Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)

von denen er mir auch nichts sagen wollte. Aber ich werde mich hüten, mich zu beschweren, weil mir somit ja auch noch etwas Zeit bleibt, mir eine plausible Erklärung zu suchen, wieso ich eigentlich schon hier bin. Wo ich ihm von einem angeblichen Auftrag erzählt habe und deshalb nicht erreichbar wäre und stattdessen quietschvergnügt durch unser Heimatstädtchen springe.
    Deshalb bin ich wahnsinnig froh, dass er soweit abgelenkt war, nicht direkt fragte, was ich hier mache und warum ich ihm nichts gesagt und ihn belogen habe. Das verschafft mir zumindest ein wenig Spielraum, mir eine Erklärung einfallen zu lassen. Wenn ich dazu komme. Denn Melissa hat, jetzt wo Marc weiß, dass ich hier bin, natürlich sofort umorganisiert und mich bei der Vorbereitung der Hochzeit fest eingeplant.
    Nett, wie sie aber nun mal ist, habe ich lediglich die würdevolle Aufgabe, alles, was in den letzten Tagen vor der Trauung passiert, bildlich zu dokumentieren. Ich kann also das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und darf meiner Bestimmung, dem Fotografieren, nachgehen. Und das tue ich. Alles, was mir vor die Linse kommt, wird abgelichtet und ich muss mir selbst eingestehen, dass ein Motiv ganz besonders meine Aufmerksamkeit gepachtet hat. Marc.
    Wirklich bewusst wird mir das allerdings erst jetzt, wo ich am Tag vor der Hochzeit in unserem Hotelzimmer sitze und die Bilder auf meinen Laptop lade, während alle anderen beim Polterabend sind. Robert treibt sich gerade noch im Bad herum, weil er bei über einhundert geladenen Gästen auf einen potentiellen Flirt hofft und sich ganz besonders viel Mühe mit seinem Aussehen gibt. Wobei er schon eine halbe Stunde weiter wäre, wenn er nicht so rigoros versucht hätte, mich zu überzeugen, doch mitzugehen. Aber ich verzichte ganz bewusst auf das Spektakel heute, weil die letzten Tage gereicht haben und ich es keine Sekunde länger ertrage, diese Jennifer mit Marc zusammen zu sehen. Denn sie hat nicht eine Gelegenheit ausgelassen, um mir zu zeigen, dass sie momentan noch weit mehr von ihm bekommt als ich.
    Und so versuche ich mich damit abzulenken, die Fotos von den Vorbereitungen bis hin zur Generalprobe auszusortieren, wobei immer wieder Fotos von Marc meinen Blick auf sich ziehen und meine volle Aufmerksamkeit verlangen.
    Einige der Aufnahmen könnte ich gar nicht mehr bezeugen, selbst getätigt zu haben, was nur wieder viel zu deutlich macht, wie sehr Marc mich allein durch seine Anwesenheit verzaubert. Und ich bringe es nicht übers Herz, auch nur ein einziges der Bilder mit ihm zu löschen, selbst wenn sie noch so unsinnig sind. Jedes Einzelne wandert in einen separaten Ordner, der geduldig meine doch etwas peinliche Verliebtheit erträgt und sicher verwahrt.
    Für die Hochzeit selbst konnte ich Melissa aber immerhin zu einem anderen Fotografen überreden, worüber ich gleich doppelt froh bin, weil ich zum einen wohl kaum Zeit zum Mitfeiern hätte und zum anderen befürchte, es wären mehr Fotos von Marc in ihrem Hochzeitsalbum als von ihr und ihrem Alex. Was mich schon allein bei dem Gedanken wie einen schwer verliebten Teenager grinsen lässt.
    „Na, wie ist er so im Bett? Nur ne schicke Verpackung oder hält er, was sein ganzes Erscheinungsbild verspricht?“, reißt mich Robert plötzlich aus meiner Träumerei und umarmt mich von hinten, indem er seine Arme über meine Schultern legt und sein Kinn darauf abstützt.
    „Spinner“, hauche ich lächelnd, weil Robert es zumindest immer schafft, mich bei Laune zu halten, wenn sie zu kippen droht, was sicherlich jeden Moment passiert wäre, wenn ich noch länger auf das Foto auf meinem Bildschirm gestarrt hätte. Wo Marc direkt in die Kamera blickt und so wahnsinnig hübsch lächelt, dass mir ganz warm dabei wird. Was mir aber leider auch viel zu deutlich meine Sehnsucht nach ihm aufzeigt, die bedauerlicherweise immer wieder für meine Stimmungsschwankungen verantwortlich ist. Denn auf Dauer ist es kaum zu ertragen, auf ihn zu warten, bis er endlich die Erfüllung meiner Träume wird.
    „Na was denn? Ich werd ja wohl mal fragen dürfen, als dein bester Freund und Vertrauter, der dich hierher begleitet und sich auf eine gefährliche Mission begeben hat. Immerhin konnten wir nicht wissen, wie das hier läuft und so ganz ist es meiner Meinung nach auch noch nicht ausgestanden. Ich glaub ja ganz ehrlich noch nicht an eine freiwillige Aufgabe der Tussi von Marc. Die führt was im Schilde, das rieche ich. Wie sie dich keine Sekunde aus