas gibt es...“
Henry verkniff sich einen weiteren Kommentar und sah Lily an. Das Unglück war geschehen. Er konnte es jetzt auch nicht mehr ändern.
„Wenn es so ist, dann soll es mir Recht sein. Willkommen in der Familie.“ Er gab Lily die Hand. Sie lächelte verkrampft und war nahe daran zu weinen. Ihre Augen glänzten bereits. So einen Empfang hatte sie nicht erwartet. Sie hatte tatsächlich gehofft, dass Philippes Vater erfreut sein würde, dass sein Sohn endlich sesshaft geworden wäre. War er überhaupt sesshaft geworden oder war für Philippe die Ehe nur eine nette Nebenerscheinung? Lily war sich nicht sicher und wurde noch unsicherer bei dem Gedanken, dass vielleicht für Philippe alles nur ein großer Spaß war, um den Vater zu ärgern.
Henry d´Arthois nahm seinen Sohn am Arm und zog ihn von Lily weg. „Wir müssen reden, so kann das nicht weitergehen,“ sagte er. „Kann das warten? Ich möchte mit Pablo ein wenig üben..“ Philippe jemand der unangenehmen Dingen gerne aus den Weg ging und er ahnte, dass sein Vater mit ihm über Geld sprechen wollte. Henry nickte. „Gut, aber wir müssen reden, Philippe.“
Ana di Solis hatte weiche Knie als sie das Auto verließ, mit dem sie von London bis zum Schloss gefahren war. Kein Mensch hatte sie gefragt, als man ihr den Autoschlüssel in die Hand drückte, ob sie überhaupt einen Führerschein hatte. Sie hatte zwar einen, aber nur Dank der Beziehungen ihres Vaters, denn schließlich war sie erst sechzehn.
In Argentinien war Autofahren kein Problem, jeder fuhr wie verrückt – aber auf der rechten Seite! An der ersten Kreuzung mitten in London war Ana falsch abgebogen und auf der Gegenfahrbahn gelandet. Welch ein Spaß, wenn man einem wütenden Londoner Taxifahrer entgegenkam, der sich an die Stirn fasste, um damit anzudeuten, sie sei wohl geisteskrank. Wahrscheinlich war es nicht mal legal in ihrem Alter, Auto zu fahren, gleich woher sie einen Führerschein hatte. Aber nun war es ohnehin zu spät für ein schlechtes Gewissen, denn sie war hier.
Auf der Autobahn lief es besser. Schließlich fuhren alle im Schritttempo. Das war schlimmer als in der Rushhour in Buenos Aires. Vor ihr und hinter ihr waren alles Luxuskarossen, aber keine konnte mehr als 30km/h fahren! Zweimal war sie dann falsch abgebogen. Die Orte hatten merkwürdige Namen und der Linksverkehr machte die Sache auch nicht einfacher.
Dieses Schloss mit dem Namen Coup de Foudre schien auch nicht jeder zu kennen, da die Leute sie mehr oder weniger nur anstarrten. Oder erwarteten sie, dass sie jeden Moment anfängt zu singen, ein Kunststück zu vollbringen oder Salsa im Bikini zu tanzen? Ihr Englisch war nicht so schlecht, zumindest hatte sich in den USA niemand darüber beklagt, aber die Briten waren immer komisch gewesen. Das hatte schon ihre Großmutter erzählt.
Oma mochte keine Briten, weil sie Las Malvinas noch immer besetzten, obwohl diese dummen Inseln mit den Schafen doch eindeutig argentinisch waren. Ana waren die Falklands eigentlich gleichgültig. Sie war froh, dass der Krieg auch das Ende der Militärjunta bedeutet hatte, aber ihre Großmutter sah das ohnehin anders. Sie war mit General Videla befreundet gewesen und nur viel Bestechungsgeld konnte den Teil der Familie nach dem Ende der Junta vor Strafen retten. Man munkelte, dass Oma nicht nur mit ihm befreundet gewesen wäre. Genaueres wollte Ana auch nicht wissen, denn Oma hatte definitiv eine schillernde Vergangenheit.
So und jetzt stand sie endlich vor diesem dämlichen Schloss mit dem noch blöderen Namen, hielt eine Mappe mit Dokumenten und Verträgen in der Hand und fragte sich, ob Henry d´Arthois noch nie etwas von der neuen Errungenschaft namens Internet gehört hatte.
Sie parkte den
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