Schatten Der Versuchung
dir!«, rief Jubal.
Das Rauschen von Flügeln war zu hören, das Dröhnen von Füßen und Pranken auf dem Holzboden, als die Vampire und ihre Klone zum Angriff übergingen. Mikhail löste sich in Dunst auf und strömte über die Köpfe der Kreaturen hinweg durch einen Türspalt in die Nacht hinaus, dicht gefolgt von Fledermäusen, Vögeln und Wölfen.
Natalya stürzte sich auf den nächsten Wolf. Ihre Gedanken überschlugen sich. Die geklonten Wölfe waren zurückgeblieben, und dazu spürte sie etwas Böses, das vermutlich gerade verstohlen nach oben schlich. Die Vampire hatten Vikirnoffs Verfolgung aufgenommen, aber sie war sicher, dass noch mehr von ihnen im Haus waren. Knurrend fuhr sie zu den Wölfen herum. Sie wollte sie möglichst schnell erledigen, damit sie Vikirnoff folgen konnte.
»Gib Natalya Deckung, Mirko! Ich gehe nach oben, um meine Schwester zu beschützen.« Jubal schnappte sich zwei Spraydosen und lief hinaus.
Die wenigen Leute, die sich näher wagten, um nachzuschauen, was hier vorging, ergriffen die Flucht, als Jubal aus demselben Zimmer gerannt kam, aus dem gerade etliche grausige Gestalten herausgeströmt waren. Im Flur war niemand zu sehen, aber die Wände schienen sich zu dehnen und wieder zusammenzuziehen, als atmete das Gebäude schwer. Die Tür zu Natalyas Zimmer stand einen Spalt offen, und Jubal blieb schlitternd stehen, um das Feuerzeug herauszuholen, für den Fall, dass er sich oder Gabrielle verteidigen musste.
»Ich komme jetzt rein«, rief er, bevor er vorsichtig ins Zimmer spähte.
Sein Herzschlag geriet ins Stocken, als er seine Schwester sah. Sie war weiß, fast grau im Gesicht, und Raven und Sara, die immer noch um Gabrielles Leben kämpften, sahen blass und erschöpft aus. Mikhail in seiner Verkleidung als Vikirnoff und Falcon schritten das Zimmer ab, um Wände und Fußboden zu untersuchen.
»Wir bringen Gabrielle hier weg, Jubal«, erklärte Falcon mit ruhiger Stimme. »Mikhail hat die Vampire auf eine falsche Fährte gelockt, um uns Zeit zu geben, Gabrielle in Sicherheit zu bringen.« Für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass Vampire in der Nähe waren und sie hören konnten, wollte Falcon Mikhails Tarnung so lange wie möglich aufrechterhalten, und das hieß, auch vor Jubal.
»Ist sie tot?«
»Ich werde dich nicht belügen. Wir erhalten deine Schwester am Leben, aber wir wissen nicht, ob unsere Bemühungen ausreichen. Sie hat tödliche Wunden erlitten. Vikirnoff hält ihren Geist fest, um zu verhindern, dass sie von uns geht. Ihre Körperfunktionen können wir aufrechterhalten, nicht aber ihren Lebenswillen. Vikirnoff war der Erste, der hier war, und ihr Geist ist an seinen gebunden, bis sie stirbt – oder die Umwandlung überstanden hat.«
»Wir müssen jetzt gehen«, sagte Mikhail eindringlich mit Vikirnoffs Stimme. »Ich fühle die Nähe des Vampirs, kann seinen genauen Standpunkt aber nicht ausmachen.«
Die Tigerin stürmte ins Zimmer, packte, ohne die anderen zu beachten, mit den Zähnen ihren Rucksack und verschwand im Badezimmer. Gleich darauf kam Natalya heraus, immer noch damit beschäftigt, Waffen in die Schlingen an ihren Hosen zu stecken.
»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber es waren ganz schön viele. Ihr müsst jetzt gehen.« Das Mal auf ihrer Haut brannte schmerzhaft. »Hier befinden sich irgendwo noch Vampire.«
»Jubal, hol den Wagen«, befahl Mikhail und hob Gabrielle in seine Arme. »Beeil dich! Wir haben nicht viel Zeit.«
Raven und Sara liefen zu ihm und schoben sich schützend vor die bewusstlose Frau, als der Prinz zum Balkon ging.
Ohne Vorwarnung sausten Stücke der Zimmerdecke in Form scharfer Speere herunter. Raven hob ihre Hände in die Höhe und schuf einen Schutzschild, während sie zum Balkon liefen. Jubal warf Natalya die Spraydose zu und rannte aus dem Zimmer und die Treppe hinunter, um den Wagen zu holen.
Natalya und Falcon teilten sich auf und stellten sich jeweils in einer Ecke des Zimmers auf. Natalya hob ihr Schwert. In der Decke klaffte ein tiefer Riss und etwas Dunkles, Schemenhaftes fiel ins Zimmer. Sie erkannte den Vampir sofort. Da sie wusste, dass Falcon bessere Chancen als sie hatte, ihn schnell zu töten, trat sie aus der Ecke vor, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
»Du kommst zu spät, Arturo«, begrüßte sie ihn. »Und du scheinst ganz schön angeschlagen zu sein. Du und dein Meister hattet wohl ein bisschen Ärger mit den Schattenkriegern, denn ehrlich gesagt, siehst du aus, als
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