Schatten der Vergangenheit (German Edition)
häufiger als seine Mutter, seine Schwester, Mia und auch öfters als Lily. Er war verliebt in die hochintelligente, reiche und unkomplizierte Ana.
Unkompliziert war Ana allerdings nur, wenn er nicht mit ihr über Politik, Umwelt und Wirtschaft sprach. Dennoch fand er selbst ein Streitgespräch mit ihr amüsant. Ganz im Gegensatz zu seinem Cousin Alessandro, für den diese Auseinandersetzungen mit Ana einfach nur mühsam waren.
Tief im Herzen hatte er immer an die große Liebe geglaubt. Auch alle zynischen und grausamen Versuche seines Stiefbruders hatten fehlgeschlagen, ihm dies auszutreiben. Wäre da nicht Lily...
Nach dem Streit mit seinem Vater war seine sorgenlose Welt, in der er sich nie um Geld hatte kümmern müssen, zerbrochen. Lily verstand nicht, dass sie plötzlich weniger Geld hatten.
Sie trug teure Designerkleider, ging auf Partys, fuhr teure Autos und der Schuldenstand auf Philippes Konto wuchs, denn Lily hatte weder Geld, noch wirkliche Fähigkeiten, etwas zu verdienen. Sie konnte höchstens scheußliche Hüte dekorieren. Sie konnte eines, Geld mit beiden Händen ausgeben. Sie lernte das in den wenigen Wochen ihres gemeinsamen Lebens. Nur Sex bekam er dafür nicht, aber er hatte Ana und die anderen Frauen.
August Neville hätte einige Bilder verkaufen können, aber ihn darum zu bitten, war Lily zu stolz und Philippe fragte auch nicht danach. Für ihn war August Neville wie ein Freund und einen Freund bat man nicht um Geld. Diesmal war Lily mit Philippe in die USA gereist, allerdings erst nach den Polospielen in Palm Beach und dann auch gleich nach New York, wo sie das tat, was sie am besten konnte – Geld ausgeben.
Philippe musste jetzt mehr Polo spielen, Fotoaufnahmen machen, reiste ständig um die halbe Welt, immer dem Geld hinterher – und trotzdem wurden die Schulden immer mehr.
Philippe sah auf den Zettel, den er in der Hand hielt und verglich die Adresse mit der am Hausschild.
„Ach Ana, warum kann eine Millionärin nicht wie andere Millionäre in ein Haus für sich alleine ziehen?“ stöhnte er auf, als er sah, dass es die richtige Adresse war. Ana wohnte wieder in einem Appartement Haus, das nur ein wenig besser als ihre vorherige Bleibe aussah. Es hatte fünf Stockwerke und lag sowohl in der Nähe der Harvard Universität, als auch einiger Studentencafes. Philippe, der in einer der ältesten Universitäten der Welt studiert hatte, beeindruckte all das jedoch nicht.
Seine Studententage hatte er stilgerecht, wie es sich für einen Arthois gehörte verbracht. Die Decke seines Wohnzimmers hatte eine Malerei geziert, die Jahrhunderte älter als die meisten Gebäude hier waren. Malerei würde es in Anas Zimmer nicht geben, außer dem Bild, das er ihr geschenkt hatte. Ana verstand nichts von Kunst, so wie er nichts von Buchhaltung verstand – oder Investments oder wie auch immer sie ihre Listen und Tabellen nannte.
Philippe läutete und jemand öffnete die Tür, ohne sich über die Gegensprechanlage zu melden. Er sah kurz an der Hauswand hoch. Wahrscheinlich hatte man ihn vom Fenster aus gesehen. Er hoffte es zumindest, denn er hatte Angst, dass Ana jeden ins Haus ließ. Man wusste doch, dass Amerika nicht sicher war. Schon gar nicht für das reichste Mädchen Südamerikas. Sie konnte entführt oder ermordet werden. Warum wohnte sie nicht wenigstens am Campus und nicht in San Francisco?
Der Fahrstuhl war mit einem dunkelroten Teppich ausgelegt. In einem Luxushotel ist dies eine schöne Sache, denn dort reinigte ihn das Personal öfters am Tag. In einem Wohnhaus, in dem vorwiegend schlampige Studenten wohnten, war dies nicht der Fall und so sah der Teppich auch aus.
Philippe ekelte es, als er daran dachte, dass der Aufzug schon ewig nicht mehr richtig gereinigt worden war. Mit nur dem Zeigefinger drückte er den Knopf für das oberste Stockwerk.
Eine Penthousewohnung würde sie wahrscheinlich nicht haben, dachte er sarkastisch. Der Aufzug ruckelte, ehe er sich in Bewegung setzte und Philippe sah sich hier schon einige Stunden festsitzen. Er sah nochmals auf den dreckigen, weinroten Teppich.
Was das wohl für Flecken waren? Lieber nicht darüber nachdenken. In einer Ecke stand ein leerer Kaffeebecher von Starbucks. Dort könnte er hineinpinkeln, wenn der Aufzug stecken blieb, dachte er. Schlimmer wäre jedoch, wenn er nichts zu trinken hätte.
Es kam aber nicht dazu, denn der Aufzug bewegte sich in die richtige Richtung und hielt auch im
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