Schatten der Vergangenheit (German Edition)
den Oberschenkel. „Und warum nicht? Bist du noch Jungfrau?“ fragte er irritiert. „Nein, bin ich nicht.“ Seit wenigen Tagen nicht mehr, dachte sie erleichtert.
„Was dann? Ich bin gut im Bett.“ Ana lachte wieder. „Das liest man. Aber nein, ich bin nicht interessiert.“
„Das verstehe ich nicht“, murmelte er, griff nach ihrer Hand, zog sie auf seinen Oberschenkel und strich mit dem Daumen Kreise auf ihren Handrücken. Sie war seinen Annäherungen gegenüber nicht immun, aber eine Affäre mit Philippe war keine gute Idee, überhaupt keine gute Idee.
„Philippe, ich mag dich. Ich könnte mir vorstellen, mit dir befreundet zu sein, aber wenn ich mit dir Sex hätte, wäre es keine Freundschaft mehr – und ich wäre nur eine von den vielen Frauen, die mit dir im Bett waren. Zudem, ich ficke keine verheirateten Männer. Prinzip!“ Philippe seufzte laut. „Ach, Ana, du weißt nicht, was du versäumst.“
„Herzschmerzen, Philippe, du hast einen Ruf...“ Er ließ die Hand los, legte den Arm um ihre Schultern und zog sie näher zu sich. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter. Er sah sie an. „Wir können trotzdem befreundet sein, du weißt?“ Seine Lippen näherten sich ihren. Ana sah in seine großen türkisblauen Augen, es war so, als würde sie auf einer Südseeinsel sein und in das klare Wasser springen. Ihrem Vater würde das gar nicht gefallen, überhaupt nicht... Sie öffnete ihren Mund und küsste ihn.
Liliane hatte das ganze Gespräch mitgehört, sie hatte Philippe gesucht und ihn gefunden, allerdings nicht alleine. Er hatte Ana einen eindeutigen Antrag gemacht, sie geküsst und das bereits am dritten Tag ihres Wiedersehens. Die beiden hatten sie nicht bemerkt, zu vertieft waren sie in ihr Gespräch.
Am liebsten hätte Lily ihre Koffer gepackt und wäre von diesem Schloss abgereist, aber wohin sollte sie? Zurück nach Paris? Damit würde sie Philippe immer wieder über den Weg laufen. Ihr Leben verlief so ruhig.. zu ruhig, wenn sie ehrlich war.
Ana, das Wunderkind, Ana, die Polospielerin... Lily war niemand, der schnell jemand nicht mochte, aber auf Ana traf es zu.
Sie lief aus dem Schloss, das sie auch nicht besonders mochte und lief in den Garten. Lily liebte Blumen, alle Arten von Blumen.
Hier roch es auch nicht nach Pferden und sie fand eine kleine Bank aus Stein und setzte sich. „So ein Mist!“ fluchte sie laut. Sie wollte nicht wieder weinen, es machte auch keinen Sinn, wieder zu heulen. Philippe würde sich nicht ändern, zu dieser bitteren Erkenntnis kam sie.
Lily legte die Hände über das Gesicht und zog ihre Beine an. Seine Eltern mochten sie nicht, die Stallburschen sahen sie komisch an, was hatte sie hier überhaupt verloren?
„Lass mich raten, Philippe bringt dich zur Verzweiflung?“ Lily nahm die Hände von den Augen und sah in das Gesicht von Philippes Schwester. Nicht, dass Lily Caroline jemals vorher getroffen hatte, sie verkehrten in anderen Kreisen, aber die Ähnlichkeit der Geschwister war nicht zu übersehen.
Caroline hatte die gleichen dunklen Haare und die gleiche Augenfarbe, ebenso die gleichmäßigen Gesichtszüge und hohen Backenknochen.
„Du bist Philippes Schwester, oder?“ fragte Lily. Caroline nickte und steckte ihre Hände in die Taschen ihrer weiten dunkelblauen Jeans. Sie trug eine weiße Bluse, die sie über den Nabel geknotet hatte. Lily und Caroline waren etwas gleich alt.
„Und du bist die Ehefrau, die Philippe plötzlich aus dem Hut gezaubert hat?“ Lily nickte. Caroline setzte sich neben sie auf die schmale Bank. „Hier riecht es nicht nach Pferd,“ sagte Caroline und amtete tief durch. „Du magst auch keine Pferde?“ fragte Lily erstaunt. „Nein, überhaupt nicht. Ich reite auch seit Ewigkeiten nicht mehr und bin sehr froh darüber, dass ich keinem Pferd näher als auf fünf Meter kommen muss.“
„Wie kann das sein, wo doch hier alle Pferdeverrückt sind..“ Caroline schüttelte den Kopf. „Sind sie nicht.. Mama mag auch keine Pferde.“ „Das merkt man ihr nicht an,“ sagte Lily trocken. „Mama ist eine sehr gute Schauspielerin.“ Die beiden jungen Frauen schwiegen und hielten ihre Gesichter in die Sonne.
„Wo ist denn mein Bruder?“ fragte Caroline. „Beschäftigt sich mit dieser argentinischen Praktikantin deines Vaters..“ „Die pferdeverrückte Alvarez?“ „Keine Ahnung, wie die heißt..“ „Ana di Solis Alvarez, ich habe von ihr gehört.“ „Ich noch nie, wer ist
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