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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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    „Sie würden dir aber gut stehen.“
     
    „Es sind Kleider und sie sind grün!“
     
    „Grün ist schön. Du hast grüne Augen.“
     
    „Na und? Trägt jemand, der blaue Augen hat, nur blaue Sachen?“
     
    „Ana, du bist schwierig!“ Sie sah ihre Tochter an. „Zum Friseur gehörst du. Die Haare sehen aus, als wären sie Jahre nicht geschnitten worden.“ 
     
    „Sind sie auch, wozu auch? Ich trage sie meistens zusammengebunden.“ Hatte Philippe nicht kürzlich so etwas Ähnliches gesagt?
     
    Elena sah Maria an und rollte demonstrativ mit den Augen.
     
     
     
     
    Zwei Stunden später besaß Ana mehr Kleidung als in ihrer amerikanischen Wohnung und hatte ihre Haare um zehn Zentimeter gekürzt und durchgestuft. Philippe hätte der Haarschnitt sicher gefallen. Warum nur rief er nicht an? Er hatte doch ihre argentinische Mobiltelefonnummer. Und wieder sah sie auf das Display, ob sie nicht doch einen Anruf verpasst hatte. Hatte er zu dem Abschiedsbrief nichts zu sagen?
     
    „Erwartest du einen Anruf?“ fragte Elena, der nicht entging, dass Ana häufig auf ihr Mobiltelefon sah.
     
    „Nein, nicht wirklich“, murmelte Ana.
     
     
     
     
    Geraldo war zutiefst enttäuscht, als er von Anas baldiger Abreise erfuhr. Nicht nur enttäuscht, auch verletzt. Warum konnte Ana nicht wie andere Töchter sein? Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn Ana ständig einen neuen Freund hätte und Geld ausgeben würde, wie die anderen Töchter aus reichem Haus, aber die Entfremdung zwischen ihnen verstand er überhaupt nicht. Diese Entfremdung, die schon vor sechs Jahren begann, als Ana jedes Geld von ihm ablehnte und ihre Großeltern, die Eltern seiner Frau, ihren Eltern bevorzugte.
     
    Er hatte gehofft, sie zum Polofeld mitnehmen zu können, aber sie war schon weg. Als er zum Platz kam, spielten einige Spieler, darunter auch seine Tochter. Sie war verdammt gut und waghalsig. Ihr Lachen und das der Männer war über das ganze Spielfeld zu hören. Dann sah er, wie sie an einen anderen Spieler stürmisch  heran ritt, um ihn abzudrängen und den Ball zu bekommen. Der Spieler, er tippte auf Chus Caravesso, lehnte sich über sein eigenes Pony und riss Ana aus dem Sattel. Beide landeten auf dem Boden. Wer auf wem lag, war in der Entfernung schwer zu sehen. Geraldo Alvarez blieb einige Sekunden vor Schreck das Herz stehen. Ein Pony lief ohne Reiter davon, aber kehrte zu den anderen Ponys zurück.
     
    Geraldo lief über das Spielfeld. Die anderen sechs Spieler hatten das Spiel unterbrochen und ritten zu dem noch immer am Boden liegenden Paar.
     
    „Ana!“ rief Geraldo entsetzt.
     
    Ana schaute hoch und lachte schallend. Sie war schmutzig im Gesicht, der Helm verrutscht, die weiße Jeans mit Gras bedeckt, aber sie war sichtlich unverletzt.
     
    „Hallo Papa“, sagte sie und klopfte Chus auf die Schulter, der jetzt auf dem Rücken lag und in den Himmel sah.
    „Chus, setz dich hin, sonst holen die anderen noch die Sanitäter!“ rief sie ihm zu. 
     
    Sie sah mit Erstaunen das erschrockene Gesicht ihres Vaters. Was machte er hier? Sie hatte gedacht, er bliebe zu Hause. Sie wollte keine Diskussionen mehr. Sie wollte ihre Ruhe und die nächsten Tage Polo spielen. Dann vielleicht noch einige Tage nach Mendoza oder nach Punta del Este, um am La Mansa oder am Balconada Strand in der Sonne zu liegen und zu versuchen, Philippe für immer zu vergessen. Aber noch war sie hier, in Buenos Aires.
     
    „Bist du verletzt, Ana?“ wollte Geraldo wissen.
     
    Seine Hände zitterten und er sah plötzlich Jahre älter aus, als er war. Er rang auch noch immer nach Atem, weil er über das Spielfeld gelaufen war und mit seinem Körperumfang war das schon eine Meisterleistung gewesen. Sein Arzt sagte auch immer, er solle abnehmen. 
     
    „Nein, da bin ich schon schlimmer vom Pferd gefallen – aber gerissen hat mich noch nie jemand.“
     
    Sie sah Chus an, holte mit ihrer Rechten aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Die anderen Spieler lachten laut.
     
    „Die hast du verdient, Chus“, sagten einige.
     
    Der Angesprochene grinste und rieb sich die rote Wange. Ach Ana, dachte er. „He, sie hätte mir sonst den Ball weggenommen!“ gestand er.  „Das kannst du in einem Spiel auch nicht machen.“  Ana ließ sich von einem der Spieler hochziehen.
     
    „Ich brauche ein Pferd. Caracus ist mir davongelaufen!“ rief sie. Die Ponys wussten immer, wo sie hingehörten und liefen zu den Stallburschen zurück, wenn sie

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